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Gastgeber in der Fremde: Kosovo empfängt Kroatien

Große Hoffnung nach 1:1 in Finnland

Gastgeber in der Fremde: Kosovo empfängt Kroatien

Schauplatz des ersten kosovarischen WM-Qualifikationsheimspiels: das Stadion im albanischen Shkodra.

Schauplatz des ersten kosovarischen WM-Qualifikationsheimspiels: das Stadion im albanischen Shkodra. imago

Das Tabellenbild der Gruppe I ist nach dem ersten Spieltag naturgemäß noch wenig aussagekräftig, dafür umso kurioser. Weil nicht nur die Kosovaren in Finnland 1:1 spielten, sondern auch alle anderen Kontrahenten ihr Auftaktmatch mit diesem Resultat beendeten, liegen die sechs Bewerber um Platz eins allesamt gleichauf.

Und somit ist es auf dem Papier, wenn man so will, ein Spitzenspiel, das am Donnerstagabend (20.45 Uhr) im albanischen Shkodra stattfindet. 17.000 Zuschauer finden im Stadion "Loro Borici" Platz, wenn der Kosovo Kroatien zum Duell empfängt. Fans aus der Hauptstadt Pristina müssen rund 250 Kilometer zurücklegen, um den Spielort im Norden Albaniens zu erreichen.

WMQ Europa - 2. Spieltag
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WMQ Europa - Tabelle - Gruppe I
Pl. Verein Punkte
1
Kroatien Kroatien
4
2
Island Island
4
3
Türkei Türkei
2

Hoffenheims Kramaric: "Wir haben vor niemandem Angst"

Fast ein Jahrzehnt nach Erlangung seiner Unabhängigkeit kommt es für den Kosovo nun also zur "Heimpremiere". Trainer Albert Bunjaki räumte vor Journalisten ein, dass ihm das starke kroatische Team Sorgen bereite. Freilich fehlen mit Reals Modric, Barças Rakitic und Dejan Lovren vom FC Liverpool Leistungsträger bei den Gästen verletzt. "So ist das im Fußball", kommentiert Hoffenheims kroatischer Stürmer Andrej Kramaric. "Wir müssen uns ohne sie vorbereiten." Kroatien wolle dennoch immer gewinnen, "wir haben vor niemandem Angst". Die kroatischen Fußballanhänger werden sich auch nur mit einem Dreier zufrieden geben.

Der Kosovo gilt als das Armenhaus Europas, erst seit dem vergangenen Mai ist der 1,8-Millionen-Einwohner-Staat FIFA-Mitglied, zehn Tage nach einem knapp positiven UEFA-Votum. Eine handvoll Spieler hatte erst Stunden vor dem Auftaktspiel in Finnland die Spielgenehmigung erhalten. Der 21-jährige Arber Zeneli, in Schweden geboren, erhielt erst an diesem Mittwoch grünes Licht. Er hatte mit Schweden die U-21-EM gewonnen und ist nun schon gegen Kroatien spielberechtigt.

Kroatiens Trainer Ante Cacic rechnet mit einer "höllischen Atmosphäre, die Zuschauer werden auf der Seite der Kosovaren sein - aber unsere Jungs sind das gewohnt und genießen das". Der kroatische Verband schickte im Vorfeld eine Warnung heraus, wonach gewalttätige Fans das Spiel stören könnten. Zuletzt waren kroatische Hooligans bei der EM in Frankreich unter anderem wegen rassistischer Gesänge auffällig geworden.

Lindemann: "Sind schon dankbar für vernünftige Duschen"

In Sachen Infrastruktur ist unterdessen in der Hauptstadt Besserung in Sicht. In Pristina wurde das größte Stadion des Landes mittlerweile entkernt und soll möglicherweise schon zur nächsten Saison wieder als zertifizierte Spielstätte mit dann 22.000 Zuschauerplätzen zur Verfügung stehen. "Hier wird viel improvisiert. Ich glaube deshalb, dass das zu schaffen ist", sagte Lutz Lindemann dem MDR. Der ehemalige DDR-Auswahlspieler, mittlerweile 67 Jahre alt, fungiert beim Topklub FC Pristina als Sportdirektor und bis November auch als Trainer. Sein Arbeitgeber möchte die im Bau befindliche Arena baldmöglichst für Europapokalspiele nutzen. Aktuell muss er mit seinem Team noch auf einer Bezirkssportanlage im zehn Kilometer entfernten Obiliq üben. Für den Ex-Präsidenten des FC Carl Zeiss Jena zumindest ein winziger Schritt in die richtige Richtung: "Wir sind schon dankbar für vernüftige Duschen und Kabinen."

aho/dpa/sid