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Kann Schalke den eSport verändern?

Was bedeutet Schalkes Einstieg in den eSport?

Kann Schalke den eSport verändern?

Braucht der eSport einen Bundesligisten wie Schalke?

Braucht der eSport einen Bundesligisten wie Schalke? FC Schalke 04

Gerade einmal drei Jahre existiert die League of Legends Championship Series (LCS). Trotz der steigenden Professionalität und des zwanghaften Versuchs von Riot Games, die Szene zu regulieren, fehlt es noch immer an professionellen Strukturen. Viele wünschen sich mit dem Einstieg des FC Schalke 04 eine Art Erlöser, der sich den Problemen des eSport annimmt. Vor allem Spielerverträge sind immer wieder ein Knackpunkt der Szene. Oft werden Profis unter unfairen Bedingungen eingestellt und bekommen Gehälter in den schlimmsten Fällen gar nicht ausgezahlt. Als Vorbild wolle der Verein vorangehen und die eigenen Werte weitertragen. Jedoch stellt sich die Frage, wie viel Einfluss Schalke wirklich auf diese Aspekte hat. Der Großteil der Verträge findet zwischen den Teams, den Spielern und Riot Games statt, sodass auch Schalke sich an die Regeln des Spieleentwicklers halten muss und mehr als ein gutes Vorbild kann der Verein dann auch nicht sein.

Mit Rat und Tat zur Seite stehen

Zusätzlich fehlt es den Spielern an Bezugspersonen. Oft schließen Profis gerade erst die Schule ab und besitzen kaum Erfahrungen mit Verträgen. Da eine Karriere im eSport oftmals nur sehr kurzlebig ist, denken viele Spieler gar nicht darüber nach, was welche Klausel für sie bedeutet. Die Organisationen nutzen dieses Unwissen oftmals aus und die Spieler unterschreiben meistens, ohne groß darüber nachzudenken. Diesen Umstand sollte Schalke in beratender Funktion ändern und die Spieler als Teil des Vereins mit allem zur Seite stehen, was ein professionelles Umfeld schafft.

Besser werden durch Sport

Diese Jungs sind Teil des Schalker eSport-Bereichs.

Diese Jungs sind Teil des Schalker eSport-Bereichs. kicker eSport

Die von Schalke aufgebauten Strukturen sollen dem Profiteam auch auf anderen Gebieten zugutekommen. Dabei geht es nicht nur um ein modernes Gaming-Haus, sondern auch um optimierte Trainingspläne und sogar intensive Sporteinheiten. Wissenschaftler fanden heraus, dass Sport die Leistung des Gehirns fördert und somit auch die LCS-Spieler einen gesunden Ausgleich brauchen. Hier wird Schalke deutlich punkten können. Die Trainingspläne der meisten LoL-Teams basieren auf eigenen Erfahrungen anstatt auf wissenschaftliche Methoden. Hier kann der Bundesligaverein ansetzen und den eigenen eSportlern einen optimalen Trainingsplan ermitteln. Trotz zahlreicher Studien über die Leistungsfähigkeit des Gehirns im Zusammenhang mit Sport stehen physische Aktivitäten so gut wie nie auf dem Trainingsplan eines Profis. Viele Teams legen darauf keinen Wert. Nur Schalke geht das Thema komplett anders an und plant sogar die eigenen LoL-Spieler regelmäßig im hauseigenen Zentrum für Physiotherapie zu behandeln. Das ist besonders wichtig, da eSportler häufig unter Handgelenksverletzungen leiden, welche prinzipiell zu vermeiden sind. Nur kümmern sich die meisten eSport-Teams erst darum, wenn es schon zu spät ist.

Team Liquid macht es vor

Auch im Bereich Medien scheint Schalke schon jetzt einiges richtig zu machen. Dass es im eSport überhaupt Pressekonferenzen gibt, kommt nur selten vor. Noch seltener sieht man die Spieler persönlich auf dem Podest sitzen. Viele Profis haben kaum Erfahrung im Umgang mit Pressevertretern, was man häufig an den sozialen Netzwerken sehen kann. Oft veröffentlichten Spieler unangebrachte Statements über Twitter, wie StarCraft-Spieler David 'Lilbow' Moschetto, der nach seiner Niederlage auf der BlizzCon schrieb, dass er sich lieber auf die kommende StarCraft-Expansion vorbereitet hätte, anstatt für das Turnier zu trainieren. Um so etwas zu vermeiden, geht Team Liquid mit gutem Beispiel voran: Die Organisation veranstaltet regelmäßig ein sogenanntes "Mediabriefing", bei dem Profis der Umgang mit Social Media beigebracht wird, sodass peinliche Aussagen nicht in der Öffentlichkeit landen. Außerdem lernen die Spieler, wie man Interviews gibt. Dies hilft vor allem dabei, ein professionelleres Bild nach außen zu transportieren, die Berichterstattung zu erleichtern und um somit potenzielle Sponsoren an Land zu ziehen. Schalke wird sich hoffentlich ein Beispiel an Team Liquid nehmen und die Spieler im Umgang mit Medien schulen.

Die mediale Aufmerksamkeit

Trotz all dieser Aspekte wäre der eSport und auch die LCS ohne den S04 weitergewachsen – nur hätte es in einigen Aspekten länger gedauert. Jedoch hat der Verein bei einem Punkt ganze Arbeit geleistet: der medialen Aufmerksamkeit. National sowie international hat das Thema für Aufmerksamkeit gesorgt und das sogar abseits der eSport-Medien. Auch im Hinblick auf die Wahrnehmung in der Gesellschaft kann diese Verpflichtung durch Schalke einen positiven Effekt haben. Ob diese Entwicklung weiter ausgebaut wird oder eher verpufft, wird die Zukunft zeigen.

Die LCS in der Veltins Arena?

zum Thema:

Vor gut zwei Jahren zog Riot Games mit der LCS von Köln nach Berlin und wird so schnell das Studio in der Hauptstadt nicht verlassen. Genau das scheint Schalke jedoch zu planen: Der Bundesligaverein wünscht sich die LCS in der hauseigenen Veltins Arena. Vielleicht sogar eine eigene "LoL-Bundesliga". Schon seit einigen Monaten stünden Riot Games und Schalke in Verhandlung, sodass eventuell ein oder zwei Spieltage nach Gelsenkirchen verlegt werden sollen. Ein dauerhafter Umzug scheint jedoch Wunschdenken des Vereins zu sein. Auch wenn Gelsenkirchen deutlich näher an dem eSport-begeisterten Frankreich liegt, ist die Infrastruktur der Stadt nicht unbedingt geeignet. Weder mit der Bahn noch mit dem Flugzeug ist Gelsenkirchen gut zu erreichen. Auch Riot wird sich hier vermutlich quer stellen, denn immerhin zog der Veranstalter bewusst aus NRW weg. Dies wirft schnell die Frage auf, ob der Bundesligist mit seiner Denkweise überhaupt im eSport bestehen kann. Immerhin hat Schalke noch überhaupt keine Erfahrung mit dem elektronischen Sport gemacht und viele Dinge funktionieren in diesem Bereich anders als im klassischen Sport. Mit Jacob 'Maelk' Toft-Andersen sicherte sich das Team aber einen erfahrenen eSportler, der dem Verein hoffentlich mit Rat und Tat zur Seite stehen wird.

Der FC Schalke 04 wird definitiv als gutes Vorbild vorangehen können. Den eSport revolutionieren kann der Verein aber nicht, da Riot Games noch immer viel selbst reguliert. Dies erwartet aber auch keiner von dem Verein und somit wird es spannend, wie viel Einfluss Schalke letzten Endes haben wird.

Kristin Banse

Das ist das eSport-Team des Bundesligisten FC Schalke 04