EM

Michael O'Neill: "Fantastisch, großartig, grandios"

Nordirland singt, lacht, tanzt - und freut sich auf Deutschland

Michael O'Neill: "Fantastisch, großartig, grandios"

Aus dem Häuschen: Nordirlands Nationaltrainer Michael O'Neill (links).

Aus dem Häuschen: Nordirlands Nationaltrainer Michael O'Neill (links). Getty Images

Aus Lyon berichtet Thomas Hennecke

O'Neill ordnete das Geschehen auf dem von Hagel- und Regenschauern durchtränkten Rasen je nach Übersetzung als "fantastisch", "großartig" und "grandios" ein. Dabei wirkte der 46-Jährige, als müsse er sich selbst kneifen, um zu glauben, dass er nicht gerade aus einem schönen Traum aufgewacht sei.

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Neben ihm bei der Pressekonferenz saß Abwehr-Hüne Gareth McAuley, der die ausnehmend hässliche Trophäe für den "Spieler des Spiels" lieber unter dem Podiumstisch versteckte. Mit seinen 36 Jahren befindet sich McAuley im Spätherbst seiner Karriere, er gilt bei West Bromwich Albion in der Premiere League als ein Verteidiger von altem Schrot und Korn und wurde in der Saison 2012/13 sogar zum "Spieler der Saison" gewählt.

In Lyon köpfte er Nordirland in Führung, Kopfballtore gelingen ihm angesichts seiner Größe von 1,91 Meter häufiger (jetzt schon zum neunten Mal in der Nationalmannschaft). Das bewertete McAuley – wie sein Trainer – natürlich auch als "fantastische Sache". Noch fantastischer, und damit war endgültig das Wort des Abends gekürt, fand McAuley, wie die Mannschaft auf die Auftakt-Niederlage und den mutlosen Auftritt gegen Polen reagiert hatte. "Das", sinnierte er, "macht den Fußball so speziell".

McGinn entfesselt das Sprungspektakel

O'Neill hatte diesen speziellen Moment mit gleich fünf Veränderungen herbeigeführt. Das und die Rückkehr zum erfolgreich praktizierten 4-5-1-System der EM-Qualifikation gaben den wie um ihr Leben kämpfenden Nordiren Halt, Sicherheit und Kraft, um die favorisierte Ukraine in die Schranken zu weisen. Als Niall McGinn (FC Aberdeen) als jetzt schon neunter Einwechselspieler bei dieser Europameisterschaft traf und nach 95:52 Minuten auf 2:0 stellte, vollführten die famosen Fans der Nordiren auf den Rängen Sprungspektakel wie unter einer Zirkuskuppel. Schon in der ereignislosen ersten Hälfte hatten sie eine prächtige Stimmung erzeugt, die ganz und gar nicht zum anfangs tristen Treiben auf dem Rasen passen wollte.

Erst nach einer halben Stunde muss sich bei den zunächst offensivscheuen Nordiren die Erkenntnis bahngebrochen haben, dass sie sich an diesem Abend einen Platz in den Geschichtsbüchern sichern könnten. Selbst das 2:0 von Lyon würde darin aber zur Fußnote verkommen, wenn Nordirland am nächsten Dienstag (18 Uhr, LIVE! bei kicker.de) noch einmal etwas Sensationelles – eine Überraschung gegen Deutschland – gelingen würde.

Genau diesen Nichts-ist-unmöglich-Gedanken wird O'Neill in die Köpfe der Spieler zu pflanzen versuchen. Eine erste zarte Botschaft an die Adresse des Weltmeisters hat er in Lyon schon einmal formuliert. Fußball sei ein romantisches Spiel, sagte er, und diese Romantik zeige sich manchmal auch darin, dass der Außenseiter gewinnt. Nordirland hat Lunte gerochen, das ist seit Dienstagabend klar.

Bilder zur Partie Ukraine - Nordirland