Frauen

Neid-Elf trifft auf starke Französinnen - Brasilien raus

Kanada schlägt die Schweiz - Überraschung in den Achtelfinals

Neid-Elf trifft auf starke Französinnen - Brasilien raus

Die Französinnen bejubeln den ersten Treffer von Delie.

Die Französinnen bejubeln den ersten Treffer von Delie. Getty Images

Gedankenschnell und immer einen Schritt schneller. Effektiv und dominant. Die französischen Frauen zeigten sich im Achtelfinale gegen Südkorea in einer enorm starken Verfassung. In der Vorrunde taten sie sich zunächst noch schwer, trotzten England nur ein 1:0 ab, unterlagen Kolumbien mit 0:2. Doch gegen Mexiko machte die Equipe den entscheidenden Schritt, gewann 5:0. Auch gegen die Südkoreanerinnen blieb Frankreich ohne Gegentor und entwickelte sich zu einem der größten Favoriten des Turniers. Neben der deutschen Frauen-Nationalmannschaft.

Beeindruckt verfolgte auch Bundestrainerin Silvia Neid die Partie in Montreal, beobachtete die Gegnerinnen für das Viertelfinale ganz genau. Sie sah, dass die mit der Favoritenrolle bekleideten Französinnen die Weichen frühzeitig auf Sieg stellten. Von der ersten Sekunde an gingen sie konzentriert und konsequent zu Werke. Folglich führte die erste Kombination direkt zum Erfolg: Camille Abily schickte Laure Boulleau auf der linken Seite steil nach vorne, die lenkte den Ball weiter in die Mitte in den Strafraum zu Marie-Laure Delie. Nach einem schönen Doppelpass-Spiel des Trios traf Delie unbedrängt mit dem linken Fuß ins lange Eck zur Führung (4.).

Spielersteckbrief Marta
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Vieira da Silva Marta

Thomis erhöht nur wenige Minuten später

Die Südkoreanerinnen hatten keine Zeit, sich von diesem Kaltstart zu erholen. Denn nur vier Minuten später erhöhte das Team von Chefcoach Philippe Bergeroo auf 2:0. Elodie Thomis trieb den Ball über den rechten Flügel nach vorne, zog in die Mitte und erneut gelang ein perfekter Doppelpass - diesmal mit Eugénie Le Sommer. Thomis fand schließlich die Lücke und hatte etwas Glück, dass der recht unplatzierte Schuss in den Maschen landete.

Wendie Renard springt im Luftduell mit Yoo Younga (li.) höher.

Wendie Renard springt im Luftduell mit Yoo Younga (li.) höher. Getty Images

Die Südkoreanerinnen fanden keinen Zugang zum Spiel, ihnen fehlte zudem schlichtweg die Durchschlagskraft. Hinzu kam, dass die Equipe sehr stabil und geschlossen auftrat. Selbst nach dem Zwei-Tore-Vorsprung zeigte sie weiterhin die nötige Einstellung und arbeitete kontinuierlich gegen den Ball. Ein dritter Treffer vor der Halbzeitpause ließ dann aber doch auf sich warten. Eine technisch feine Direktabnahme von Le Sommer rauschte denkbar knapp am rechten Pfosten vorbei (31.).

Der zweite Durchgang startete ähnlich wie der erste - nämlich mit einem Tor von Delie. Diesmal aber nur drei Minuten nach Anpfiff. Die auffällige Le Sommer startete auf der linken Seite durch, ließ Seo-Yeon Shim stehen und passte von der Grundlinie aus in die Mitte, von wo aus Delie flach einschießen konnte. Bei diesem 3:0 blieb es bis zum Schlusspfiff.

Ich erwarte ein Spiel zweier gleichwertiger Gegner, die sich nichts schenken werden.

DFB-Trainerin Silvia Neid über das anstehende Viertelfinale gegen Frankreich

Am Freitag (LIVE! ab 22 Uhr bei kicker.de) also kommt es zum großen Aufeinandertreffen der Favoriten Frankreich und Deutschland. "Frankreich ist eine technisch brillante Mannschaft, die auf allen Positionen hervorragend besetzt ist. Ich erwarte ein Spiel zweier gleichwertiger Gegner, die sich nichts schenken werden", sagte Neid nach der Demonstration der Französinnen.

Möglich, dass die Equipe mit einem leichten Heimvorteil in die Partie geht, immerhin ist der Spielort Montreal ein französisch geprägter Teil Kanadas. Beim letzten Aufeinandertreffen war dies anders: 2011 hatten die deutschen Damen bei der Heim-WM die eigenen Fans hinter sich, so auch im letzten Vorrunden-Spiel gegen Frankreich in Mönchengladbach, das die Neid-Elf 4:2 gewann.

Australien siegt gegen Brasilien

Australiens Kyah Simon (2.v.re.) freut sich über ihren Treffer gegen Brasilien.

Australiens Kyah Simon (2.v.re.) freut sich über ihren Treffer gegen Brasilien. Getty Images

Die Brasilianerinnen gingen nach ihrer verlustfreien Vorrunde (drei Spiele, drei Siege) als Favorit in das Achtelfinale gegen die Australierinnen. Die jedoch nahmen das Duell gegen Marta und Co. gerne an, starteten selbstbewusst in die erste Hälfte. Bei ungemütlichem Wetter in Moncton erarbeiteten sich die "Matildas" sogar ein Chancenplus. Kerr etwa zimmerte das Leder aus der Distanz an das rechte Außennetz (11.).

Dann kamen auch die Brasilianerinnen besser ins Spiel und hatten durch Formiga die erste große Chance: Die Offensivakteurin forderte auf der rechten Seite den Ball und zog aus etwa 25 Metern ab. In letzter Not konnte die australische Torhüterin Williams das Spielgerät noch aus dem rechten, oberen Winkel kratzen (27.).

Brasilien auch nach der Halbzeit zu harmlos

Torraumszenen blieben bis zur Halbzeitpause weitgehend aus, die Partie flachte nach einem ordentlichen Beginn ab, sodass es torlos in die Kabinen ging. Auch im zweiten Durchgang präsentierten sich die Brasilianerinnen insgesamt zu statisch und zu harmlos.

Lange musste Marta auf ihre erste Chance warten. Die kam dann in der 61. Minute: Cristiane trieb den Ball nach vorne in die gegnerische Hälfte und bediente die fünfmalige Weltfußballerin auf der linken Seite. Marta zielte aus etwa 16 Metern ins linke, untere Eck, aber Williams bekam ihre Finger dazwischen.

Schema & Statistik

Kurz darauf kam Teamkollegin Formiga nach einer Ecke von links völlig frei zum Kopfball, setzte diesen jedoch aus kurzer Distanz an den rechten Pfosten (62.). Das hätte die Führung sein können, vielleicht sogar müssen. Denn zu weiteren Großchancen kamen die Brasilianerinnen in Folge nicht mehr.

Simon beschert den Brasilianerinnen eine Abkühlung

Schließlich sorgten die Australierinnen für die große Überraschung und gingen durch die eingewechselte Simon in Führung. De Vanna wurde mit einem langen, präzisen Pass in die rechte Strafraumhälfte geschickt und schoss völlig frei stehend Torhüterin Luciana an. Die bekam den Ball nicht zu fassen, der Abpraller landete in der Mitte bei Simon, die ihren dritten Treffer bei dieser WM erzielte (80.). Gleichzeitig musste Brasilien damit den ersten Gegentreffer hinnehmen, der das frühzeitige Aus bedeutete.

Belanger schießt die Gastgeberinnen ins Viertelfinale

Auch Kanada steht im Viertelfinale der WM, wartet aber noch auf den Gegner der Partie (Norwegen oder England), die in Vancouver stattfinden wird. Dort setzten sich die Gastgeberinnen auch am Sonntagabend (Ortszeit) gegen die Schweiz knapp mit 1:0 (0:0) durch. Der Mannschaft von Trainer John Herdman reichte gegen die gut dagegen haltenden Europäerinnen vor 53.855 Zuschauern im voll besetzten BC Place Stadion ein Tor von Josee Belanger in der 52. Spielminute zum Weiterkommen.

In der 78. Minute bewahrte Kanadas Torhüterin Erin McLeod mit einer tollen Parade gegen Vanessa Bernauer ihr Team noch vor dem möglichen Ausgleich. Zu Ende ist das Turnier somit für die von der Deutschen Martina Voss-Tecklenburg trainierte Schweiz. Die Trainerin gab nach dem Aus zu Protokoll, dass sie den "Killer-Instinkt" bei ihren Spielerinnen vermisst habe.

cfl

WM-Torrekord: Marta hat die Nase vorne