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Navas macht Umanas WM-Träume wahr

Costa Rica: Zum ersten Mal überhaupt im Viertelfinale

Navas macht Umanas WM-Träume wahr

Elfmeter-Helden unter sich: Keylor Navas (li.) und Michael Umana fielen sich nach dem Sieg gegen Griechenland in die Arme.

Elfmeter-Helden unter sich: Keylor Navas (li.) und Michael Umana fielen sich nach dem Sieg gegen Griechenland in die Arme. Getty Images

In der Vorrunde noch hätte niemand auf Costa Rica gesetzt. In der "Todesgruppe" mit drei ehemaligen Weltmeistern waren die "Ticos" zum Scheitern verurteilt. Nach drei Spielen allerdings - gegen Uruguay (3:1), Italien (1:0) und England (0:0) - standen die Mittelamerikaner als Gruppensieger fest und erwischten fürs Achtelfinale einen machbaren Gegner. Die Griechen, selbst erst mit einem Last-Minute-Treffer in die Runde der letzten 16 hineingerutscht, erwiesen sich allerdings als harter Brocken.

Erst ein Mal hatte Costa Rica zuvor das Achtelfinale einer WM erreicht, war 1990 aber an der Tschechoslowakei gescheitert (1:4). Doch diesmal sollte alles anders werden. Zwar taten sich die "Ticos" lange schwer, gingen aber durch Kapitän Bryan Ruiz in Führung (52.). Dann allerdings dezimierten sich die Costa-Ricaner nach einer Gelb-Roten-Karte von Oscar Duarte selbst (66.). Die Griechen sahen ihre Chance und drängten auf den Ausgleich. Selbst nicht gerade als Offensiv-Talente bekannt, schraubten sich die Hellenen in der Torschuss-Statistik mit 23:7 Versuchen in Front - ohne allerdings die eigene Überlegenheit in Zählbares ummünzen zu können.

Spielersteckbrief Umana
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Pinto Jorge Luis

Spielbericht

Verdient wäre dieser schon nach 90 Minuten gewesen, doch die Dramatik dieses Spiels ließ den Ausgleich erst in der Nachspielzeit zu. Der Dortmunder Sokratis traf mit seinem ersten Länderspieltor mitten ins Herz der Costa-Ricaner, die plötzlich um den Viertelfinal-Einzug zittern mussten.

In der Verlängerung lieferten sich die Kontrahenten einen großartigen Kampf, weshalb der SID in seiner Rubrik "Kämpfer des Spiels" alle Spieler auszeichnete, weil diese "das Spiel zu einem Drama machten, an das sich jeder Fußballfan wohl noch eine Weile erinnern wird". Auch Theofanis Gekas. Obwohl der Angreifer die Partie wohl lieber vergessen würde, schließlich vergab er den entscheidenden Elfmeter.

Pure Emotion: Nach dem verwandelten Elfmeter zum Sieg gab es bei den Costa-Ricanern kein Halten mehr.

Pure Emotion: Nach dem verwandelten Elfmeter zum Sieg gab es bei den Costa-Ricanern kein Halten mehr. Getty Images

Dabei scheiterte er am überragenden Schlussmann Keylor Navas. Der Torhüter des Jahres in Spanien, wo er für UD Levante spielt, hielt mit einer sensationellen Parade im Elfmeterschießen den Versuch von Gekas. Zuvor hatte Navas in Unterzahl sein Team im Spiel gehalten, unter anderem mit einer Glanztat in der Nachspielzeit der Verlängerung gegen Kostas Mitroglou. Am Ende wurde der Keeper zum Spieler des Spiels ernannt, was ihn sichtlich freute: "Diese Auszeichnungen motivieren mich, weiter an mir zu arbeiten."

Noch im packenden Finale des Duells hatte Michael Umana die große Chance zum Siegtreffer. Angst verspürte der Verteidiger dabei nicht: "Ich bin ganz ruhig geblieben, weil ich letzte Nacht davon geträumt habe, den entscheidenden Elfmeter zu schießen. Ich habe meinen Mitspielern versprochen, zu treffen." Auch Navas war beeindruckt: "Als ich gesehen habe, wie selbstbewusst meine Mitspieler vor ihren Elfmetern waren, war das für mich eine wahre Freude."

Nach seinem Tor gab es kein Halten mehr. Die "Ticos" standen im Viertelfinale. "Es ist ein großartiger Erfolg für unsere Mannschaft und für ein so kleines Land wie Costa Rica mit seinen nur vier oder fünf Millionen Einwohnern. Wir haben als Mannschaft überzeugt und uns heute durchgekämpft", sagte Umana. Navas war ebenfalls mehr als zufrieden: "Wir müssen mehr als stolz sein über das, was wir erreicht haben." Von Zufall konnte übrigens nicht unbedingt die Rede sein beim "Roulette" Elfmeterschießen. "Wir haben ihre Elfmeter studiert, es hat alles geklappt. Es gab die Option Elfmeterschießen, darauf wollten wir vorbereitet sein", verriet Navas.

Wir sind superglücklich und hoffen, dass auch unser Volk glücklich ist.

Trainer Jorge Luis Pinto

Auch Trainer Jorge Luis Pinto ließ seiner Freude freien Lauf: "Unser Selbstvertrauen beim Elfmeterschießen war unglaublich. Für mich ist das ein sehr emotionaler Moment. Nach dem Platzverweis haben wir gelitten", sagt der Kolumbianer. "So viele Emotionen, so große Gefühle. Wir sind superglücklich und hoffen, dass auch unser Volk glücklich ist."

Die Sensation jedenfalls ist geschafft. Weiterhin sind die Schützlinge des "Explosive One", wie Trainer Pinto in der Heimat genannt wird, noch ungeschlagen. Zum vierten Mal nimmt Costa Rica an einer WM-Endrunde teil, zum ersten Mal stehen die "Ticos" im Viertelfinale. "Wir warten darauf, Geschichte für unser Land zu schreiben. Wir wollen so weit wie möglich kommen", hatte Trainer Jorge Luis Pinto erklärt. Im Duell mit den Niederländern (Samstag, 22 Uhr, MESZ, LIVE! bei kicker.de) darf seine Mannschaft ein weiteres Kapitel Fußball-Geschichte schreiben. Vielleicht träumt Umana in der Nacht davor ja wieder etwas Schönes.