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Sio: "Ich hoffe, man wird mir verzeihen"

Der Unglücksrabe der Elfenbeinküste im kicker-Interview

Sio: "Ich hoffe, man wird mir verzeihen"

"Ich möchte jetzt einfach nur nach Hause und das vergessen": Giovanni Sio, Unglücks-Joker der Elfenbeinküste.

"Ich möchte jetzt einfach nur nach Hause und das vergessen": Giovanni Sio, Unglücks-Joker der Elfenbeinküste. Getty Images

kicker: Herr Sio, wie fühlen Sie sich?

Giovanni Sio: Ich bin sehr, sehr enttäuscht. Das ist der Fußball, das ist das Leben, so ist das manchmal. Ich bin sehr traurig und ich hoffe, dass man mir diesen Foul verzeihen wird, wenn es denn überhaupt eines war. Ich bin sehr niedergeschlagen. Ich hoffe, dass mir auch meine Mitspieler diesen Fehler verzeihen. Das tut sehr weh, so etwas am Ende des Spiels zu erleben.

Spielersteckbrief Sio
Sio

Sio Giovanni

kicker: Haben Sie das Bein von Samaras berührt?

Sio: Er war es, der mich am Fuß getroffen hat, als er ausholte. Er hat sich in der Situation intelligenter angestellt und dieses Foul provoziert. Ich wollte ihn wirklich nicht foulen, aber er hat das sehr clever gemacht. Der Schiri hätte das nicht pfeifen müssen.

kicker: Wie war die Stimmung in der Kabine?

Sio: Da war eine große Stille. Man findet keine Worte dafür. Ich möchte jetzt einfach nur nach Hause und das vergessen.

Die Griechen haben sehr intelligent gespielt. Wir haben nicht gewusst, wie wir ihnen gefährlich werden können.

Giovanni Sio

kicker: Für Didier Drogba war das letzte WM-Spiel. Was fühlen Sie für ihn?

Sio: Er ist natürlich enttäuscht. Das ist seine letzte Weltmeisterschaft. Wir hatten die Möglichkeit, ins Achtelfinale zu kommen. Aber so ist das sehr traurig, auch für ihn.

kicker: Das Leben wird dennoch weitergehen.

Sio: Natürlich. Aber wenn man als Spieler auf solche Art und Weise an einer Situation beteiligt ist wie ich, dann lässt das einen sehr nachdenklich werden. Natürlich, nur aus Fehlern lernt man, und ich werde versuchen, da meine Lehren draus zu ziehen. Aber es ist klar, dass ich derzeit moralisch ganz unten bin.

kicker: Was hat der ivorischen Mannschaft gefehlt?

Sio: Ich denke, dass wir nach dem ersten Gegentor gut reagiert haben. Wir sind wiedergekommen. Die Griechen wollten gewinnen, wir auch. Am Ende hat es die Elfmetersituation entschieden. Die Elfenbeinküste ist heute sehr traurig, denn wir waren nicht weit weg vom Achtelfinale.

kicker: Waren die Griechen leidenschaftlicher?

Sio: Das würde ich nicht sagen. Sie haben sehr intelligent gespielt. Wir haben nicht gewusst, wie wir ihnen gefährlich werden können.

Mir fehlen ein wenig die Worte dafür.

Giovanni Sio über den Rücktritt von Trainer Lamouchi

kicker: Ihr Trainer Lamouchi sagte, das zweite Tor hätte auch schon früher fallen können.

Sio: Sie hatten schon vorher gute Chancen, das stimmt. Aber wir hätten auch mit unseren Kontern das Ding einsacken können. Aber heute sollte es nicht sein.

kicker: Lamouchi hat seinen Rücktritt erklärt. Hat er das der Mannschaft in der Kabine mitgeteilt?

Sio: Ich habe ihn nicht gesehen, ich war bei der Dopingkontrolle. Ich weiß nicht, aber in der Kabine hat davon niemand was mitbekommen. Mir fehlen ein wenig die Worte dafür.

kicker: Wie bewerten Sie die zwei Jahre von Sabri Lamouchi?

Sio: Er hat uns eine Menge beigebracht. Dass er geht, ist sehr bedauernswert. Für mich ist es ein Trainer, den ich sehr respektiere. Er hat es geschafft, der Mannschaft neue Dinge mitzugeben. Wir haben mit ihm gezeigt, was wir für ein Potenzial haben - mit den älteren und den neuen jungen Spielern. Wir hätten mit dieser Truppe weiterkommen können. Aber so ist es nun. Lamouchi ist jemand, den man für all das, was er geleistet hat, respektieren sollte.

kicker: Immer wenn die Elfenbeinküste nah an einem Ziel ist, scheitert die Mannschaft.

Giovanni Sio: Wir hätten tatsächlich etwas Großes hier erreichen können. Wir hätten Historisches schaffen können für unser Land. Aber am Ende des Spiels haben wir uns selbst sehr weh getan. So hier auszuscheiden, ist sehr, sehr hart.

Interview: Mounir Zitouni

Bilder zur Partie Griechenland - Elfenbeinküste