Zumindest auf das Erreichen der K.o.-Phase darf sich die Schweizer Nati, die in der Vorrundengruppe E auf Ecuador, Frankreich und Honduras trifft, bei ihrer insgesamt zehnten WM-Teilnahme berechtigte Hoffnungen machen. Der erste Gegner in der K.o.-Phase würde sich aus der Gruppe F mit Argentinien, Bosnien-Herzegowina, Iran und Nigeria rekrutieren.
Die WM-Qualifikation
Immerhin hatten sich die Eidgenossen in der WM-Qualifikation mit einem 2:1-Erfolg in Albanien schon vorzeitig das Ticket für Brasilien gesichert. Zum Abschluss der Ausscheidungsspiele sorgte Mönchengladbachs Granit Xhaka mit seinem Tor des Tages für einen 1:0-Sieg gegen Slowenien und schraubte das Punktekonto der ungeschlagenen Schweizer auf 24 Punkte.
Am Ende hatte die Hitzfeld-Elf, die sieben der zehn Qualifikationsspiele gewann, die zweitplatzierten Isländer um sieben Zähler distanziert und Teams wie Slowenien und Norwegen weit hinter sich gelassen.
In der Partie gegen Island am 8. Spieltag hatte die Schweiz Nerven gezeigt, als sie einen 4:1-Vorsprung verspielte und sich letztendlich mit einem 4:4 zufriedengeben musste.
Selbstbewusst nach Brasilien: Die Schweizer Nati vor der Partie gegen Kroatien. Getty Images
Die Mannschaft
28 Spieler hatte Hitzfeld in der Qualifikation auf den Platz geschickt. Für Brasilien gibt es aber nur 23 Spieler-Tickets. Der Konkurrenzkampf ist hart bei den Eidgenossen, die etliche Bundesliga-Legionäre im Kader haben.
Beim 2:2 im Testspiel gegen Kroatien Anfang März aber gab Hitzfeld mit seiner Startaufstellung einen klaren Hinweis auf seine Vorstellung des WM-Stammkaders.
Zwischen den Pfosten hat Diego Benaglio vom VfL Wolfsburg seinen Platz sicher. Sein Klubkollege Ricardo Rodriguez bildet mit Stephan Lichtsteiner (Juventus Turin), Johan Djourou vom Hamburger SV und dem ehemaligen Hertha-Verteidiger Steve von Bergen (Young Boys Bern) die Vierer-Abwehrkette. In der Hinterhand hat Hitzfeld den 29-jährigen Routinier Philippe Senderos vom FC Valencia. Fabian Lustenberger (Hertha) und Timm Klose (VfL Wolfsburg) dürfen sich noch Hoffnungen machen.
Auch im Mittelfeld ist die Bundesliga stark vertreten. Xherdan Shaqiri vom Triplesieger FC Bayern und Gladbachs Xhaka treiben die Nati gemeinsam mit Valon Behrami, Kapitän Gökhan Inler (beide SSC Neapel) und Valentin Stocker (FC Basel) an. Die Frankurter Tranquillo Barnetta und Pirmin Schwegler wurden gegen Kroatien eingewechselt. Freiburgs Gelson Fernandes kam in der WM-Quali auf vier Einsätze.
Im Angriff spielte sich zuletzt Nürnbergs Shootingstar Josip Drmic in den Vordergrund. Der Stürmer mit den kroatischen Wurzeln, der in der Bundesliga an den ersten 28 Spieltagen 16 Treffer erzielte, traf gegen sein Heimatland doppelt. Es waren Drmics Premierentreffer im Trikot der Nationalmannschaft.
Die stärksten Konkurrenten des 21-Jährigen im Kampf um den einen Stammplatz in Hitzfelds Sturm sind Haris Seferovic (San Sebastian), Mario Gavranovic (FC Zürich), der Leverkusener Eren Derdiyok und Admir Mehmedi vom SC Freiburg.
Nach der WM ist Schluss: Erfolgstrainer Ottmar Hitzfeld. picture alliance
Der Trainer
In Brasilien wird eine überaus erfolgreiche Karriere enden. Trainer Ottmar Hitzfeld hat sich frühzeitig entschieden, nach der WM abzutreten. Mit Vladimir Petkovic, im Winter bei Lazio Rom entlassen, steht der Nachfolger bereits fest.
"Ich verlasse kein sinkendes Schiff, sondern eine aufstrebende Mannschaft", so Hitzfeld. Denn auf der letzten Station seiner Trainerlaufbahn hat der 65-jährige Titelsammler aus Lörrach ein hochbegabtes Team aus jungen, vielversprechenden Spielern aufgebaut.
Zum Abschluss seiner tollen Karriere hat Hitzfeld, der sowohl mit Borussia Dortmund (1997) als auch mit dem FC Bayern München (2001) die Champions League gewann, das Viertelfinale in Brasilien zum Ziel ausgerufen.
"Ein enormer Verlust" sei Hitzfelds Abschied für diese Mannschaft sagte Gladbachs Xhaka gegenüber dem kicker, aber eine besondere Motivation zugleich. "Ottmar Hitzfeld ist ein Weltklasse-Trainer, eine Persönlichkeit, ein Gentleman. Er hat den Umbruch bei uns eingeleitet und vorangetrieben. Wir wollen ihm bei der WM einen schönen Abschied bescheren."
Hitzfeld - vielfach ausgezeichnet als Trainer des Jahres in der Schweiz, in Deutschland und in Europa - hat zwei Schweizer Meisterschaften (Grasshopper Zürich) und drei Pokalsiege (Aarau, Zürich) in seiner Vita stehen. In Deutschland führte er Dortmund und die Bayern zu sieben deutschen Meistertiteln, gewann dreimal den DFB-Pokal und führte die Münchner 2001 zum Sieg im Weltpokal.
Stimmen und Stimmung
"Unser Ziel ist das Achtelfinale. Und wenn man mal dort ist, dann will man natürlich auch ins Viertelfinale", sagte Hitzfeld, der mit seinem Team noch gegen Jamaika (30. Mai) und Peru (3. Juni, beide Spiele in Luzern) testen wird, nach der WM-Qualifikation im ZDF. "Ich glaube, wir müssen uns vor niemandem mehr verstecken. Wir sind nicht mehr die kleine Schweiz", sagte Xhaka im kicker.
Bei der WM 2010 in Südafrika hatte die Schweiz trotz eines 1:0-Auftaktsieges gegen den späteren Weltmeister Spanien den Einzug ins Achtelfinale verpasst. Nun scheinen die Eidgenossen reif für die K.o.-Phase. Das Erreichen des Viertelfinales wäre der größte Erfolg der Schweizer Nati-Geschichte und der insgesamt vierte Einzug in die Runde der letzten Acht nach 1934, 1938 und 1954.