kicker: Herr Gerlach, Sie haben Ihrem Ex-Verein, dem Berliner AK, die erste Saisonniederlage verpasst. Wie wichtig war dieser 2:1-Erfolg für Jena?
Gerlach: Man braucht ja nur auf die Tabelle zu schauen, der Rückstand auf Neustrelitz wäre bei einer Niederlage auf neun Punkte angewachsen. Selbst ein Unentschieden hätte uns nicht gereicht, deshalb war unsere Marschrichtung ganz klar, auf Sieg zu spielen.
kicker: Wie haben Sie das Siegtor von Tom Geißler, der Torhüter Höttecke aus gut 45 Metern überlistete, gesehen?
Gerlach: Er hatte an der Mittellinie den Ball geführt, kurz den Kopf gehoben und gesehen, dass Höttecke sehr weit vor seinem Tor steht. Da hat er es halt probiert. Im Training hat er es auch schon einige Male versucht, wobei es da aber nicht funktioniert hat.
kicker: War dieser Sieg eine persönliche Genugtuung für Sie?
Gerlach: Genugtuung ist das falsche Wort. Ich bin ja nicht im Streit gegangen, aber die selbstbewussten Töne aus Berlin sind schon in Jena angekommen.
kicker: Der Berliner AK stand lange Zeit oben, während Jena im Mittelfeld der Tabelle dümpelte. Sie sind im Sommer zusammen mit Filip Krstic vom BAK zu Carl Zeiss gewechselt. Hatten Sie manches Mal das Gefühl, sich dabei verwechselt zu haben?
Gerlach: Nein, ich habe es nie bereut. Diesen Wechsel habe ich mir sehr gut überlegt und bin zu dem Schluss gekommen, dass für meine persönliche Entwicklung und Zukunft der Gang zu diesem Traditionsverein mit diesen vielen tollen Fans das Beste ist.
Der Trainer hat den Druck in positive Energie umgewandelt.
Justin Gerlach über Andreas Zimmermann
kicker: Mit Ihrem neuen Trainer Andreas Zimmermann haben Sie sich im Meisterschaftsrennen nun mit fünf Siegen und einem Remis zurückgemeldet. Was macht er anders und besser als sein Vorgänger Petrik Sander?
Gerlach: Er hat uns wieder die Freude am Spiel zurückgegeben. Wir treten einfach gelöster auf, haben nicht ständig die Angst, Fehler zu produzieren. Der Trainer hat den Druck in positive Energie umgewandelt. Seine Handschrift war in diesem Spitzenspiel deutlich zu erkennen.
kicker: Ein Wort noch zum Torhüter Jakob Pieles, der mit 19 Jahren einen Schlaganfall erlitten hat. Wie haben Sie diese schlimme Situation erlebt?
Gerlach: Wir haben vor dem Montagstraining gesehen, dass er auf der Trage beim Physiotherapeuten lag und schließlich vom Notarzt abgeholt wurde. Vor dem Spiel hat der Trainer uns gesagt, dass es ihm schon besser geht und er uns die Daumen drückt. Diesen Sieg wollten wir ihm unbedingt schenken - und dies haben wir getan.
Interview: Martin Eisen