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Tremmel und die Schwäne jubeln in Wembley

League-Cup-Finale: Swansea schafft gegen Bradford Historisches

Tremmel und die Schwäne jubeln in Wembley

Helden von Wembley: Swansea City feiert den Gewinn des Ligapokals.

Helden von Wembley: Swansea City feiert den Gewinn des Ligapokals. picture alliance

Es war ein Finale, das zu Saisonbeginn definitiv niemand vorausgesagt hatte: Swansea City und Bradford City ermittelten in Wembley bei toller Atmosphäre den diesjährigen Ligapokalsieger. Bradford hatte auf dem Weg ins Endspiel mit Wigan, Arsenal und Aston Villa drei Premier-League-Klubs ausgeschaltet und als erster Viertligist eines der beiden großen Endspiele erreicht. Das viertklassige Rochdale hatte 1962 zwar auch das League-Cup-Finale erreicht. Doch damals fehlten noch die Topklubs, das Endspiel wurde mit Hin- und Rückspiel absolviert und fand auch nicht in Wembley statt.

Swansea, mit Gerhard Tremmel zwischen den Pfosten, hatte allerdings keine Lust auf das ganz große Märchen und schrieb stattdessen lieber sein eigenes. Von Beginn an gaben die "Schwäne" vor 82.597 Zuschauern in Wembley den Ton an und ließen keine Zweifel an der Rollenverteilung aufkommen. Durch einen seiner berüchtigten Hochgeschwindigkeits-Konter ging das Team von Michael Laudrup in Führung: Einen Schuss von Michu konnte Bradfords Schlussmann Duke zwar noch parieren, doch Dyer staubte aus kurzer Distanz ab (16.). 1:0, der Favorit war schnell auf Kurs.

Swansea zog nun sein gewohntes Spiel auf, ließ den Ball sehenswert laufen - und erhöhte fünf Minuten vor der Pause durch seinen Torjäger: Michu schoss vom Strafraumeck durch die Beine von Gegenspieler McHugh zum 2:0 ein. Spätestens jetzt waren die Anhänger der Waliser aus dem Häuschen. Zumal die Sache zwei Minuten nach dem Wechsel endgültig durch war: Einen sehenswerten Spielzug schloss Dyer mit seinem zweiten Treffer zum 3:0 ab.

Swansea-Fans

Wembley in walisischer Hand: Swanseas Fans feierten den Ligapokalsieg ausgelassen. picture alliance

Bitter wurde der Nachmittag nach knapp einer Stunde für Bradfords Torhüter Duke, der de Guzman im Strafraum foulte und die Rote Karte sah. Der Gefoulte schoss selbst - und zog sich damit den Unmut von Dyer zu, der seinen Dreierpack gerne perfekt gemacht hätte. Kurz vor Schluss schlug der niederländische Nationalspieler dann noch ein zweites Mal zu und setzte den Schlusspunkt zum 5:0.

Auch wenn es zum ganz großen Coup für Bradford City damit nicht reichte: Der Viertligist hat durch seinen Auftritte und seine tollen Fans, die ihr Team in Wembley auch beim Stand von 0:4 noch frenetisch unterstützten, viele Sympathien in England gewonnen. Außerdem sollte auch nicht vergessen werden, dass der Pokalsieg auch für Swansea eine absolute Sensation darstellt. In der Saison 2002/03 stand der Klub noch kurz vor dem Absturz in den Amateurfußball und rettete sich in der vierten Liga erst am letzten Spieltag vor dem Abstieg. Knapp zehn Jahre später gehört das Team von Michael Laudrup zu den Hinguckern der Premier League, in die es 2011 (damals noch unter Brendan Rodgers) als erster walisischer Klub überhaupt aufgestiegen war - und ist nun Ligapokalsieger! Dank des ersten großen Titels der Vereinsgeschichte startet Swansea 2013/14 in der Europa League.

Gerhard Tremmel

Erster Titelgewinn: Gerhard Tremmel hielt seinen Kasten in Wembley sauber. picture alliance

Entsprechend ausgelassen feierten Spieler, Offizielle und Fans am Sonntag im Wembley. Mittendrin: Gerhard Tremmel, für den es ebenfalls der größte Erfolg seiner Karriere ist. Bislang war dem 34-Jährigen, der auf dem Weg zum Pokalsieg als einziger Swansea-Akteur jede Minute absolvierte, ein Titelgewinn verwehrt geblieben. Nun tritt er in die Fußstapfen des großen Bert Trautmann, der einst ebenfalls als deutscher Torhüter in einem Pokalfinale in Wembley triumphiert hatte. "Völlig egal, ob das jetzt gegen einen Viertligisten war - das war auf jeden Fall der größte Moment in meiner Karriere", schwärmte Tremmel. Die Trophäe nahm Swansea im Übrigen aus den Händen des früheren Bolton-Spielers Fabrice Muamba entgegen, der nach einem Herzstillstand im März 2012 beinahe auf dem Platz gestorben wäre.