Handball

Zwei Weltmeister, Afrikas Elite und ein Debütant

Die deutschen Gegner im Porträt

Zwei Weltmeister, Afrikas Elite und ein Debütant

War in der Bundesliga zuletzt für die Füchse Berlin tätig: Jörn-Uwe Lommel.

War in der Bundesliga zuletzt für die Füchse Berlin tätig: Jörn-Uwe Lommel. picture alliance

Ägypten (qualifiziert als 2. der Afrikameisterschaft, Bilanz gegen DHB: 7-1-21)

Der Auftaktgegner der DHB-Auswahl wird von einem Deutschen trainiert. Jörn-Uwe Lommel ist seit Frühjahr 2010 zum zweiten Mal als ägyptischer Nationalcoach tätig. Der 52-Jährige hatte drei Monate Zeit, sein Team auf die WM vorzubereiten: Seit November ruht der Ligabetrieb im Land des WM-Vierten von 2001, der sich in der Weltspitze seitdem nicht wie gehofft etablieren konnte. Auf ein offizielles Länderspiel hat Lommel dennoch verzichtet. So gilt sein junges Team (Altersdurchschnitt 22,8 Jahre), in dem ausschließlich Akteure aus der heimischen Liga stehen, als Wundertüte. Nach dem enttäuschenden 14. Platz bei der WM in Kroatien 2009 soll diesmal die Hauptrunde angepeilt werden. Dieses Unternehmen steht und fällt wohl bereits mit dem Auftaktspiel gegen Deutschland. Lommel: "Es ist natürlich nicht so schön, gegen das eigene Land anzutreten, aber da hält sich der Patriotismus für 60 Minuten in Grenzen."

Bahrain (qualifiziert als 2. der Asienmeisterschaft, noch kein Spiel gegen DHB)

Dank eines geistesgegenwärtigen 30-Meter-Wurfes von Abwehrchef Saeed Jahwer beim 26:25 gegen Saudi-Arabien löste Bahrain erstmals das WM-Ticket. Der Inselstaat ist das kleinste Land, das jemals an einer Handball-WM teilnahm – und in der stark besetzten Gruppe A krasser Außenseiter. Trainiert wird das Team, in dem nur ein Profi steht, vom Dänen Ulrik Kirkely, der die Ziele bedächtig formuliert: "Wir hoffen, dass wir ein oder zwei Spiele knapp gestalten können." Selbst das dürfte schwer werden.

Spanien (qualifiziert: Play-offs gegen Portugal, Bilanz gegen DHB: 27-5-23)

Iker Romero (Spanien) gegen Christian Sprenger (Deutschland)

Treffen sich am 17. Januar in Kristianstad wieder: Iker Romero (l.) und Christian Sprenger. picture alliance

Der Stachel sitzt immer noch tief. In Kroatien verpassten die Spanier vor zwei Jahren sensationell die Hauptrunde. Über den Sieg in der Trostrunde, dem Presidents-Cup, konnte sich wohl keiner freuen. In Schweden soll sich solch ein Auftritt nicht wiederholen. "Das war ein einmaliger Ausrutscher", versichert Nationaltrainer Valero Rivera, der einen Kampf um Platz zwei mit Deutschland voraussagt. Der Weltmeister von 2005 tritt mit Wut im Bauch an und will mindestens ins Halbfinale, am besten die zweite WM-Medaille. Genügend Einzelkönner, um dieses Ziel zu erreichen, haben die Spanier, die sich mit dem eingebürgerten Torhüter Arpad Sterbik zwischen den Pfosten enorm verstärkten, auf allen Positionen. Als Team funktionierten die Iberer aber nicht immer gut. Zusätzlicher Antrieb: 2013 findet die WM erstmals in Spanien statt, da soll natürlich Werbung in eigener Sache gemacht werden.

Frankreich (qualifiziert als Titelverteidiger, Bilanz gegen DHB: 25-7-35)

Olympiasieger, Weltmeister, Europameister - Frankreich hatte den Welthandball in den vergangenen Jahren fest in der Hand. Kein Wunder, dass das Team von Trainer Claude Onesta wieder absoluter Topfavorit ist. Daran ändert auch der schmerzhafte Verlust von Daniel Narcisse (Kreuzbandriss) nichts. Omeyer, Karabatic, Abalo, Fernandez, Bertrand Gille - auch ohne "Air France" ist das Team der Franzosen auf sämtlichen Positionen mit Weltklasse-Spielern gespickt. Junge Talente wie Accambray und Bingo drängen bereits nach. Trotz der geballten Offensivkraft war es allerdings die starke Defensive um Abwehrchef Dinart und die "Wand" Omeyer, die bei den vergangenen Großereignissen den Grundstein zum erfolgreichen Tempospiel legte. Die Franzosen sind eine verschworene Einheit, deren Titeldurst noch nicht gestillt ist. Auch in Schweden dürften sie kaum zu schlagen sein.

Frankreich bejubelt den EM-Titel

Der jüngste Streich: Frankreich bejubelt den EM-Titel 2010. imago

Tunesien (qualifiziert als Afrikameister, Bilanz gegen DHB: 0-1-7)

An den vierten Platz bei der WM 2005 im eigenen Land konnten die Tunesier, deren Leistungsträger fast ausnahmslos in der französischen Liga spielen, nicht mehr anknüpfen. Ein unangenehmer Gegner bleiben sie allemal. Den Ausfall seines verletzten Rückraum-Shooters Wissem Hmam, WM-Torschützenkönig von 2005, kann der vom Franzosen Alain Portes trainierte Afrikameister (im Finale 24:21 gegen Ägypten) allerdings nicht kompensieren. Die Hauptrunde dürfte ein Traum bleiben.