WM

Doppelwahl im Schatten der Vorwürfe

Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022

Doppelwahl im Schatten der Vorwürfe

Franz Beckenbauer wird am Donnerstag über die Vergabe der WM 2018 und 2022 mit abstimmen.

Franz Beckenbauer wird am Donnerstag über die Vergabe der WM 2018 und 2022 mit abstimmen. picture alliance

"Es war ein Fehler, beide Weltmeisterschaften gemeinsam zu vergeben. Der Grund war die Planungssicherheit – vielleicht kann man zwei Weltmeisterschaften hintereinander besser vermarkten als eine. Im Nachhinein sind alle der Meinung, dass es ein Fehler war", sagte Franz Beckenbauer am Wochenende. Beckenbauer ist das einzige deutsche Mitglied in dem Gremium und wird sich im nächsten Jahr aus persönlichen Gründen zurückziehen. Für ihn wird sich DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger bewerben.

Zudem soll es im Vorfeld Absprachen zwischen Spanien und Katar gegeben haben. Spanien ist an der Seite von Portugal Konkurrent von England, Russland sowie der Doppelbewerbung Belgien/Niederlande um die WM 2018, Katar stellt sich gegen Australien, Japan, Südkorea und den USA für die WM 2022 zur Wahl.

FIFA-Exko-Mitglied Mohamed Bin Hammam bestätigte am Montag indirekt, dass es zwischen Katar und Spanien einen Deal gegeben haben könnte. Angeblich soll es zu Absprachen zwischen ihm und dem spanischen FIFA-Vize-Präsidenten Angel Maria Villar gekommen sein: "Wenn es einen Deal gibt zwischen mir und Angel Maria aus Spanien oder anderen Beteiligten des Exekutivkomitees – dann sehe ich das nicht als Problem. Vielleicht sehen Sie das aus europäischer Perspektive als Problem", sagte Bin Hammam, gleichzeitig Chef der asiatischen Konföderation, in der ARD-Sportschau am Sonntag und im WDR-Hintergrundmagazin "sport inside" am Montag. "Beschweren Sie sich nicht bei Katar oder Spanien. Schuld ist das System, dass zwei Weltmeisterschaften am gleichen Tag entschieden werden", sagte Bin Hamman und schlug damit in die gleiche Kerbe wie Beckenbauer.

Allerdings hat die Kommission die angeblichen Absprachen zwischen den Mitgliedsverbänden und ihren Bewerbungskomitees bereits untersucht, jedoch keine ausreichenden Beweise für eine Verletzung des internen Bewerbungs- und Ethikreglements gefunden.

Ganz anders sieht es da um den schwelenden Korruptionsskandal aus. Im Zuge der Enthüllungen wurden Mitte November bereits sechs Funktionäre, darunter die beiden Exekutivkomitee-Mitglieder Amos Adamu (Nigeria) und Reynald Temarii (Tahiti) suspendiert, nachdem sie des Verstoßes gegen mehrere Artikel der FIFA-Ethik-Regeln für schuldig befunden worden waren. Sie sollen ihre Stimme für die WM-Vergabe feilgeboten haben.

Am Montag veröffentlichten nun Medien in der Schweiz und in England neue Berichte, wonach auch gegen drei Exko-Mitglieder der Verdacht der Korruption bestehe. Laut den Berichten sollen sie in den 90er Jahren von der damaligen FIFA-Hausagentur ISL Bestechungsgelder kassiert haben. Insgesamt sollen Zahlungen in Höhe von 138 Millionen Schweizer Franken an FIFA- und IOC-, und Verbands-Mitglieder geflossen sein.

Dass die neuen Enthüllungen zu einer Absage der WM-Vergabe führen könnten, glaubt Beckenbauer nicht. "Du kannst es wieder neu ausschreiben, aber dazu wurde schon viel zu viel Geld investiert. Zum Schluss hat man gesagt, trotz aller Korruptionsvorwürfe einzelner Mitglieder: wir ziehen das durch. Am 2.12. werden jetzt beide Weltmeisterschaften entschieden", sagte der "Kaiser".

Zumindest das Fußball-Mutterland England hat den Glauben an eine faire Wahl noch nicht verloren. "Nein, das auf keinen Fall. Ob es einen Favoriten gibt, kann ich nicht sagen. Aber wir haben eine starke Bewerbung. Und ich rechne damit, dass die Wahl fair sein wird", sagte Englands Stürmer-Ikone Gary Lineker im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID).

Eindeutige Favoriten haben sich kurz vor der Wahl noch nicht herauskristallisiert. Für die WM 2018 werden England und Russland die meisten Chancen eingeräumt, da der Verband das Konzept mit zwei Gastgeber-Ländern kritisch sieht. Vier Jahre später machen sich die USA große Hoffnungen. Beiden Konkurrenten Australien, Japan und Südkorea mangelt es an Unterstützung und Euphorie in Politik und Wirtschaft, in Katar würde die im den Monaten Juni und Juli vorherrschende Hitze eine enorme Belastung für Fans und Spieler darstellen.