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Ulm zeigt sich geschockt

Keine Manipulationshinweise in der Türkei

Ulm zeigt sich geschockt

SSV-Geschäftsführer Markus Lösch

Ulms Geschäftsführer Markus Lösch zeigte sich von den Vorwürfen geschockt und überrascht. picture-alliance

"Die Beschuldigten seien verdächtigt, Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Offizielle aus hochrangigen europäischen Fußball-Ligen gegen Geldzahlungen veranlasst zu haben, den Ausgang von Spielen im Sinne der Bande zu manipulieren und diese Situation für Wettbetrügereien ausgenutzt zu haben", so die Staatsanwaltschaft Bochum. Wetten sollen dabei vor allem in Asien platziert worden sein.

Nach Medienberichten soll es in den Ligen in Deutschland, Österreich, Belgien, Bosnien, Kroatien, Ungarn, Slowenien, Schweiz und der Türkei Auffälligkeiten gegeben haben. Allerdings scheint Deutschland nach den bisherigen Erkenntnissen nur am Rande betroffen zu sein. Eine Partie steht aber unter Manipulationsverdacht. Es handelt sich dabei um das Freundschaftsspiel zwischen dem Regionalligisten SSV Ulm und dem vom deutschen Trainer Christoph Daum trainierten türkischen Erstligisten Fenerbahce Istanbul am 14. Juli 2009.

5:0 hieß es am Ende für das Team vom Bosporus. Eigentlich ein standesgemäßes Ergebnis für eine freundschaftliche Begegnung eines türkischen Spitzenklubs mit einem deutschen Viertligisten.

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Die Unterlagen der Ermittler sollen aber den Verdacht nahe legen, dass bislang unbekannte Spieler des SSV Ulm für ihre Bereitschaft, genau in dieser Höhe zu verlieren insgesamt einen niedrigen fünfstelligen Betrag erhalten haben sollen. Dabei handele es sich aber wohlgemerkt nur um einen Anfangsverdacht.

Markus Lösch, Geschäftsführer der Schwaben, zeigte sich geschockt und überrascht. Von den Vorwürfen habe er am Donnerstagabend aus dem Videotext erfahren. Der ehemalige Profi von Eintracht Frankfurt, dem 1. FC Nürnberg, den Stuttgarter Kickers und von Eintracht Trier versicherte, er könne sich nicht vorstellen, dass Ulmer Spieler manipuliert haben.

Lösch sagte die volle Kooperation mit der zuständigen Staatsanwaltschaft Bochum zu: "Wir wollen eine schnellstmögliche Aufdeckung des Falls. "Wir hätten auch noch höher verlieren können", fügte er an. "Mir ist bei der Partie überhaupt nichts Verdächtiges aufgefallen."

Auch der türkische Fußball-Verband TFF wurde von den Neuigkeiten überrascht. Wie ein Sprecher am Freitag in Istanbul gegenüber der Deutschen Presse Agentur (dpa) bestätige, liegen dem Verband bisher keine Informationen über einen Wettbetrug oder Manipulationen von Spielen in seinen Ligen vor. Der Fortgang in Deutschland werde aber genau verfolgt.

Auch die Frühwarnsysteme des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sowie der Europäischen Fußball-Union (UEFA) schlugen nicht Alarm. Deshalb liegen auch noch keine Reaktionen der beiden Verbände vor. Ein Vertreter der UEFA wird aber auf der Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft Bochum Stellung beziehen.

Am Donnerstag wurden nach mehrmonatigen Ermittlungen zahlreiche Einrichtungen im In- und Ausland durchsucht und mehrere Verdächtige festgenommen. Darunter sollen auch die beiden Brüder Milan und Ante S. sein, die bereits im Wettskandal um den ehemaligen Berliner Referee Robert Hoyzer die Drahtzieher waren.

Anfang 2005 hatte die Hoyzer-Affäre den deutschen Fußball erschüttert. Der Referee hatte in einigen Spielen absichtlich falsch gepfiffen. Nutznießer waren vor allem ein Berliner Wettbüro und er selbst. Hoyzer gestand und wurde zu einer Haftstrafe wegen der Manipulation von Fußball-Spielen und Beihilfe zum Betrug verurteilt, die er inzwischen abgesessen hat. Der DFB sperrte Hoyzer lebenslang.