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SC Freiburg: Gelungener Härtetest gegen St. Gallen dank Höler

Streich verärgert wegen Basel-Absage

Freiburg: Gelungener Härtetest dank Höler

Ermedin Demirovic wechselte in diesem Sommer von St. Gallen zum SC Freiburg. Mit seinem neuen Arbeitgeber bezwang er seinen alten nach 120 Minuten mit 3:1.

Ermedin Demirovic wechselte in diesem Sommer von St. Gallen zum SC Freiburg. Mit seinem neuen Arbeitgeber bezwang er seinen alten nach 120 Minuten mit 3:1. imago images

Aus St. Gallen berichtet Carsten Schröter-Lorenz

Das sah schon sehr nach Stammformation aus, was Streich zum Anpfiff auf den vom Dauerregen an diesem Samstag durchnässten Rasen im St. Galler Kybunpark schickte - außer im Angriff. Dort durfte sich der von der Leihe zu Bayern München II zurückgekehrte Woo-Yeong Jeong als hängende Spitze hinter dem zuletzt bei St. Gallen aktiven Sommerzugang Ermedin Demirovic beweisen. Die etablierten Nils Petersen und Lucas Höler durften erst nach der Pause ran. Gar nicht zum Einsatz kamen die angeschlagenen Keven Schlotterbeck, Mohamed Dräger und Lino Tempelmann.

Das Streich-Team brauchte eine Weile, um kontrollierten Zugriff auf die Partie zu finden. Bei einigen Akteuren schlichen sich einige leichte (Abspiel-) Fehler ein (Günter, Keitel, Höfler). Der SC war bemüht, sich gegen einen recht hochstehenden Gegner trotz Pressingdruck hinten herauszukombinieren. Der technisch beschlagene neue Stammkeeper Mark Flekken ging dabei, wie erwartet und von ihm angekündigt, mit Finten und Chipbällen ins Risiko, erlaubte sich dabei insgesamt aber eine zu hohe Fehlerquote - in einigen Szenen sehr zum Ärger von Streich. So kam etwa Ribeiro in der 25. Minute zu einer guten Schusschance in Folge eines Flekken-Fehlpasses. Der Schlussmann parierte jedoch, wie auch den nach der Ecke folgenden Versuch per guter Fußabwehr. Allgemein wurde St. Gallen, starker Tabellenzweiter der Schweizer Saison 2019/20, fast nur durch Weitschüsse gefährlich.

Mangelhafte Chancenverwertung

Der Sport-Club verzeichnete hingegen von Beginn an gute Torchancen, aber sowohl Lienhart, Höfler, Sallai (Pfosten), Grifo, als auch der zusehends besser und sicherer werdende Keitel, erst per Kopf nach starker Heintz-Flanke und später per Schuss von der Strafraum-Grenze, brachten den Ball nicht am starken FCSG-Keeper Ati Zigi vorbei ins Netz. Das immer druckvoller und gefährlicher werdende Flügelspiel des SC über Sallai und Schmid rechts und vor allem das Tandem Grifo und Günter auf der linken Bahn hätten für noch deutlich mehr Torgelegenheiten sorgen müssen - auf dem nassen Rasen mangelte es dem finalen Ball allerdings fast immer an der nötigen Präzision.

Demirovic und vor allem Jeong fehlte über weite Strecken die Bindung zum Spiel. "Er war sehr fleißig gegen den Ball", lobte Streich den 20-jährigen Jeong später, mit dem Ball habe ihm in der ein oder anderen Szene aber noch die Ruhe gefehlt. Demirovic wiederum müsse "noch ein paar Sachen verinnerlichen und Automatismen reinbekommen". Dennoch hätten beide vor der Pause noch treffen können, Demirovic schoss aus guter Position im Strafraum am langen Eck vorbei (50.), Jeongs Abschluss fehlte wie den meisten seiner Aktionen die nötige Überzeugung, Ati Zigi parierte ohne größere Probleme (60.).

Uphoff sorgt für unnötige Spannung

Höler, der vergangene Saison acht Bundesliga-Tore erzielte, machte es gegen St. Gallens B-Team kurz nach dem Seitenwechsel besser, traf nach gutem Laufweg und cleverem Höfler-Pass mit dem Außenrist ins lange Eck zur Führung (67.). Auf der anderen Seite sorgte Freiburgs neue Nummer zwei, Benjamin Uphoff, für unnötige Spannung. Erst ging sein vom gegnerischen Stürmer geblockter Klärungsversuch übers Tors (64.), dann vertändelte der Ex-KSC-Torwart den Ball im Dribbling im eigenen Strafraum an Campos und hatte Glück, dass dessen Abschluss aus der Drehung gerade noch von Gulde zur Ecke abgefälscht wurde (82.).

Nach 75 Minuten hatten fast alle SC-Starter Feierabend, nur der umsichtige und auch offensiv in Erscheinung getretene Heintz musste 90 Minuten durchhalten. Nach Kochs Abschied am Freitag Richtung England und Schlotterbecks Blessur hat Streich derzeit nur drei Innenverteidiger zur Verfügung. Für Heintz kam der nach wie vor für die Freiburger U 19 spielberechtigte Killian Sildillia zum Einsatz. Der Franzose zeigte sich in den Zweikämpfen griffig und präsent, machte aber beim Ausgleich wie Nebenmann Gulde, der Torschütze Duah im Rücken freistehen ließ, eine unglückliche Figur (104.). Zuvor hatte in Person von Carlo Boukhalfa ein weiterer Nachwuchsakteur nach Höler-Pass allein vor Keeper Watkowiak das 2:0 vergeben (89.).

Die Erkenntnisse

Doch vor allem der präsente Höler ließ nicht nach, bediente in der 106. Minute Sturmkollege Petersen, dessen Pfostentreffer versenkte Abrashi im Nachschuss zum 2:1. Vier Minuten später war es umgekehrt, Petersen von links flach vors Tor zu Höler - 3:1. Dem Doppeltorschützen ist der Sieg im Härtetest zu verdanken, der Trainer Streich neben dem Ergebnis einige Erkenntnisse gebracht hat. Zum Beispiel: Jeong und auch Demirovic brauchen noch Zeit, das Flügelspiel funktioniert bis auf den letzten Ball bereits gut, auf das Innenverteidiger-Duo Lienhart und Heintz ist Verlass und durch Keitels insgesamt ansprechende Leistung dürften die Sorgen um die Mittelfeldzentrale nicht allzu groß sein - auch wenn der SC weiterhin mit Hochdruck nach einem Achter mit Stammelf-Potenzial fahndet.

Basel lässt Test platzen - Streich angefressen

"Es ist traditionell so mit St. Gallen, seit Peter Zeidler hier Trainer ist, dass es immer sehr intensive und gute Spiele sind", sagte Streich über seinen deutschen Trainer-Kollegen. "Beide Mannschaften sind voll gegangen, ich war absolut zufrieden mit beiden 60 Minuten." Sichtlich verärgert zeigte er sich mit Blick auf St. Gallens Ligakonkurrenten FC Basel, gegen den am nächsten Samstag ein Test geplant war: "Wir mussten jetzt vernehmen, dass der FC Basel - obwohl sie wussten, dass sie Länderspielabstellungen haben - das Spiel abgesagt hat. Was für uns natürlich ganz, ganz schlecht ist, eine Woche vor dem Pokalspiel. Aber man muss es akzeptieren, obwohl es schwer ist zu akzeptieren", so ein um diplomatische Worte ringender Streich.

Freiburg 1. Halbzeit: Flekken - Schmid, Lienhart, Heintz, Günter - Keitel, Höfler - Sallai, Grifo - Jeong - Demirovic

Freiburg 2. Halbzeit: Uphoff - Kübler, Gulde, Heintz (91. Sildillia), Günter (76. Itter) - Höfler (76. Abrashi), Keitel (76. Boukhalfa) - Kwon, Grifo (76. Borrello) - Petersen, Höler