Ganz im Zeichen der Abschiede stand die Partie im Signal-Iduna-Park. BVB-Coach Edin Terzic und sein Gegenüber Hannes Wolf bestritten jeweils ihr vorerst letztes Spiel als Chefcoach ihres Teams, Schiedsrichter Manuel Gräfe leitete seine 289. und letzte Bundesligapartie - und auf beiden Seiten standen Spieler, die nach langer Zeit zum letzten Mal für ihr Team aufliefen: Sowohl Piszczek auf der einen als auch Sven Bender auf der anderen Seite waren rechtzeitig fit geworden und standen in der Startformation, beide durften sogar die Kapitänsbinde tragen. Svens Zwillingsbruder Lars Bender stand im letzten Spiel seiner Karriere überraschend noch einmal im Kader.
Von der Bank aus musste der langjährige Leverkusener Kapitän mit ansehen, wie sein Team in der Anfangsphase gegen spielfreudige Dortmunder kaum einen Fuß auf den Boden bekam und nach einem Ballverlust von Demirbay früh in Rückstand geriet: Reinier steckte durch auf Haaland, der aus spitzem Winkel sein 26. Saisontor markierte (5.). Ein perfekter Auftakt für den BVB - und besonders für Vorlagengeber Reinier bei seinem Startelfdebüt in der Bundesliga. Der Brasilianer war neben Piszczek, Can, Schulz, Delaney und Brandt einer von sechs Neuen in der BVB-Startformation. Guerreiro, Hummels, Bellingham, Meunier, Sancho und Reyna mussten - oder durften - nach dem 3:1 in Mainz, durch das die direkte Champions-League-Qualifikation festgezurrt wurde, auf die Bank.
Leverkusen wird stärker - Glanztat Bürki
Auch bei den Gästen gab es ein Debüt. Offensivmann Paulinho kam erstmals in dieser Saison zum Einsatz - fast ein Jahr nach seinem Kreuzbandriss erhielt der Brasilianer anstelle von Schick das Startelfmandat in der Spitze. Im Vergleich zum 1:1 gegen Union Berlin begannen außerdem Sven Bender, Gray und Bellarabi für Tapsoba, Amiri (beide 5. Gelbe Karte) und Diaby (Bank).
Nach der verschlafenen Anfangsphase kam Leverkusen nach rund 15 Minuten sukzessive besser in die Partie und entwickelte mit fortschreitender Spielzeit auch immer mehr Gefahr vor dem Dortmunder Tor: Akanji rettete stark vor dem einschussbereiten Gray (32.), Bürki zeigte eine Glanzparade gegen Paulinho (35.). Von Dortmund kam offensiv bis auf einen von Demirbay geblockten Reus-Schuss kurz vor der Pause (44.) gar nichts mehr, es spielte im Prinzip nur noch Leverkusen - doch in vorderster Front fehlte es den Gästen an der Durchschlagskraft.
Bundesliga, 34. Spieltag
Reus-Freistoß schlägt ein - Haaland schnürt den Doppelpack
Zur Halbzeit musste der BVB dann verletzungsbedingt wechseln. Dahoud testete in der Pause zwar noch Sprints, konnte aber nicht weiterspielen, für ihn kam Bellingham - und der durfte direkt jubeln, nachdem ein Reus-Freistoß vom Strafraumeck an Freund und Feind vorbei bis ins lange Eck rutschte (51.). Der zweite Blitzstart einer an diesem Tag gnadenlos effizienten Borussia.
Denn das torgefährlichere Team blieb auch im zweiten Durchgang Bayer 04 Leverkusen. Bürki verwehrte zunächst Sven Bender nach einer Ecke ein letztes Tor (64.) und zeigte kurz darauf gegen Gray die nächste Glanzparade (65.). Doch stattdessen luden die Rheinländer den BVB noch zum dritten Tor ein: Wendell spielte vor dem eigenen Strafraum einen haarsträubenden Querpass, den Haaland abfing und zu seinem 27. Saisontor veredelte (84.).
Großer Moment zum Abschluss: Lars Bender trifft zum Abschied
Immerhin zum Ehrentreffer kam Leverkusen aber noch - und zwar auf ganz besondere Art und Weise. Nachdem bereits Piszczek eine Viertelstunde vor Ende bei seiner Auswechslung ein Abschiedsspalier bekommen hatte, wurde kurz vor Ende Lars Bender für seinen Bruder Sven eingewechselt - und der Moment hätte perfekter kaum sein können. Denn Sekunden zuvor hatte Leverkusen nach Foul von Can am eingewechselten Schick noch einen Elfmeter zugesprochen bekommen, zu dem Lars Bender sogleich antrat - und zu seinem 22. und letzten Bundesliga-Tor verwandelte. Bürki hatte keine Anstalten mehr gemacht, zu parieren (90.).
Nach dem darauf folgenden Spielschluss erhielt auch Schiedsrichter Gräfe noch ein Spalier der Spieler sowie das Trikot von Doppeltorschütze Haaland - am Ende dürften alle mit ihrem Abschied zufrieden gewesen sein, zumal Dortmund durch den Heimsieg den dritten Platz festzurrte.
Die Bundesliga-Saison ist damit durch, für einige Nationalspieler bleibt allerdings keine lange Verschnaufpause. Ab dem 11. Juni geht die erste paneuropäische Europameisterschaft über die Bühne - ein Blick auf alle vorläufigen Kader.