Das Spiel war keine zehn Sekunden vorbei, da war Erling Haaland schon im Kabinentrakt verschwunden. Trotz zwei Toren überreichte er sein Trikot nur wortlos an Gegenspieler Meré und zog angefressen von dannen. Die Unzufriedenheit mit dem Endergebnis, sie stand ihm ins Gesicht geschrieben. Dabei hatte die Partie glänzend für den Torjäger und sein Team angefangen: Nach einem tollen Ball von Can verteidigte Meré den Norweger halbherzig bis gar nicht, sodass Haaland frei durch war und Horn den Tunnel verpasste (3.).
Hazard hätte kurz darauf sogar beinahe das zweite frühe Tor für anfangs komplett feldüberlegene Dortmunder erzielen können (8.), der Ball befand sich in der Anfangsviertelstunde fast ausschließlich in den Reihen der Westfalen. Auch ohne Morey und Reus, die sich beim 2:0-Erfolg gegen Hertha BSC verletzt hatten und durch Meunier und Reyna ersetzt wurden, sah es nach einem souveränen Auftritt der Schwarz-Gelben aus - doch nach knapp 20 Minuten kam es urplötzlich zum Bruch beim BVB.
Bellingham fährt den Arm aus - Duda sicher vom Punkt
Zahlreiche Ungenauigkeiten schlichen sich plötzlich ins Spiel der Dortmunder ein, die zahlreiche Bälle ohne großen Gegnerdruck hergaben. Die in der Anfangsphase noch völlig passiven Kölner kamen so sukzessive besser in die Partie und übernahmen mehr Spielanteile, auch wenn der letzte Punch in der Box fehlte. Gisdol hatte seine Elf nach dem enttäuschenden 1:2 bei Union Berlin auf vier Positionen verändert und Czichos, Ehizibue, Drexler und Jakobs für Jannes Horn (Gelbsperre), Meyer, Rexhbecaj und Özcan gebracht. Im Zuge dessen rückte Hector von der Zehn auf die Sechs, der Kapitän sorgte für die nun langsam erstarkenden Kölner für den ersten Abschluss (22.).
Zwar hatte Haaland nach einem fast deckungsgleichen Muster wie beim frühen Tor eine gute Chance auf den Doppelpack (30.), doch ein Treffer hätte über die in dieser Phase äußerst fahrige Leistung des BVB hinweggetäuscht. Alles andere als unverdient kamen daher die nun aufmerksameren Hausherren zum Ausgleich: Bellingham blockte einen Katterbach-Schuss aktiv mit dem Oberarm, nach VAR-Eingriff entschied Schiedsrichter Siebert auf Elfmeter, den Duda locker verwandelte (35.) - die Quittung für den starken Leistungsabfall der Dortmunder. Der BVB war nun zwar bemüht, die abhanden gekommene Spielkontrolle wieder zu erlangen, kam bis zum Halbzeitpfiff aber nicht über einen Schuss von Bellingham (42.) hinaus.
Bundesliga, 26. Spieltag
Spiel gedreht: Jakobs trifft sehenswert
Terzic reagierte zur Pause und brachte Moukoko für den fehlerbehafteten Brandt. Der 16-Jährige sorgte gleich merklich für Schwung und holte mit einer Einzelaktion einen Freistoß heraus, mit dem Dahoud allerdings an Horn scheiterte (52.). Wieder dauerte die Anfangsoffensive der Gäste aber nicht allzu lange - auch weil Köln mutig dagegenhielt und den BVB teilweise sogar regelrecht am eigenen Strafraum einschnürte. Der Lohn dafür: ein äußerst sehenswerter Treffer zum 2:1. Drexler spielte steil auf Jakobs, der die Kugel aus vollem Lauf unwiderstehlich über Hitz hinweg unter die Latte hämmerte (65.).
Die erwartete Reaktion des BVB blieb aus, auch die Hereinnahme von Reinier für Reyna (66.) brachte nicht die von Terzic erhoffte Klarheit ins Spiel der Gäste. Erst in der Schlussphase kamen die Dortmunder wieder zu klaren Gelegenheiten - natürlich durch Haaland: Der Norweger köpfte erst spektakulär an den Pfosten (80.), dann verzog er nach Reiniers kluger Kopfballablage knapp (84.).
Debütant Knauff legt auf: Haaland sorgt für späten Ausgleich
Doch eine Chance sollte Haaland noch bekommen - und nutzen. Der Großteil des Treffers ging allerdings auf das Konto eines Bundesliga-Debütanten. Der 19-jährige Knauff, zehn Minuten zuvor eingewechselt, setzte sich mit viel Elan über rechts durch und gab flach und hart in die Mitte, wo Haaland den Ball gemeinsam mit Schmitz über die Linie grätschte (90.).
Den lange Zeit stabilen Kölnern kamen damit doch noch zwei Punkte abhanden, das Ausrufezeichen im Abstiegskampf blieb aus. Weiter geht es für Gisdols Team am 3. April (15.30 Uhr) mit dem Auswärtsspiel in Wolfsburg. Zur gleichen Zeit hat der BVB die Eintracht aus Frankfurt zum direkten Duell um Platz vier zu Gast - nach dem Punktverlust fehlen den Dortmundern nun vier Zähler auf die SGE.