Wenige Stunden vor dem ersten Samstagabendspiel der Bundesliga-Rückrunde hatte vor dem Berliner Olympiastadion noch eine Demo stattgefunden, bei der Hertha-Fans öffentlich das sofortige Aus von Michael Preetz gefordert hatten. Der Manager sowie der ebenfalls unter Druck stehende Coach Bruno Labbadia fokussierten sich derweil auf das Heimspiel gegen Bremen - und wollten nach dem am Ende klaren 0:3 gegen Hoffenheim endlich wieder Zählbares einfahren. Dazu durfte unter anderem das erst 17-jährige Linksverteidigertalent Netz erstmals von Beginn an ran - und schaffte es mit seinen Kollegen wie Kapitän Stark, Aufbauspieler Tousart oder Stürmer Cordoba, in den ersten Minuten hochkonzentriert ans Werk zu gehen.
Selke bedankt sich fürs Geschenk
Die von Florian Kohfeldt betreuten Gäste von der Weser, zuletzt nach guter Leistung mit einem bitteren 0:1 in Gladbach unterwegs, hatten zunächst wenig zu melden - wurden aber auf einmal beschenkt, nachdem Mittelstädt im eigenen Strafraum viel zu ungestüm gegen Schmid gegrätscht hatte (9.). Den fälligen Elfmeter verwandelte der ehemalige Berliner Selke (2017 bis 2020) sicher oben rechts in den Winkel zum 1:0 des SVW (10.).
Cunha schwach, Toprak komplett frei
Diese Szene passte ins Bild der eigentlich spielbestimmenden Alten Dame - genauso wie die nächsten beiden großen Geschichten in diesen ersten 45 Minuten. Erst nämlich holte Matheus Cunha einen Strafstoß für seine Farben heraus (20., Foul von Mbom), vergab dann aber kläglich - Pavlenka parierte sicher (21.). Acht Minuten später dann der nächste defensive Patzer der Hauptstädter: Toprak durfte nach scharfer Bittencourt-Ecke ungedeckt köpfen und setzte den Ball unhaltbar für Schwolow unter die Querlatte - 2:0 für die Werderaner, die insgesamt offensiv relativ wenig Aufwand betrieben und sich vornehmlich auf die Defensive fokussierten.
18. Spieltag
Cordoba nährt die Hoffnung
Und genau dieses Verhalten sollte sich kurz vor der Pause rächen, weil sich die Herthaner, bei denen Lukebakio aus sportlichen Gründen erstmals im Kader gefehlt hatte, trotz des 0:2-Rückstandes nicht aufgaben und Chancen kreierten. Eine davon nutzte Cordoba nach feiner Pekarik-Flanke zum 1:2-Anschluss (45.+2). Mit diesem Kopfball war auch der bis dato starke SVW-Schlussmann Pavlenka erstmals geschlagen.
Berlin drückt, Bittencourt trifft
Das Bild von zu passiven Bremern setzte sich auch zum Start der zweiten 45 Minuten fort, abermals machten die Hausherren das Spiel und leiteten viele Vorstöße über den agilen Elfmeterfehlschützen Matheus Cunha ein. Der Brasilianer war es auch, der Pavlenka gleich mal wieder prüfte (47.). Außerdem feuerte Cordoba mal kraftvoll aus der Distanz (55.), während auf der anderen Seite erstens Rashica für etwas Belebung eingewechselt wurde - und zweitens aus dem Nichts das 3:1 gelang. Ein noch abgefälschtes Eggestein-Zuspiel nahm der durchgestartete Bittencourt dabei herausragend an, drehte sich und verwandelte sicher kurz vor Schwolow (57.).
Sargent erhöht sogar noch
Dieses bittere 1:3 zog den sichtlich niedergeschlagenen Berlinern für ein paar Minuten den Stecker, während den Gästen von der Weser immer mehr Entlastungsaktionen gelangen. Das führte ab der 66. Minute zu einem wilden Auf und Ab: Erst ließ Rashica das 4:1 liegen (66.), ehe Matheus Cunha überhastet abschloss (67.), Eggestein verzog (68.) und wiederum Matheus Cunha seinen Mitspieler Cordoba nicht fand (69.). Der Stürmer scheiterte kurz darauf außerdem noch an Pavlenka (74.).
Bedient: Bruno Labbadia hat sich das gegen Bremen anders vorgestellt. imago images
Es sollte irgendwie nicht sein für die Alte Dame an diesem Samstagabend, das bestätigte sich in der 77. Minute, als Stark zu kurz klärte und so Sargent ins Spiel brachte. Der Joker schloss schnurstracks ab und versenkte den Ball stramm rechts im Kasten, Schwolow erreichte die Kugel nicht mehr. Das war zugleich der Endstand an diesem für Berlin gebrauchten Abend.
Die immer näher Richtung akuter Abstiegszone rutschende Hertha gastiert als nächstes am kommenden Samstag (15.30 Uhr) bei Eintracht Frankfurt. Der mit diesem wichtigen Dreier ins gesicherte Mittelfeld gesprungene SV Werder Bremen empfängt dann zur gleichen Zeit Kellerkind Schalke 04.