Bielefelds Trainer Uwe Neuhaus hatte im Vorfeld des Duells mit Triple-Champion Bayern von einer unfassbar schwierigen Aufgabe gesprochen ("Da hat man von zehn Spielen neunmal keine Chance") - und nahm außerdem im Vergleich zum bitteren 0:1 in Bremen von vor der jüngsten Länderspielpause drei Wechsel vor: Brunner (Pferdekuss), Cordova (Bank) und Benins Nationalspieler Soukou (mit einer Zerrung von der Länderspielpause zurückgekommen) machten Platz für de Medina, Kunze und Gebauer.
Münchens Coach Hansi Flick hatte seinerseits vor der Pause ein spätes 4:3 gegen Hertha BSC und vor wenigen Tagen in der DFB-Pokal-Nachholpartie gegen Fünftligist Düren ein 3:0 notiert. Wenig verwunderlich rotierte der Cheftrainer nun wieder zurück, setzte unter anderem die Neuzugänge Choupo-Moting, Douglas Costa, Sarr und Roca wieder auf die Bank, brachte unter anderem Lewandowski zurück und musste auf Kimmich (erwartete mit seiner Partnerin das zweite Kind) verzichten.
Müller hier, Lewandowski da
Was Flick an diesem Abend notieren durfte: eine dominant auftretende FCB-Mannschaft. Die Münchner übten von Beginn an Druck aus, schnürten die Hausherren defensiv ein und kamen schon nach acht Zeigerumdrehungen zum 1:0. Nach einer edlen Hacke von Lewandowski kam Müller über einen kleinen, glücklichen Umweg aus nächster Nähe zum 1:0, scheiterte wenig später außerdem an Ortega, was fast das 2:0 gewesen wäre (15.).
Bundesliga, 4. Spieltag
In dieser Taktung ging es nahtlos weiter, wenngleich die Bielefelder zwischenzeitlich immerhin mal Mut fassten und sich durch Klos oder auch mehrere harmlose Distanzschüsse von Japaner Doan annäherten. Nach einem tollen Antritt von Goretzka, der einen Gegenspieler überlupfte und einen weiteren aussteigen ließ, vollendete erst einmal Lewandowski quasi aus dem Stand zum 2:0 (25.). Der Pole, der zudem noch mit einem Kopfball an einer starken Parade scheiterte (29.), war es auch, der unmittelbar vor der Pause nach Müller-Zuspiel mit Glück das 3:0 markierte - der Ball wurde noch unhaltbar für Ortega abgefälscht.
Eine überragende Marke
Apropos Müller: Mit seinen beiden Vorlagen an diesem Abend avancierte der Weltmeister von 2014 zum ersten Spieler, dem seit Datenerfassung 1988/98 stolze 150 Assists gelungen sind.
Doan nutzt FCB-Schlafmützigkeit
Zwar dominierte der amtierende Meister auch nach Wiederbeginn, erhöhte sogar nach feiner Lewandowski-Flanke und Müller-Abschluss auf 4:0 (51.). Doch in der Folge ließ der Klub von der Säbener Straße die Zügel doch arg schleifen, was Bielefeld immer wieder auch Möglichkeiten bot. Allen voran dem agilen Japaner Doan, der von der PSV Eindhoven ausgeliehen ist, nach Querpass von Klos und Tunnel für Pavard zum 1:4-Anschluss traf (59.) und außerdem haarscharf über die Querlatte schoss (70.).
Platzverweis für Tolisso
Nach einem fatalen Fehlpass von Joker Javi Martinez kassierte der Triple-Sieger zudem noch einen weiteren Dämpfer an einem eigentlich souverän geführten Abend: Tolisso wollte als letzter Mann via Grätsche vor Klos retten, traf stattdessen aber den Stürmer etwas, der den Kontakt annahm und fiel. Referee Daniel Siebert musste so Rot wegen Notbremse zücken (76.). In Unterzahl besonn sich der FCB dann aber wieder auf Ballbesitz und Offensivpressing, sodass bis zum Schlusspfiff nichts mehr anbrannte, das 4:1 Bestand hatte - und sich die Matchwinner Lewandowski (zwei Tore, eine Vorlage) sowie Müller (zwei Treffer, ein Assists) ausgiebig feiern lassen konnten.
Am nächsten Sonntag (15.30 Uhr) spielt Arminia Bielefeld, das nun zum zweiten Mal in Folge im deutschen Oberhaus verloren hat (sechs Punkte), auswärts gegen den VfL Wolfsburg. Der zum dritten Mal siegreiche FC Bayern empfängt in der Champions-League-Vorrunde erst einmal Atletico Madrid am kommenden Mittwoch (21 Uhr). Am Samstag (15.30 Uhr) spielen die Münchner dann zu Hause gegen die gefährliche Eintracht aus Frankfurt.