RB-Coach Julian Nagelsmann plagten vor der Partie Defensivprobleme. Neben zahlreichen weiteren Ausfällen in der Abwehr konnte Nagelsmann auch nicht auf Halstenberg (muskuläre Probleme) sowie Ilsanker (nicht für die Champions League nominiert) zurückgreifen. Im Vergleich zum 4:1-Heimsieg gegen den 1. FC Köln starteten daher Saracchi und Ampadu (Startelfdebüt für Leipzig). Immerhin: Der angeschlagene Upamecano meldete sich fit und konnte von Beginn an auflaufen.
Benficas Trainer Bruno Lage tauschte nach dem mühevollen 2:1-Pokalerfolg beim Drittligisten FC Vizela auf gleich fünf Positionen: Anstelle von Zlobin, Jardel, Samaris, Jota und de Tomas begannen Vlachodimos, Ruben Dias, Taarabt, Cervi und Vinicius.
Leipzig beginnt gut - doch Benfica trifft
Zwar kam Benfica nach nicht einmal zehn Sekunden durch Cervi zu einem ersten Abschluss, doch im Anschluss daran spielte erst einmal nur Leipzig. Die Sachsen zeigten in der Anfangsphase einige ansehnliche Kombinationen, die unter anderem in guten Möglichkeiten für Forsberg (7.) und Werner (12.) resultierten, beide zielten jedoch zu hoch. Stattdessen gingen die Portugiesen mit ihrer ersten echten Chance in Führung: Ein schnell vorgetragener Angriff über Grimaldo und Vinicius landete links bei Taarabt, dessen Flachpass in die Mitte Upamecano nicht entscheidend klären können, sodass Pizzi am zweiten Pfosten zum Abschluss kam. Der von Saracchi noch abgefälschte Flachschuss des Mittelfeldspielers schlug genau im rechten Eck ein (20.).
Starker Vlachodimos verhindert den Ausgleich
Leipzig erhöhte daraufhin noch einmal das Tempo und kam zu teils besten Tormöglichkeiten, scheiterte aber jeweils am glänzend aufgelegten Vlachodimos: Der in Stuttgart geborene Schlussmann vereitelte hervorragend gegen den völlig freistehenden Nkunku (24.), parierte zwei satte Distanzschüsse von Forsberg (34., 36.) und zeigte gegen eine klasse Direktabnahme von Sabitzer eine sehenswerte Flugeinlage (35.). Pech für Leipzig auch, dass Schiedsrichter Gil Manzano in der Entstehung der Sabitzer-Chance ein Vergehen von Grimaldo an Nkunku als nicht elfmeterwürdig erachtete.
Am Ende einer eher unglücklich verlaufenen ersten Hälfte hatte die Nagelsmann-Elf aber noch einmal ein wenig Dusel: Pizzi verpasste nur hauchdünn den Doppelpack, sein herrlicher Schlenzer landete am Lattenkreuz (45.).
Klostermanns fatale Rutschpartie - Gulacsi muss raus
Nach dem Seitenwechsel wurde Leipzig zunächst bei weitem nicht mehr so zwingend wie noch im ersten Durchgang. Bei der einzigen RB-Möglichkeit der Anfangsphase von Hälfte zwei war abermals Vlachodimos zur Stelle und rettete vor Sabitzer (56.). Benfica stand defensiv nun deutlich sicherer und lauerte auf Fehler der Leipziger - und sie lauerten nicht vergeblich: Zunächst spielte Upamecano einen haarsträubenden Fehlpass zu Taarabt, dann rutschte Klostermann als letzter Mann aus und machte so den Weg frei für Vinicius. Der Angreifer lief völlig alleine auf Gulacsi zu und schob überlegt zum 2:0 für die Gäste ein (59.).
Doppelt bitter für Leipzig, denn Vinicius traf im Anschluss an seinen erfolgreichen Torschuss Keeper Gulacsi mit dem Knie am Kopf, der Ungar musste benommen ausgewechselt werden, für ihn kam Mvogo. Wenig später nahm Nagelsmann bereits den dritten Wechsel vor und brachte mit Schick für Saracchi weitere Offensiv-Power (70.). Der Joker hatte auch kurz darauf den Anschluss auf dem Fuß, traf seinen Heber-Versuch frei vor Vlachodimos aber nicht richtig (74.).
Vom Punkt und per Kopf: Forsberg belohnt Leipzigs Anrennen
Leipzig drängte nun aber auf den Anschluss und kam fast im Minutentakt zu Möglichkeiten: Forsberg wurde in aussichtsreicher Position geblockt (79.); Schick, Forsberg (beide 80.) und Werner (81.) verpassten Hereingaben nur hauchzart. Auf der Gegenseite musste Mvogo den vorzeitigen RB-K.o. verhindern: Der RB-Keeper stand weit vor dem eigenen Tor und wurde beinahe vom eingewechselten de Tomas überrascht, der aus der eigenen Hälfte abzog. Mvogo kratzte den Ball noch aus dem Winkel - und ermöglichte seinen Farben so die Aufholjagd (84.).
Nach einem Halten von Ruben Dias gegen Schick zeigte Gil Manzano auf den Punkt. Forsberg trat an und verwandelte zum Anschluss (90.). Es wurde nochmal laut in Leipzig - auch weil wegen Gulacsis Verletzung neun Minuten Nachspielzeit angezeigt wurden. Die sechste davon war gerade angebrochen, da schlug Forsberg zum zweiten Mal zu: Nach Flanke von Werner stand der Schwede im Zentrum völlig blank und nickte ins rechte Eck (90.+6). RB durfte jubeln und steht erstmals im Achtelfinale der Champions League, Benfica muss die Hoffnungen auf die K.-o.-Runde vorzeitig begraben.
Für Leipzig geht es am Samstag (15.30 Uhr) in Paderborn weiter, Benfica empfängt am gleichen Tag (19 Uhr) Maritimo Funchal. Zum Abschluss der CL-Gruppenphase ist Leipzig am 10. Dezember bei Olympique Lyon zu Gast, Benfica muss zur gleichen Zeit die Hürde Zenit St. Petersburg überspringen.