Bayer-Trainer Peter Bosz nahm nach dem jüngsten, verdienten 2:1 gegen Schalke 04 in der Bundesliga, zugleich dem sechsten Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage (fünf Siege), ganze drei Veränderungen vor: Baumgartlinger, Wendell und Bailey rückten zunächst auf die Bank, dafür standen Demirbay, Sinkgraven und Diaby in der Anfangself.
Juve-Coach Maurizio Sarri, der unter anderem gänzlich auf die Dienste von Abwehrmann de Ligt verzichtete, wodurch dessen Wiedersehen mit seinem früheren Ajax-Trainer Bosz ins Wasser fiel, warf dagegen wenig verwunderlich etwas die Rotationsmaschinerie an. Abwehrchef Bonucci saß zum Beispiel im Vergleich zum 1:3 bei Pokalsieger Lazio Rom, der zugleich ersten Pflichtspielniederlage in dieser Saison, neben Dybala draußen. Während so in der Abwehr vier eigentliche Ersatzmänner vor dem ebenfalls aufgebotenen Oldie Buffon (41) starteten (de Sciglio, Rugani, Demiral, Danilo), ordneten im Mittelfeld Pjanic, Cuadrado, Rabiot und Bernardeschi die Geschicke. Vorn dagegen ließ sich natürlich ein gewisser Cristiano Ronaldo nicht verdrängen, der Star stürmte an der Seite von Higuain.
CR7 verpasst um Haaresbreite - Diabys Knaller sitzt fast
Offensive Top-Kombinationen oder gar feurige Abschlüsse bekamen die Zuschauer in der BayArena in der Anfangsphase aber nicht serviert. Vielmehr dominierten auf beiden Seiten die Defensivabteilungen, wobei vor allem Turins B-Viererkette einen guten Job machte und vor Schlussmann Buffon in seinem 123. Auftritt in der Königsklasse den Laden dicht hielt. Zuhauf beharkten sich beide Parteien hier stets im Mittelfeld, was zu einer insgesamt überschaubaren Angelegenheit führte.
Gruppe D
Ein paar gefährliche Szenen gab es aber trotzdem: Cristiano Ronaldo verpasste nach einem Querpass von Higuain frei vor dem leeren Tor nur um Millimeter (11.). Direkt im Anschluss und auf der anderen Seite donnerte Diaby den Ball ansatzlos an den linken Pfosten - Buffon, der bereits vor 17 Jahren (2002) für die Bianconeri beim 1:3 in Leverkusen auf dem Platz gestanden war, wäre wohl chancenlos gewesen (11.). Außerdem: CR7 schoss nach einem Solo knapp links vorbei (21.), ähnlich verzog Cuadrado (21.). Dann schloss noch Higuain überhastet aus guter Lage ab (36.), ehe Havertz im Juve-Strafraum von Bellarabi gefunden wurde, sofort abschloss. Demiral rettete aber gerade noch (44.).
Die Luft ist raus
Nach Wiederbeginn erhöhte zunächst Juventus den Druck, Cristiano Ronaldo schoss hierbei aus Abseitsposition zum direkt aberkannten 1:0 ein (51.), dann rettete Leverkusens Verteidiger Sinkgraven in höchster Not (53.). Es folgte die Erkenntnis, dass Atletico Madrid im Parallelspiel der Gruppe D bereits mit 2:0 gegen Lokomotive Moskau vorn lag - und so war klar, dass auch ein Bayer-Heimsieg nicht mehr helfen würde. Die Luft war raus.
CR7 steht richtig - Higuain legt sogar noch nach
Etliche Auswechslungen und auch Fouls im Mittelfeld hemmten den Spielfluss immer weiter. Außerdem kamen bei Bayer besonders im vorderen Drittel etliche Pässe nicht mehr an, während die Bianconeri den Ball sauber laufen ließen - und am Ende sogar noch nach einer feinen Kombination zum 1:0 kamen: Pjanic wurde im Mittelfeld angespielt und passte direkt links in die Spitze zum durchstartenden Joker Dybala. Der Argentinier blickte in der Folge kurz auf und legte quer für den im Zentrum lauernden Cristiano Ronaldo. Der Portugiese musste nur noch einschieben - und tat das (75.). Damit erzielte CR7 sein zweites Saisontor auf Europas größter Bühne - und sein 128. insgesamt. Higuain erhöhte nach erneuter Vorarbeit von Joker Dybala mit einem strammen Linksschuss sogar noch auf 2:0 (90.+2). Der Endstand.
Hat einmal Bayer-Torwart Lukas Hradecky überwunden und ist mehrere Male von Zuschauern gejagt worden: CR7. imago images
Weil aber in der Schlussphase der Partie einige Zuschauer an den Ordnern vorbeihuschten, auf den Platz rannten und einer davon Cristiano Ronaldo kurz nach dem Schlusspfiff sogar etwas am Hals riss, setzte dieser trotz erfolgreichen Abends eine grimmige Miene auf. Verständlich. Schlussmann Buffon brachte CR7 aber mit einer Umarmung sowie einem Backenkuss schnell wieder zum Lächeln.
Für den italienischen Meister Juve, der mit diesem Sieg die Gruppenphase mit ganzen 16 Punkten abschloss, geht es gegen Udinese am kommenden Sonntag (15 Uhr) weiter. Einen Tag zuvor trifft Leverkusen auf den 1. FC Köln (15.30 Uhr). Die Auslosung des Champions-League-Achtelfinals findet übrigens am Montagmittag ab 12 Uhr in Nyon statt (LIVE! bei kicker.de). Direkt im Anschluss wird auch die Zwischenrunde der Europa League ermittelt, hier geht ab sofort Bayer an den Start.