Zum 172. Mal begegneten sich die beiden Mailänder Top-Klubs Inter und Milan an diesem 23. Serie-A-Spieltag - und dabei erwischten die Rossoneri einen Start nach Maß. Das Team von Trainer Stefano Pioli kombinierte sich reihenweise ansehnlich voran, besonders Samu Castillejo und Calhanoglu schoben genauso wie Linksverteidiger Theo Hernandez eifrig an.
Bis auf einen Volleyschuss von AC-Rückkehrer Ibrahimovic (2.) sowie einen Pfostenkracher des früheren Hamburgers und Leverkuseners Calhanoglu (9.) fehlte es in der gefährlichen Zone aber an entscheidenden Ideen. Was auch daran lag, dass ein insgesamt viel zu passives Inter zumindest defensiv sicher stand. Gerade die drei Recken Godin, de Vrij, Skriniar hielten den bemühten "Ibra" lange Zeit in Schach - und sahen dann, wie Vecino nach starkem Zuspiel von Lukaku am 20-jährigen Milan-Keeper Donnarumma scheiterte (24.).
Sprungkraft und Erfahrung: Ibrahimovic dominiert
Hatte beim Derby della Madonnina gegen Inter in den ersten 45 Minuten dominiert: Milan-Star Zlatan Ibrahimovic. imago images
Dann sollte "Ibrakadabra" allerdings seinen Zauber versprühen. Erst schlug der inzwischen 38-jährige Star seinen Gegenspieler Godin mit einem perfekt gewonnenen Luftzweikampf und bereitete so per Kopf den 1:0-Abstauber des ehemaligen Frankfurters Rebic vor (40.), dann schlich sich Ibrahimovic bei einer Ecke clever vor den linken Pfosten. Genau dorthin wurde die Flanke von Samu Castillejo von Kessié abgelenkt, sodass der Routinier aus nächster Nähe gegen seinen Ex-Klub Inter (2006-2009) aus nächster Nähe einnickte - und sich feiern ließ.
Der schnelle Inter-Doppelschlag
Eine klare Ansage mussten sich dagegen wohl die Inter-Schützlinge von einem sichtlich unzufriedenen Coach Antonio Conte gefallen lassen. Klar war: Aus der Pause kamen die Nerazzurri mit gehörigem Schwung - und drehten innerhalb von wenigen Minuten das Spiel. Erst traf Brozovic unhaltbar ins linke untere Eck mit einem tollen Volley (51.), ehe Godin perfekt auf den hauchzart nicht im Abseits stehenden Alexis Sanchez steckte. Der Chilene brach geschickt vor dem AC-Gehäuse ab, legte zurück zu Vecino - und der Uruguayer traf aus nächster Nähe zum umjubelten 2:2. Der ehemalige Wolfsburger Kjaer konnte dabei nicht mehr retten (53.).
Der dritte Streich der Nerazzurri
In Minute 70 kannte schließlich kein Interisti ein Halten mehr. Denn in einer Phase, in der eigentlich wieder Milan besser war (Chance von Rebic und Freistoß von "Ibra"), gelang sogar plötzlich das 3:2. Abwehrmann de Vrij befreite sich nach einer Ecke von Gegenspieler Romagnoli und drückte seinen Kopfball unhaltbar unter die Latte (70.). Aus einem 0:2 ein 3:2, der FC Internazionale machte es möglich. Joker Eriksen erhöhte sogar beinahe auf 4:2, der direkte Freistoßknaller des im Winter von Tottenham gekommenen Neuzugangs donnerte allerdings links an den Winkel (80.).
Pfosten hier, Entscheidung dort
In den letzten Minuten bemühten sich die Rossoneri nochmals, wenngleich die Kräfte ausgingen. Und tatsächlich lag das 3:3 einmal in der Luft: Der weitestgehend in den zweiten 45 Minuten abgemeldete Ibrahimovic nickte den Ball rechts vor dem gegnerischen Gehäuse an den Pfosten (90.). Allerdings hätte ein Treffer wohl gar nicht gezählt, weil der Stürmer dabei den Ellenbogen ausgefahren hatte.
Jedenfalls war das die letzte Aktion der Gäste, während auf der anderen Seite Lukaku mit einem saftigen Kopfball zum 4:2 den Deckel drauf machte an diesem glorreichen Abend. Denn damit sammelte Inter nicht nur mächtig Derby-Prestige gegen den Erzrivalen, das Team von Coach Conte zog an der Spitze auch mit Meister Juve (jeweils 54 Punkte) gleich.
Nette Randnotiz: Zum letzten Mal haben die Nerazzurri in einem Derby gegen Milan einen Rückstand von mindestens zwei Toren im November 1949 noch in einen Sieg gedreht (6:5). Ibrahimovics Marke, als ältester Spieler aller Zeiten bislang in einem Mailänder Stadtduell getroffen zu haben (38 Jahre, 129 Tage), hatte für Milan dagegen nur statistischen Wert.