In der Geschichte der traditionsreichen Rivalität der beiden Teams hatte es schon einmal ein Geisterspiel gegeben: 2007 musste Galatasaray wegen Ausschreitungen seiner Anhänger insgesamt fünf Spiele ohne Publikum austragen - darunter auch gegen Besiktas.
Im Zuge der Vorbereitung auf das nun - aus ganz anderen Gründen - zweite Stadtderby ohne Zuschauer hatten sich bemerkenswerte Szenen abgespielt. Zwei Männer in Schutzanzügen rückten mit spezieller Gerätschaft an, um den gesamten Innenraum des Türk Telekom Stadyumu zu desinfizieren und die Infektionsgefahr für die Beteiligten niedrig zu halten: Von den Umkleidekabinen samt Taktiktafel über die Auswechselbänke bis hin zu einer kleinen Löwen-Statue im Presseraum wurde alles sorgfältig mit Desinfektionsmittel eingesprayt.
Viel Leerlauf vor leeren Rängen
Auch auf dem Feld blieb zunächst vieles steril, ohne die Fans auf den Rängen fehlte auch auf dem Platz das Feuer. Galatasaray, unter anderem mit Falcao und dem von RB Leipzig ausgeliehenen Sarrachi in der Startelf, bestimmte die Begegnung zunächst klar und kam nach einem Patzer von Besiktas-Keeper Karius zur ersten Chance durch den aufgerückten Verteidiger Donk (10.). Auch Galatasarays Torwart Muslera erlaubte sich im Verlauf der ersten Hälfte eine böse Unkonzentriertheit und hatte Glück, dass sich Burak beim daraus resultierenden Treffer im Abseits befand (27.).
Ansonsten fehlten beiden Teams - vielleicht auch wegen des streckenweise starken Regens - die spielerischen Mittel, um zu gelungenen Offensivaktionen zu kommen. So resultierten die beiden besten Gelegenheiten im ersten Durchgang nicht aus zielgerichteten Angriffen: Feghouli schoss nach einem haarsträubenden Fehlpass von Gönül in die Arme von Karius (30.), ein Freistoß von Seri drehte sich nur knapp am Kreuzeck vorbei (45.).
Karius macht Patzer wieder gut
Nach dem Seitenwechsel kamen dann beide Teams zu Großchancen auf den Siegtreffer, wobei die nur selten offensiv in Erscheinung tretenden Gäste um Ex-Bundesliga-Profi Kevin-Prince Boateng den Auftakt machten: Nkoudou scheiterte freistehend am herausgestürzten Muslera (55.). Näher am Sieg waren jedoch weiterhin die Gastgeber, die auch im zweiten Durchgang feldüberlegen agierten. Karius legte nach einer Ecke unfreiwillig für Onyekuru auf, machte seinen Fehler aber mit einer anschließend starken Fußabwehr gegen den Angreifer wieder gut (73.). Wenig später parierte der deutsche Keeper auch gegen den eingewechselten Bayram, Feghoulis Nachschuss strich nur denkbar knapp am Gehäuse vorbei (78.).
So zwingend wie in diesen Szenen wurde Galatasaray trotz Feldüberlegenheit aber zu selten. Der amtierende Meister musste sich mit einem 0:0 begnügen und konnte damit das Ergebnis aus dem am Mittag ausgetragenen Spitzenspiel zwischen Trabzonspor und Basaksehir nicht nutzen. Die beiden Teams hatten sich im Duell Erster gegen Zweiter mit 1:1 getrennt. Galatasaray verharrt mit drei Punkten Rückstand auf das Führungsduo auf Rang drei.