Gerade nach seiner Zeit beim Hamburger SV dürfte Christian Titz so einiges erlebt haben, doch West-Regionalligist Rot-Weiss Essen setzt immer einen drauf. "Dass ein Spiel so einen Verlauf nimmt, hast du auch nicht in jeder Partie", sagte Titz nach dem 2:1-Heimsieg seiner neuen Mannschaft zum Ligastart gegen Borussia Dortmunds U 23. Dabei steuerte RWE gegen giftige Jung-Borussen lange auf eine Enttäuschung zu. Beide Mannschaften begannen gut, doch der BVB erwies sich gerade durch den extrem agilen Joseph Boyamba als gefährlich.
Boyamba erzielt die BVB-Pausenführung
"Wir haben dann das gemacht, was uns auch schon in der Vorbereitung passiert ist", analysierte Titz: "Bei eigenem Ballbesitz hinten aufmachen." Prompt nutzte Boyamba einen der individuellen Fehler der Essener Defensive und brachte Titz‘ Team in Rückstand (39.). "Dann haben wir aber ruhig weitergespielt. Nach der Pause haben wir den Gegner laufen gelassen und sind nicht hektisch, sondern diszipliniert geblieben", sagte Titz. Bereits zu erkennen: Torhüter Marcel Lenz rückte weit auf und wurde immer wieder ins Aufbauspiel eingebunden. Vorne präsentierten sich vor allem der engagierte Amara Condé und Mittelstürmer Marcel Platzek als Unruheherde.
Schlussphase: Zwei Standards zum vielumjubelten Sieg
Vor 14497 Zuschauern lieferte RWE den eigenen Fans dann einen traumhaften Abend: Erst glich Condé per direktem Freistoß aus (81.), dann ging Platzek in der Nachspielzeit im Strafraum zu Boden - Elfmeter. "Ich glaube, den muss man wirklich nicht geben. Für uns umso besser", gab Condé später zu. Innenverteidiger Alexander Hahn drosch den Ball vor den Essener Fans in die Maschen - 2:1, Ekstase auf den Rängen. (90. + 6).
Das war heute ein zwölfter Mann für uns.
Christian Titz lobt die Essener Fans
"Mir war gar nicht bewusst, dass es die letzte Sekunde des Spiels war", sagte Hahn. "Ich habe die Kurve gesehen und mich auf den Ball fokussiert. Ich war geil drauf und habe ihn einfach reingehauen", schilderte der Neuzugang. Ein Sonderlob für die eindrucksvolle Zuschauerkulisse, zu der auch viele BVB-Fans beitrugen, kam nicht nur von Titz: "Das war heute ein zwölfter Mann für uns", sagte er, der in der Vorbereitung mehrfach an den eigenen Anhang appelliert hatte. "Die Mannschaft hat das gesamte Spiel über daran geglaubt, das Spiel noch umbiegen zu können." Das hat sie eindrucksvoll getan - und Titz‘ Premiere bei RWE veredelt.