BVB-Coach Lucien Favre nahm die 0:4-Schlappe in München zum Anlass für gleich fünf Änderungen in seiner Startformation: Dahoud startete neben Witsel auf der Doppelsechs, dafür rückte Weigl in die Innenverteidigung, Akanji musste auf der Bank Platz nehmen. Rechts in der Viererkette verteidigte Piszczek für Hakimi, die weiteren Änderungen fanden in der Offensive statt: Reus und Paco Alcacer kehrten ebenso wie Guerreiro in die Startelf zurück und ersetzten Brandt, Götze und Hazard (alle Bank).
Deutlich schneller ließen sich die Personalien bei den Gästen abhandeln. Paderborns Trainer Steffen Baumgart brachte im Vergleich zum 0:1 gegen Augsburg lediglich Zolinski anstelle von Sabiri.
Dortmund dilettantisch: Paderborn kontert BVB aus
Damit einher ging eine Änderung der Grundformation von 4-3-3 auf 4-4-2 - und der neu formierten Mannschaft gelang das frühe Ausrufezeichen: Nach einem Dortmunder Eckball konterte Paderborn blitzschnell, Pröger zündete an der rechten Außenlinie den Turbo, überspurtete Schulz und fand den völlig freien Mamba in der Mitte. Der Stürmer vollstreckte problemlos ins kurze Eck und verpasste dem BVB die eiskalte Dusche (5.). Die Dortmunder zeigten sich sichtlich geschockt. Gegen couragiert und hoch verteidigende Paderborner fiel den Schwarz-Gelben zunächst nichts ein, dazu liefen sie immer wieder in weitere Konter der Gäste.
Erst nach rund einer Viertelstunde kam Dortmund besser in die Partie - und durch Guerreiro zu den ersten beiden Abschlüssen: Der Portugiese jagte den Ball zunächst knapp am linken Winkel vorbei (16.) und setzte dann eine Direktabnahme rechts daneben (25.). Insgesamt fehlten den Borussen jedoch häufig die Ideen und defensiv lief Dortmund ein ums andere Mal in Konter der enorm aufmerksamen Paderborner. Zolinski spielte aus der eigenen Hälfte steil auf Mamba, der der weit aufgerückten BVB-Abwehr entwischte und komplett allein auf Bürki zulief - Doppelpack für den Stürmer, 0:2 (37.).
Holtmann erhöht - Paco Alcacer muss raus
Doch damit nicht genug: Dortmund war nun völlig von der Rolle, Paderborn spielte wie im Rausch. Holtmann scheiterte mit einem satten Schuss noch an Bürki (38.), sorgte dann aber noch vor dem Pausenpfiff für das 0:3: Diesmal war es Weigl, der sich im Laufduell düpieren ließ, Holtmann spurtete links mit Leichtigkeit am Verteidiger vorbei und verpasste als Höchststrafe auch noch Bürki den Tunnel (43.). Und noch eine weitere schlechte Neuigkeit gab es für den BVB zum Ende von Hälfte eins: Paco Alcacer musste verletzungsbedingt ausgewechselt werden, für ihn kam Brandt (45.+2). Auch Paderborn war jedoch noch vor dem Pausenpfiff zum Wechseln gezwungen: Vasiliadis musste angeschlagen durch Sabiri ersetzt werden (40.).
Bundesliga, 12. Spieltag
Sancho leitet die Aufholjagd ein
Die Wechsel-Arie fand mit Wiederbeginn ihre Fortsetzung, diesmal jedoch nicht aufgrund von Verletzungen. Favre brachte Hakimi und Hazard für Schulz und Dahoud - und plötzlich war der BVB wieder mitten im Spiel. Hakimi setzte sich direkt als Vorlagengeber in Szene, legte nach einem Ballgewinn von Reus tief in der Paderborner Hälfte quer zu Sancho. Der Engländer hatte zentral im Strafraum freie Schussbahn und schaffte das, was Dortmund gebraucht hatte - das schnelle 1:3 (47.). Nur Sekunden darauf schnupperte Reus am Anschlusstreffer, scheiterte jedoch an einer hervorragenden Fußabwehr von Zingerle (48.). Hummels (56.) und erneut Reus (59.) kamen zu weiteren Gelegenheiten.
Nach rund einer Stunde verflog der Schwung der Dortmunder aber immer mehr. Paderborn versteckte sich trotz einer weiteren verletzungsbedingten Auswechslung von Holtmann (62.) weiterhin nicht, hielt den Ball häufig weg vom eigenen Tor und hatte durch Mamba selbst die Großchance zum 4:1 (64.). Erst in der Schlussviertelstunde kam Dortmund noch einmal auf und entfachte mächtig Druck. Zingerle parierte bei einer Doppelchance glänzend gegen Hazard und Brandt (76.) und stand auch bei einem weiteren Hazard-Abschluss goldrichtig (83.).
Später Punkt der Moral: Reus trifft zum Ausgleich
Der Anschlusstreffer lag merklich in der Luft - und er fiel: Nach einer zunächst abgewehrten Freistoßflanke brachte Hummels den Ball volley zurück in die Gefahrenzohne, wo Witsel in die lange Ecke einköpfte (84.). Dortmund packte nun die Brechstange aus und belohnte sich spät in Person des Kapitäns: Jans köpfte einen hohen Ball unbedrängt direkt zu Sancho, der Platz zur Flanke hatte und Reus fand. Dieser ließ sich aus fünf Metern nicht zweimal bitten und nickte zum 3:3-Endstand ein (90.+2).
Dortmund nimmt also zumindest einen Punkt der Moral mit ins Camp Nou, wo der BVB am Mittwoch (21 Uhr) beim FC Barcelona in der Champions League gastiert. Für Paderborn geht es am Samstag (15.30 Uhr) gegen Leipzig in der Bundesliga weiter.