Spurs-Coach Mauricio Pochettino tauschte im Vergleich zur 0:1-Heimniederlage gegen West Ham United viermal Personal aus: Für Foyth, Davies, Dier sowie Son (Gelbsperre) liefen Trippier, Vertonghen, Wanyama und Llorente auf.
Ajax-Trainer Erik ten Hag vertraute gegenüber dem 4:2-Heimsieg gegen Vitesse Arnhem vor einer Woche - die Liga ruhte am Wochenende wegen des Champions-League-Auftritts von Amsterdam - auf David Neres anstelle von Dolberg.
Schon die Anfangsphase offenbarte, dass Ajax gegen das mit einer Dreierabwehrkette auflaufende Tottenham gewillt war, das Spiel direkt in die Hand zu nehmen. Nach zehn Minuten kündigten immer längere Ballbesitzphasen Amsterdams die erste Chance von Ziyech an, der Offensivspieler wurde gerade noch geblockt (14.).
Van de Beek sorgt für die verdiente Führung
Eine Zeigerumdrehung später klingelte es aber hinter Lloris: Ziyech steckte nach einem Querpass am Strafraum durch auf van de Beek, der komplett die Ruhe behielt und frei vor dem Keeper aus sieben Metern konzentriert wie platziert ins linke Eck abschloss.
Die Spurs bekamen keine Luft zum Atmen. Ajax, variabel, spielfreudig, laufstark und immens ballsicher, hielt das Zepter auch in der Folge ganz fest in der Hand. Rose rettete vor Tadic fast auf Kosten eines Eigentores (17.), Lloris verhinderte nach Traum-Kombination van de Beeks Doppelpack (24.).
Llorente mit der ersten Spurs-Möglichkeit
Was war mit Tottenham? Defensiv hoch beschäftigt war dementsprechend mit der Offensivabteilung lange Zeit wenig los. Aus dem Spiel heraus gelang zunächst gar nichts, die erste Torannäherung bei Llorentes Kopfballchance resultierte so logischerweise aus einer Freistoßflanke Eriksens (26.).
Vertonghen muss benommen raus
Dann räumte Onana Alderweireld und Vertonghen bei einer Faustabwehr kompromisslos um - mit Konsequenzen für Letzteren, der mit einem Cut an der Nase benommen raus musste - Sissoko kam (39.). Die Behandlungspause sorgte auch für einen Bruch im Spiel der Gäste, die Fans erlebten in den Minuten vor der Pause eine in ihrer besten Phase mit Wucht agierende Pochettino-Elf. Und eine bei Standards durchaus anfällige Ajax-Abwehr - Alderweireld köpfte aufs Tordach (45.+4). Wenig später verzog noch Sissoko (45.+5), die Spurs hätten den Kabinengang wohl gerne verschoben.
Das Champions-League-Halbfinale
Tottenham wollte direkt an die starke Schlussphase des ersten Abschnitts anknüpfen, Llorente verpasste nach schönem Solo den richtigen Zeitpunkt zum Abschluss (46.). Auf der anderen Seite verzog Tagliafico (47.), ehe beide Teams ihr Visier minutenlang aufklappten: Allis Volleyschuss sauste in Onanas Arme (50.), im Gegenzug rettete Rose vor Ziyech (51.).
Die Spurs blieben in ihrem Bemühen um den Ausgleich zwar entschlossen, drückten Ajax in die Abwehr, das auch durch leichte Ballverluste zwischenzeitlich nur noch wenig Entlastung fand - Alli köpfte drüber (56.). Aber: Weil es den Attacken der Pochettino-Schützlinge an Struktur und Esprit fehlte, weil auch Eriksen und Alli nur wenig Impulse geben konnten, behielten de Ligt & Co. auch in den wenigen brenzligen Situationen den Überblick (Veltman gegen Rose, 75.).
Neres scheitert am Innenpfosten
In dieser Phase hatte sich Ajax in einer immer zerfahreneren Partie schon aus der Umklammerung befreit - und hatte die beste Chance im zweiten Abschnitt, als Neres nach Ziyechs und Tadics Vorarbeit nur den Innenpfosten traf (78.).
Einmal näherte sich Tottenham noch an (Alderweireld, Kopfball, 82.) - doch es blieb dabei, ohne richtig zwingend zu werden, verpufften auch die letzten Angriffsversuche der Londoner. Ajax hält für das Rückspiel nun die Trümpfe in der Hand.
Ehe am nächsten Mittwoch (21 Uhr) das Rückspiel in der Johan Cruijff ArenA steigt, haben die Spurs am Samstag (13.30 Uhr) noch das Auswärtsspiel beim AFC Bournemouth vor der Brust. Ajax bestreitet tags darauf (18 Uhr) das niederländische Pokalfinale gegen Willem II Tilburg.