Die Punktekontos beider Nationen waren vor dem Staffelfinale in Riege E noch verwaist, das Qualifikationsrecht der vier besten Gruppen-Dritten ließ die Kontrahenten im Siegesfall jedoch noch auf das Achtelfinal-Ticket hoffen. Vor dem Hintergrund dieser Ausgangslage schickte Kameruns Coach Alain Djeumfa via FIFA-Website - ganz im Sprachbild des Nationalelf-Spitznamens der "unzähmbaren Löwinnen" - schon mal eine Kampfansage voraus: "Meine Spielerinnen sind bereit für das Spiel. Sie sind bereit, zu brüllen."
Die Kamerunerinnen wollten die markigen Worten ihres Trainers früh mit Leben füllen, legten dabei aber etwas übermotiviert los: Schiedsrichterin Kateryna Monzul (Ukraine) musste den Anstoß wegen eines Frühstarts wiederholen lassen. Der Siegeswille der Afrikanerinnen zeigte sich jedoch nicht nur in dieser symbolträchtigen Auftaktszene, sondern nach einer beidseitigen Abtastphase auch vor dem gegnerischen Tor: Onguene kam halblinks an der Strafraumkante mit rechts zum Schuss und schlenzte die Kugel nur knapp am rechten Pfosten vorbei (13.).
Onguene dreht auf - Neuseeland auf Tauchstation
Kamerun agierte vor allem in der Defensive sehr flexibel: Dreier-, Vierer- und Fünferkette variierten je nach Spielsituation. Starke physische Präsenz im Mittelfeld ebnete den Weg zu Feldvorteilen, weitere Chancen ließen nicht lange auf sich warten: Wieder war es Onguene, die via Flugball aus dem Mittelfeld auf die Reise in Richtung Strafraum geschickt wurde, Kameruns Kapitänin konnte die herauseilende Nayler mit ihrem Volley-Heber aus 17 Metern jedoch nicht überlisten (19.).
Das Parallelspiel in Gruppe E
Und Neuseeland? Die Auswahl von Coach Tom Sermanni ließ im ersten Durchgang vieles vermissen und kam lediglich zu Halbchancen, im Rahmen derer zwischen Sender und Empfänger oft die letzte Präzision fehlte (27., Chance verpasst Gregorius-Vorlage; 38., Stott findet White nicht; 45.+1, White kann Rileys Flanke nicht verwerten). Nach dem Seitenwechsel machte White mit einer guten Kopfball-Chance Hoffnung auf eine Leistungssteigerung ihrer Elf, doch Kamerun blieb weiter bissig - und setzte abermals Onguene in Szene. Erst eine Risiko-Grätsche Ercegs stoppte den Durchbruch der bis dato mit Abstand auffälligsten Akteurin (50.).
Awona-Eigentor schockt Kamerun
Die verdiente Führung Kameruns war aber nicht Onguene vorbehalten, sondern Nchout: Diese verwertete eine Hereingabe Leukos von links vorzüglich, ließ zwei Gegenspielerinnen aussteigen und traf halblinks frei vor dem Tor cool per Flachschuss ins lange Eck (57.). Die Partie nahm nun an Fahrt auf: Erst köpfte Gregorius hauchzart am linken Pfosten vorbei (63.), dann ließ Kamerun auf der Gegenseite bei einer Vierfachchance das 2:0 sträflich liegen - Nayler hielt ihre Farben mit drei starken Paraden binnen weniger Sekunden im Spiel, der letzte Abschluss Abams landete am Außennetz (63.).
Die Bestrafung für diesen Chancenwucher folgte fast auf dem Fuße, doch die eben eingewechselte Hassett köpfte knapp links vorbei - wobei Kameruns Torfrau Ngo Ndom noch entscheidend die Fingerspitzen im Spiel hatte (74.). Kamerun in puncto Abschlüsse zu diesem Zeitpunkt mit 17:6 - und kassierte wenig später auf bitterste Weise das 1:1 nach Toren. Awona wollte eine uninspirierte Flanke in den Strafraum ohne Gegnerdruck mit einem Volley direkt klären - und bugsierte das Kunstleder mit dem Schienbein ins eigene Tor. Neuseeland kratzte am Sieg, Chance zielte jedoch knapp zu hoch (88.).
Nchout wird zur Last-Second-Heldin
In der Schlussphase warfen beide Teams alles nach vorne, wobei sich Nchout zur Heldin aufschwang: Die Torschützin zum 1:0 tanzte bei der letzten Aktion des Spiels ihre Gegenspielerin aus, legte sich den Ball cool zurecht und schlenzte ihn aus zwölf Metern in halblinker Strafraumlage ins lange Eck (90.+5). Kamerun steht somit im Achtelfinale, Neuseeland muss sich aus dem Turnier verabschieden.