Bei einer Vorab-Umfrage hätte wohl selbst ein 5:5 mehr Stimmen bekommen, stattdessen endete das Premier-League-Gipfeltreffen zwischen Liverpool und Manchester City am Sonntagabend mit dem wohl unwahrscheinlichsten aller Ergebnisse: 0:0. Jürgen Klopp verpasste den vierten Triumph binnen eines Jahres gegen seinen "Lieblingsgegner" Pep Guardiola.
Dabei erinnerte die Anfangsphase der seit Wochen ausverkauften Partie noch an Liverpools ManCity-Heimspiele aus dem Frühjahr, wuchtig und aggressiv "stressten" die Gastgeber den Meister und erzwangen Ballverluste, hatten zeitweise sogar mehr als 60 Prozent Spielanteile. Doch schon bald zogen sich Klopps Schützlinge, offenbar geplant, weiter zurück, ließen ManCity Passstafetten aufziehen, aber nicht in gefährliche Räume kommen. Die Halbzeitbilanz: kaum Risiko und kein Schuss aufs Tor - nirgends.
Die aufregendsten Szenen: ManCity, übrigens ohne Sané (Bank), Gündogan (Oberschenkelverletzung) und auch De Bruyne (wieder im Training) angetreten, forderte nach einem Zweikampf des starken Lovren mit Aguero vergeblich einen Elfmeter (20.). Und Klopp musste wie schon in Neapel früh wechseln - diesmal kam Keita für den angeschlagenen Milner (29.).
Mahrez überzeugt Jesus - und jagt den Elfmeter drüber
Auch danach ließen die Gäste kein wildes Spektakel aufkommen, immer wieder beruhigten sie das Geschehen, auch mit aufreizenden Standard-Ausführungen. Und Liverpool war nicht mehr in der Lage, die Gegenspieler konsequent zu jagen. War es der gegenseitige Respekt? Die Anstrengung der letzten Wochen? Schnell war jedenfalls klar, dass der Sechs-Tore-Schnitt, mit dem diese Begegnung 2017/18 in der Liga aufgewartet hatte, nicht zu halten sein würde.
Während Liverpool auch körperlich abzubauen schien, brachte Guardiola Sané - und wechselte damit um ein Haar den Sieg ein: Denn nach einem schnellen Gegenstoß über David Silva grätschte van Dijk den Nationalspieler überhastet an der Torauslinie um. Doch Mahrez, der schon die erste echte Chance der Partie vergeben hatte (61.), haute den fälligen Foulelfmeter weit drüber (86.)! Aguero, sonst ein sicherer Schütze, war nicht mehr im Spiel, und den für ihn eingewechselten und schon am Strafstoßpunkt bereitstehenden Gabriel Jesus hatte Mahrez erfolgreich von der Ausführung abgehalten - der Brasilianer hat allerdings auch zwei seiner drei Versuche für ManCity vergeben.
Chelsea schließt zu ManCity und Liverpool auf
Durch das 0:0-Remis besteht die Premier-League-Spitze jetzt aus drei Mannschaften, die punktgleich und ungeschlagen in die Länderspielpause gehen: ManCity (1.), Chelsea (2., 3:0 in Southampton) und Liverpool (3.) haben jeweils 20 Zähler. Die Reds sind seit vier Pflichtspielen ohne Sieg, diese hatten es mit Chelsea (2x), Neapel und ManCity aber auch in sich.