Wie gut ist Liverpool wirklich? Der beste Saisonstart seit 1990 (Liverpool wurde später Meister) war noch nicht die Antwort auf diese Frage, die Jürgen Klopp seit Wochen versucht auszublenden. Besondere Brisanz lag also auf dem Lunchtime-Kracher bei Tottenham; in Wembley und nicht an der neuen White Hart Lane. Der erste Gegner aus den Top-4 und zugleich die Möglichkeit zur Revanche für eine der heftigsten Pleiten der Vorsaison.
Dass das Liverpool von "damals" nicht mehr das Liverpool von heute ist, hätte Firmino bereits nach wenigen Sekunden perfekt untermauert, doch sein eigener Teamkollege stand ihm im Weg: Die halbhohe Hereingabe von Kapitän Milner beförderte Firmino vorbei an Vorm ins Netz; allerdings hatte Mané Tottenhams Ersatzkeeper aus Abseitsposition irritiert, sodass die Fahne des Assistenten zu Recht hochging - Mané hätte überhaupt nicht eingreifen müssen.
Hinten sicher und vorne etwas glücklich: Wijnaldum mit dem ersten Tor
Liverpool, das wieder mit Keita anstelle von Henderson im Zentrum begann, hatte danach Probleme, gegen gut gestaffelte und eng verteidigende Spurs Tempo aufzunehmen. Lange mangelte es Keita & Co. an Anspielstationen im Angriff. Tottenham dagegen konzentrierte sich vornehmlich darauf, Liverpools Pressing-Situationen zu unterbinden und schnell umzuschalten. Einmal gelang das, doch der Konter führte wie jeder Offensivansatz zu nichts.
Die Reds wirkten bemühter und vor allem selbstbewusst, die Belohnung folgte vor der Pause. Wijnaldum nutzte zwei unglückliche Abwehraktionen zum 1:0 nach einer scharf getretenen Ecke (40.). Und auch wenn Tottenham anschließend eine 15-minütige Verschnaufphase bekam, wirkte das Gegentor wie ein Genickbruch.
Klopps Team dominierte auch nach der Pause; wie in Durchgang eins verdaddelte Mané die erste Großchance, machte es aber kurz darauf - mit etwas Dusel - wieder gut. Die flache Hereingabe von Liverpools Nummer 10 lenkte Vertonghen an den Pfosten, von da sprang der Ball zu Firmino, der sich quasi auf der Linie stehend bedankte und zum 2:0 einschob (54.).
Liverpools Dominanz und das glückliche Ende
Liverpool war nicht mehr zu bremsen und hätte das Ergebnis im Anschluss gut und gerne noch deutlicher gestalten können - Salah, Mané und Keita vergaben gute Kontergelegenheiten. Auf der anderen Seite ließ die Defensive fast gar nichts zu, bezeichnenderweise kam Top-Torjäger Kane nicht zu einer guten Möglichkeit.
Es blieb ein dominanter Auftritt der Reds, denen am Ende doch noch fast alles entglitt. Erst verkürzte der eingewechselte Lamela (90.+3), dann legte Mané den anderen Joker Son eigentlich elfmeterreif. Schiedsrichter Michael Oliver sah es aus ungünstiger Position nicht, ermöglichte Liverpool den fünften Sieg im fünften Spiel (neuer Rekord) und Klopp den ersten Erfolg in Wembley.
Horror-Szene: "Keine bleibenden Schäden" für Firminos Auge