Drochtersen/Assel-Coach Trainer Lars Uder, der sein Team in der Regionalliga Nord zum Saisonauftakt zu zehn Punkten in vier Spielen geführt hatte, stellte seine Elf im Vergleich zum jüngsten 3:2 gegen Egestorf/Langreder auf zwei Positionen um: Elfers und Stürmer Neumann ersetzten Stöhr und El-Saleh. Was außerdem klar war: Der klare Außenseiter sollte sich immens tief stellen und darauf hoffen, dass der übermächtige Bundesligist möglichst selten durchkommen würde.
Diese Aufgabe wurde allerdings schon allein durch die Startaufstellung von Bayern-Coach Niko Kovac erschwert. Denn der neue Mann in München beorderte für sein zweites Pflichtspiel (5:0 im DFL-Supercup gegen Eintracht Frankfurt) die erste Garde aufs Feld: Zwar fehlten Alaba (Knieprellung), Gnabry (muskuläre Probleme) und James (Sprunggelenksprobleme). Dafür starteten aber Kapitän Neuer oder weitere Top-Männer wie Thiago, Hummels, Boateng, Müller oder Lewandowski.
Überraschung? Der Außenseiter wehrt sich
Was allerdings auf das Star-Ensemble des FCB ab Minute 1 zukam, damit konnte in dieser Art nicht unbedingt gerechnet werden: Denn Drochtersen/Assel stellte sich über die gesamten ersten 45 Minuten bärenstark an. Die Nordlichter verschleppten das Tempo des Rekordmeisters, der nach fortschreitender Zeit immer ungenauer kombinierte. Gerade Thiago unterliefen immer wieder einfache Fehlpässe. Durch beherzte Zweikämpfe stachelten Klee, Kapitän Behrmann oder auch Mau zudem immer wieder das Publikum an - und entnervten zudem Lewandowski, Robben, Ribery & Co.
Die Folge: Der FCB kam zu kaum nennenswerten Aktionen - und musste nach 45 Minuten tatsächlich mit einem 0:0 auskommen. Lediglich Lewandowski vergab nach einem Standard aus kurzer Distanz die Großchance aufs 1:0, weil Verteidiger Klee auf der Linie rettete (27.). Ansonsten war vieles Stückwerk. D/A-Torwart Siefkes war zu keinem Zeitpunkt ernsthaft gefordert.
DFB-Pokal, 1. Runde
Nagel lässt gar die Führung liegen
Nationaltorwart Neuer war es außerdem zu verdanken, dass die Niedersachsen nicht gar selbst mit ihrer einzigen Chance in Führung gingen: Nach einem Einwurf ließ sich dabei die Münchner Abwehr überraschen - und Spielmacher Nagel scheiterte mit seinem Flachschuss aus wenigen Metern an einer starken Fußparade des FCB-Keepers (33.).
Thiago trifft den Querbalken
Wer nach dem Seitenwechsel mit einem wütenden FC Bayern rechnete, der wurde ein klein wenig enttäuscht. Zwar agierten die Münchner weiterhin dominant und ließen den Ball bis zum Strafraum ordentlich laufen, im entscheidenden Spieldrittel aber fehlten weiterhin die klaren Ideen, die genauen Zuspiele, die präzisen Abschlüsse. Immerhin: Thiago fasste sich nach einem zu kurz geklärten Ball ein Herz, zog direkt ab und donnerte die Kugel an die Querlatte (56.).
FCB-Anhänger mit unschöner Einlage
Der Startschuss einer FCB-Offensive? Erst einmal nicht, weil die mitgereisten Münchner Fans plötzlich Toilettenpapier aufs Feld warfen und so für eine rund fünfminütige Unterbrechung sorgten. Das nutzte der Außenseiter natürlich dafür, Kraft zu tanken. Indes versammelten sich die FCB-Joker vor der Tribüne, um dem wilden Papier-Treiben ein Ende zu setzen. Vor allem Wagner richtete dabei Worte an die eigene Anhängerschaft.
Müller wird zurückgepfiffen, Lewandowski nicht
Härter als gedacht: Thomas Müller, Robert Lewandowski und Joshua Kimmich freuen sich übers späte 1:0. imago
Auf dem Platz ging es nach der unfreiwilligen Pause derweil gleich weiter: Der FC Bayern München lief an, kam aber auch mit zahlreichen Standards nicht zum gewünschten Ertrag. So stand auch nach 70 Minuten ein 0:0 zu Buche.
Am Ende aber sollte der FCB seine Pflicht erfüllen: Zunächst durfte zwar Müller trotz erfolgreichen Abschlusses nicht jubeln, weil ihm der im Abseits stehende Ribery in die Quere gekommen war (79.). Wenig später klingelte es aber: Ribery tankte sich über die linke Seite nach vorn, ließ den am Ende nach einem kleinen Kontakt im Gesicht zu Boden sinkenden Klee stehen und legte ab in den Rückraum für Goretzka. Der Joker und Ex-Schalker schloss flach ab - der nicht im Abseits stehende Lewandowski hielt den Fuß rein und staubte eiskalt zum 1:0 ab (81.). Dabei blieb es auch, da von kraftlosen Hausherren nichts mehr Gefährliches kam.
Am kommenden Freitag (20.30 Uhr) eröffnet Bayern München im Duell mit der TSG 1899 Hoffenheim die neue Bundesliga-Saison. Am darauffolgenden Sonntag (15 Uhr) empfängt indes Drochtersen/Assel, das sich fortan weder auf Regionalliga-Fußball konzentrieren muss, die zweite Mannschaft von Werder Bremen.