RB-Coach Ralph Hasenhüttl, der mit seinem Team vor Weihnachten fünf Pflichtspiele in Folge nicht mehr gewonnen hatte (zwei Remis, drei Niederlagen), reagierte im Vergleich zum 2:3 vor dem Jahreswechsel gegen Hertha BSC mit sechs Wechseln: Laimer, Upamecano, Bernardo, Demme, Sabitzer und Augustin begannen anstelle von Klostermann, Konaté, Halstenberg (angeschlagen nicht im Kader), Ilsanker, Poulsen und Werner. Ebenfalls gänzlich außen vor: Angreifer Forsberg ("Ich schaue von Tag zu Tag jetzt"), der mit einer Bauchmuskelzerrung seit vielen Wochen schon ausgefallen war - und auch diesmal passte.
Schalkes Trainer Domenico Tedesco vertraute nach dem 1:0-Erfolg im DFB-Pokal-Achtelfinale vor Weihnachten gegen Köln auf beinahe dieselbe Startelf: Lediglich Stambouli startete in der defensiven Dreierreihe anstelle von Kehrer (Bank). Das bedeutete auch: Juventus-Leihgabe Pjaca, die in der Wintervorbereitung schon deutlich ihr Können dargeboten hatte, musste sich vorerst mit der Bank begnügen.
Leipzig mit einer Sechs
Die 42.255 Zuschauer in der Red Bull Arena mussten sich derweil mit Magerkost begnügen, denn das Spiel entpuppte sich in den ersten Minuten wie zu erwarten war als äußerst taktische Angelegenheit. Die Hausherren, die an diesem Abend von der Doppelsechs sowie damit vom gewohnten 4-2-2-2 abkehrten und mit Demme nur einen Sechser aufboten (Sabitzer, Kampl, Keita, Bruma und Augustin davor), standen insgesamt wie die Gäste aus Gelsenkirchen defensiv immens sicher. Chancen verkamen so über weite Strecken zur absoluten Mangelware - dagegen standen Zweikämpfe, Luftduelle und Fehlpässe auf der Tagesordnung.
Erkennbar war dennoch, dass Schalke besser drin war - und diverse Nadelstiche setzen konnte: Schöpf verzog links vorbei (26.), Burgstaller forderte Keeper Gulacsi heraus (28.) und nochmals Schöpf schloss ab, doch wieder vorbei (28.).
Augustin zu schwach, Keita mit Glück
Bundesliga, 18. Spieltag
Gegen Ende der ersten Halbzeit erhöhten allerdings die Hausherren den Druck - und setzten der bis dato prächtig stehenden S04-Hintermannschaft gehörig zu. Die Konsequenzen: Keita näherte sich an (34.), Sabitzer prüfte Fährmann (35.) und Stambouli kam gegen den freigespielten Augustin im eigenen Strafraum zu spät (36.). Den fälligen Elfmeter vergab der Gefoulte jedoch selbst, indem er halbhoch wie zu unplatziert an Fährmann scheiterte (37.). Die erste Großchance dieser Partie blieb demnach ungenutzt.
Feuer frei: Naby Keita trifft nach diesem Schuss zum zwischenzeitlichen 1:0. Getty Images
Das 0:1 kassierten die Knappen vor der Pause aber trotzdem noch - und das mit einer gehörigen Portion Pech: Keita, der noch in diesem Winter zum FC Liverpool kommen soll , wurde im Zentrum von Kampl bedient und schloss freistehend aus etwa 20 Metern ab. Naldo stand dabei im Weg - und fälschte mit der Schulter unglücklich wie unhaltbar für seinen Schlussmann Fährmann ab (41.).
Naldo bedankt sich
Es ging also mit einem 1:0 in die Katakomben - aus denen beide Mannschaften mit mehr Power herauskamen. Das zeigten alleine die ersten Highlights, die wahrlich nicht an den zähen Spielbeginn erinnerten: Naldo bereinigte in höchster Not vor Sabitzer (49.), ehe Caligiuri einen RB-Freistoß ans eigene rechte Lattenkreuz lenkte (50.). Nach zwei Gelben Karten in einer offenen Phase für Nastasic (53.) und Keita (54.) klingelte es letztlich auf der anderen Seite: Abwehrchef Naldo wurde nach einer Caligiuri-Freistoßflanke sträflich freigelassen und nickte stehend (!) aus wenigen Metern zum 1:1 ein (55.).
Werner kommt und sticht
Im Anschluss riss allerdings RB Leipzig vor allem mit der Hereinnahme von Nationalspieler Werner das Spiel komplett an sich - und ein auf einmal harmloses S04 geriet ein wenig unter die Räder. Ein erstes Zeichen setzte zunächst Sabitzer, der Fährmann auf die Probe stellte (58.), ehe das 2:1 für den Gastgeber fiel. Fatal hierbei vor allem, was Naldo tat: Der Abwehrchef ging links außen zu lässig mit dem Ball um - und verlor diesen an den lauernden Laimer. Der Österreicher startete nach seinem Zuspiel für Sabitzer durch - und wurde mit einem glänzenden Heber im Strafraum bedient. Es folgte das kluge halbhohe Abspiel für den im Zentrum lauernden Werner, der sechs Minuten nach seiner Hereinnahme humorlos einschob (71.). Wenig später fiel die Entscheidung: Werner bediente Bruma im Strafraum. Der Angreifer drehte sich und schloss kraftvoll ab. Naldo wollte grätschend eingreifen - und fälschte erneut unhaltbar für Schlussmann Fährmann ab (71.).
Kann auch Joker: Timo Werner traf zum 2:1 und bereitete das 3:1 vor. Getty Images
Naldos gebrauchter Abend
Besonders bitter verlief demnach der Abend für Naldo. Eine kurze Zusammenfassung: Der 35-Jährige hatte beim 0:1 unhaltbar abgefälscht, hatte selbst das 1:1 erzielt, hatte das 1:2 mit einem Fehler eingeleitet und beim 1:3 ebenfalls unhaltbar abgefälscht.
Wenig verwunderlich war die Messe mit dem dritten Leipziger Tor dann auch gelesen, eine Aufholjagd fand nicht mehr statt. Beinahe hätte sich Königsblau noch das 1:4 gefangen: Sabitzer, Werner und Bruma ließen allerdings eine gewaltige Chance im Strafraum liegen (80.). Und somit blieb es beim 3:1 und bei der Erkenntnis, dass der amtierende Vizemeister RB den bis dato Tabellenzweiten S04 verdient schlug.
Weiter geht es für den FC Schalke 04, der erstmals nach 13 Pflichtspielen ohne Niederlage (0:2 in Hoffenheim am 23. September 2017) wieder einmal verloren hat, am Sonntagabend (18 Uhr) beim Heimspiel gegen Aufsteiger Hannover 96. Die Sachsen von RB Leipzig müssen sich derweil bereits am Samstag (15.30 Uhr) im Breisgau beim SC Freiburg vorstellen.