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Winokurow gedopt!

Tour de France: Astana steigt aus - Polizei durchsucht Hotel

Winokurow gedopt!

Alexander Winokurow

Sieg mit unerlaubten Mitteln: Astana-Kapitän Alexander Winokurow. dpa

Wenige Stunden nach Bekanntwerden des positiven Blutdoping-Befundes statteten die französischen Beamten der Unterkunft des Astana-Teams in Pau einen Besuch ab. Für etwa zwei Stunden hielten sich die Polizisten im Hotel La Palmeraie auf. Winokurow hatte Pau zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen. Die Dopingkontrolle, die Winokurow entlarvte, fand am Samstag statt, nachdem der Kasache das Einzelzeitfahren bei Albi über 54 Kilometer überlegen gewonnen hatte. Winokurow hatte am Ende 1:44 Minuten Vorsprung auf den zweitplatzierten Australier Cadel Evans (Lotto).

Alexander Winokurow galt neben seinem Teamkollegen Andreas Klöden als einer der Topfavoriten auf den Sieg der 94. Frankreich-Rundfahrt. Nach seinem Sturz in der ersten Woche und den daraus resultierten Verletzungen an beiden Beinen musste er seine Hoffnungen auf seinen ersten Sieg in Paris aber begraben.

Winokurow verlor nach seinem Sieg im Kampf gegen die Uhr auf der ersten Pyrenäenetappe am Sonntag fast eine halbe Stunde auf Tagessieger Alberto Contador (Discovery Channel). Am Montag meldete er sich aber mit seinem Sieg in Loudenville-le-Louron zurück. Nun folgte jedoch der positive Befund.

Prudhomme: "Bankrott des System"

"Ich bereue die Entscheidung, Astana zugelassen zu haben. Ich bin verraten worden", war Tour-Präsident Patrice Clerc entsetzt. Ein Abbruch der Tour steht jedoch nicht zur Debatte. Renndirektor Christian Prudhomme bezeichnete den erneuten Dopingfall als "totalen Bankrott für das System. Aber es gab zu keinem Zeitpunkt Überlegungen die Tour zu stoppen, nur weil offenbar einige russisch Roulette spielen. Veränderungen im Radsport gehen nur über die Tour."

Das ist natürlich sehr schlimm und ich fühle mich von Winokurow verarscht, aber es zeigt, dass die Kontrollen greifen.

Linus Gerdemann vom Team T-Mobile

Der frühere Zeitfahr-Weltmeister David Millar, der im Vorjahr eine zweijährige Doping-Strafe beendet hatte und sich seitdem als engagierter Antidoping-Kämpfer gibt, war nach Erhalt der des neuen Doping-Falles fassungslos und brach in Tränen aus: "Wenn das in unserer jetzigen Situation einem Fahrer dieses Formats passiert, ist der Radsport nicht mehr zu retten", prophezeite der Schotte. Auch der neue deutsche Radsport-Liebling Linus Gerdemann vom Team T-Mobile war erschüttert: "Das ist natürlich sehr schlimm und ich fühle mich von Winokurow verarscht, aber es zeigt, dass die Kontrollen greifen."

Alexander Winokurow fuhr von 2000 bis 2005 auch bei T-Mobile. Danach wechselte er zunächst zu Liberty Seguros. Seit das Team im Laufe des Fuentes-Skandals aufgelöst wurde, fährt er für den Nachfolger Astana, dessen Gründung er maßgeblich vorantrieb.

Das kasachische Team steht seit seinen Anfängen im Mittelpunkt von Dopinggerüchten. So war der ehemalige Team-Telekom-Boss Walter Godefroot Leiter bei Astana. Godefroot wurde vom ehemaligen Masseur Jef d'Hont schwer belastet. Bei Astana fuhr auch Matthias Kessler, der im Frühjahr des Testosteron-Dopings überführt wurde. Eddy Mazzoleni, der im Zuge der Ermittlungen der Operation "Oil for drug" in das Visier der italienischen Ermittler geriet, hat das Team kurz vor dem Tour-Start verlassen.

Astana zieht sich von der Tour zurück

Der kasachische Rennstall hat unmittelbar nach dem Bekanntwerden des positiven Dopingbefunds reagiert und seine Mannschat mit sofortiger Wirkung von der Tour de France zurückgezogen. Damit sind auch alle Hoffnungen von Klöden auf einen Podiumsrang in Paris geplatzt. "Nach Rücksprache mit der Tour haben wir unser Team zurückgezogen. Wir haben Winokurow sofort suspendiert und ihn nach Hause geschickt und werden an den kommenden Rennen ersteinmal nicht teilnehmen. Für weitere Schritte warten wir die B-Probe ab. Ich fürchte jetzt um die Zukunft des Teams", sagte Astana-Manager Marc Biver. Winokurow selbst will die Öffnung der B-Probe beantragen. "Er hat mir gesagt, er glaubt, dass die Blutanomalie Folge seines Sturzes ist", erklärte Biver. Wovon auch sonst.