Leverkusens Trainer Roger Schmidt musste nicht nur auf den angeschlagenen Kießling verzichten, sondern auch kurzfristig auf Mittelfeldspieler Aranguiz (Unterschenkelprellung). Für den Chilenen rückte Baumgartlinger in die Anfangself, die sich ansonsten aus Bayers vermeintlicher Bestbesetzung zusammensetzte.
Bei Hertha war das nicht unbedingt der Fall, da mit Weiser (Nervenirritation im Rücken) und Kalou (Afrika-Cup) gleich zwei Leistungsträger nicht zur Verfügung standen. Trainer Pal Dardai konnte aber zumindest auf die wieder fitten Jarstein (Tor) und Brooks bauen - beide standen in der Startelf. Der erst im Winter mit einem Profivertrag ausgestattete Torunarigha saß auf der Bank.
In der Anfangsphase machten die Berliner den etwas besseren Eindruck. Die Hertha verdichtete das Mittelfeld stark, schob immer wieder gut als Kollektiv nach vorne und schaffte es so, das Geschehen weitestgehend vom eigenen Tor fernzuhalten. Bayer hatte Probleme, trat zunächst offensiv quasi gar nicht in Erscheinung und wurde obendrein früh vom Verletzungspech getroffen: Dragovic verletzte sich bei einer riskanten Abwehraktion gegen Darida und musste schon nach acht Minuten wieder vom Platz. Für den Österreicher kam Tah.
1. Bundesliga, 17. Spieltag
Vier Minuten später rappelte es dann im Karton - und Bayer jubelte! Calhanoglu schlug einen Freistoß von der rechten Seite mit Effet vors Tor, wo Stockers Klärungsversuch scheiterte und zur Vorlage für Chicharito wurde. Der Mexikaner kam zwar selbst nicht zum Abschluss, legte aber das 1:0 von Toprak per Brust auf.
Bayer agierte mit der Führung im Rücken abwartender und überließ den Gästen die Initiative, lauerte selbst verstärkt auf Konter, agierte dabei aber zu statisch und kam auch in der Folge aus dem Spiel heraus nicht wirklich zu nennenswerten Möglichkeiten.
Die Berliner hingegen zeigten sich bemüht, brachten bis auf einen Ibisevic-Schuss (15.) aber nichts Gefährliches zustande und kassierten nach 35 Minuten den nächsten Nackenschlag: Plattenhardt bekam eine abgefälschte Brandt-Flanke unglücklich an die linke Hand, Schiedsrichter Tobias Stieler entschied auf Strafstoß - eine Fehlentscheidung, die Calhanoglu egal war. Der schnappte sich den Ball, verwandelte sicher und beendete damit Leverkusens desaströse Serie von vier nicht verwandelten Elfmetern in Folge (36.).
Stocker schafft den Anschluss - Bayer macht den Sack lange nicht zu
Der Anschluss ist geschafft: Herthas Valentin Stocker (2.v.li.) trifft zum 2:1. imago
So ganz ohne Hoffnung musste die Hertha nicht in die Pause, da die Berliner nach einem Eckball zum Anschlusstreffer kamen: Brooks abgewehrter Kopf landete am zweiten Pfosten bei Stocker, der aus kurzer Distanz nur noch einschieben musste - 1:2 (44.).
Wer gedacht hatte, der späte Anschlusstreffer würde die Berliner beleben, der sah sich getäuscht. Vielmehr war nach dem Seitenwechsel das Gegenteil der Fall: Leverkusen begann forsch und setzte in Person von Chicharito erste Akzente (46., 48.). Pech hatte der Mexikaner in der 57. Minute, als er nach Calhanoglu-Ecke Jarstein per Kopf zwar bezwang, letztlich aber am auf der Linie stehenden Plattenhardt scheiterte.
Bayer diktierte den Takt, während Hertha nur noch reagierte. Weil die Werkself aber nicht nachlegte, blieben die Berliner weiter im Rennen. Und nach 73 Minuten dürfte so manch einem Leverkusener das Herz in die Hose gerutscht sein, als der eingewechselte Haraguchi den Ball zu Ibisevic brachte und dieser aus fünf Metern am herausragend reagierenden Leno scheiterte.
Das war der Auftakt einer nicht uninteressanten Schlussphase, in der Bayer darauf aus war, das Tempo zu drosseln und den eigenen Vorsprung über die Zeit zu bringen. Dagegen riskierten die Berliner etwas mehr, kamen aber trotz offensiver Wechsel (Haraguchi, Schieber und Allagui) nicht wirklich zu klaren Chancen. Die Entscheidung fiel dann kurz vor Schluss: Kampl brach bis zur Grundlinie durch und schaufelte das Leder von dort nach hinten zu Calhanoglu, der den Ball mit viel Können volley aus elf Metern in die Maschen drosch und so seinem Team den Dreier sicherte.
Leverkusen empfängt am kommenden Samstag (18.30 Uhr) Borussia Mönchengladbach. Hertha spielt einen Tag später (15.30 Uhr) beim SC Freiburg.