Atletico-Trainer Diego Simeone setzte im Vergleich zum 1:0-Sieg gegen Malaga in der Primera Division auf den erfahreneren Savic anstelle von Lucas in der Innenverteidigung. Wohl auch in dem Wissen, dass sein Team mit dem Montenegriner im Team in 16 Spielen keine Niederlage kassierte. Außerdem begann Augusto - wie im Viertelfinal-Rückspiel in Barcelona - neben Gabi im Mittelfeld. Ferreira-Carrasco musste dafür weichen, Koke rückte auf die linke Seite.
Dass Pep Guardiola nach dem 2:0-Sieg in Berlin kräftig rotierte, überraschte nicht wirklich. Wohl aber, dass sich Müller und Ribery zu Spielbeginn auf der Ersatzbank wiederfanden. Insgesamt wechselte der Bayern-Coach sechsmal: Lahm, Xabi Alonso, Javi Martinez, Alaba, Juan Bernat und Coman begannen statt Rafinha, Benatia, Tasci, Kimmich, Götze sowie eben Müller.
Atletico überrascht - Niguez läuft Slalom
Die Bayern schienen trotz aller Warnungen überrascht von der Intensität, mit der Atletico zu Werke ging. Die Spanier begannen forsch, agierten gewohnt lauf- und zweikampffreudig. Saul Niguez und Torres gaben erste Warnschüsse ab, die Neuer vor keine Probleme stellten (4./8.). Deutlich war aber: Die "Bestia Negra" kam nicht in die Zweikämpfe - wovon Saul Niguez profitierte: Der 21-Jährige ließ die Spanier Thiago, Bernat und Alonso nacheinander wie Slalomstangen stehen, zog im Strafraum noch an Alaba vorbei und brachte seinen Linksschuss mit Hilfe des linken Innenpfostens im Tor unter (11.).
Die Halbfinal-Spiele im Überblick
Der FCB reagierte in Form von Vidals Kopfballchance (13.), fand aber nur langsam besser ins Spiel. Alaba probierte es aus der Distanz (17.), denn gegen das Abwehrbollwerk fanden die Bayern kein Durchkommen. Auch die schnellen Flügelspieler Coman und Douglas Costa kamen nicht zur Geltung, die wenigen Flankenläufe verpufften. Gefährlicher blieb "Atleti": Einen Nadelstich setzte Griezmann, der an Neuer scheiterte (30.).
Es zeigte sich das bekannte Bild bei spanischen Teams im Halbfinale der Königsklasse: Die Bayern präsentierten sich zahnlos in der Offensive - Lewandowski war bei Gimenez und Savic bestens aufgehoben, Costa rannte sich häufig fest, Coman blieb weitgehend unauffällig. Die Guardiola-Elf hatte klar mehr Ballbesitz, die Spielkontrolle ging ihr jedoch ab. Bis zum Halbzeitpiff schickten sich die Münchener an, etwas mehr Druck aufzubauen, bis auf einen Fernschuss von Bernat sprang gegen griffige Spanier aber nichts heraus (45.+2). Dann war Pause.
Der deutsche Rekordmeister kam verbessert aus der Kabine, generierte durch Coman und Vidal zwei erste Torannäherungen (47./48.). Oblak im Tor der Hausherren musste bis dato keine Glanzparade zeigen - bei Alabas wuchtigem 30-Meter-Schuss bedankte sich der Slowene beim Torgestänge, das den Ausgleich verhinderte (54.). Der Lattentreffer zeigte Wirkung: Atletico zog sich extrem tief in die eigene Hälfte zurück und kam kaum zur Entlastung.
Jan Oblak fliegt vergebens, doch der Schuss von David Alaba prallt von der Latte ab. Getty Images
Alaba ans Aluminium - Ribery und Müller kommen
Zu den weiterhin hohen Ballbesitzwerten gesellten sich bei den Münchenern Bissigkeit und Mut im Spiel nach vorne, Martinez und Lewandowski kamen dem Ausgleich nahe (56./63.). Ein weiteres Signal kam von außen: Guardiola brachte Ribery und Müller, Costa und Vidal verbuchten weitere Torabschlüsse (71./74.).
Auch wenn Atletico nun in einigen Szenen Glück hatte - kurz vor dem Ende war Bayern den zweiten Gegentor und einer damit noch deutlich schwierigeren Ausgangssituation nahe: Madrid konterte, und Torres traf den Pfosten (75.).
Die Stimmung im rappelvollen Calderon-Stadion war jetzt aufgeheizt, und die Hausherren taten alles dafür, um die Bayern aus der Ruhe zu bringen. Ein Zeitspiel hier, eine Rudelbildung dort. Diese Taktik ging weitestgehend auf, bis zum Schlusspfiff tat sich lange nichts Entscheidendes mehr vor den Toren - bis in die Nachspielzeit. Doch dem für Bernat gekommenen Benatia und Vidal mangelte es bei ihren durchaus vielversprechenden Torgelegenheiten an Kaltschnäuzigkeit (90.+3).
Wie schon in den vergangenen zwei Spielzeiten schaffte es der FC Bayern nicht, ein Tor in Spanien im Halbfinale zu erzielen und muss so um den Einzug ins Finale der Königsklasse bangen. Am Samstag ist für beide Vereine wieder Liga-Alltag: Atletico empfängt im Dreier-Meisterschaftskampf mit Real Madrid und Barcelona Rayo Vallecano (18.15 Uhr). Der FC Bayern trifft auf Borussia Mönchengladbach (15.30 Uhr), in der heimischen Allianz-Arena können die Münchener zum vierten Mal in Folge die Meisterschale holen. An selber Stelle empfängt der FCB am kommenden Dienstag Atletico zum Rückspiel (20.45 Uhr).