Kleinlaut ist Dieter Hecking nicht gerade. Auf der Pressekonferenz vor der Partie hatte Wolfsburgs Trainer getönt: "Wir sind nicht die Mannschaft, die wie das Kaninchen vor der Schlange agieren muss." Als Knut Kircher die Partie in der Volkswagen Arena anpfiff, waren diese Worte aber rasch verflogen. Sein VfL überließ den Bayern das Rund, nahm die Münchner erst an der Mittellinie in Empfang und tat selbst nichts für die Offensive.
Ohne Kruse, der sich am Montag beim Training einen Muskelfaserriss zugezogen hatte, blieben die Niedersachsen mut- und chancenlos. Auch von Dost, Draxler und Caligiuri, Siegtorschütze beim 1:0 in Darmstadt und anstelle von Kruse in der Startelf, kam nichts. Die Bayern zogen ihr erdrückendes Ballbesitzspiel auf und raubten Wolfsburg die Luft. So war es nur eine Frage der Zeit, ehe die Mannschaft von Pep Guardiola in Führung ging.
Costa zimmert das Leder in den Giebel
Nach fünf Minuten ließ Müller den ersten Treffer noch liegen, als er am exzellent parierenden Benaglio scheiterte. Zehn Minuten später schlug das Leder aber in den Maschen ein: Costa nahm aus der zweiten Reihe Maß und jagte den Ball in den Torwinkel - 0:1 (15.). Die Münchner wichen auch nach der Führung keinen Zentimeter zurück, im Gegenteil: Angetrieben von Costa führten sie den Pokalsieger regelrecht vor und kombinierten sich in einen Rausch - auch ohne Robben, der ebenso wie Rafinha und Vidal nach dem 4:0 gegen Köln aus der Startformation von Pep Guardiola rotierte.
"Es gibt kein 5:1-Trauma", hatte VfL-Manager Klaus Allofs vor dem Spiel am Sky-Mikrofon bekräftigt. Das Debakel Ende September, als Lewandowski binnen 8 Minuten und 59 Sekunden fünf Tore erzielte, sollte demnach aus dem Hinterkopf gestrichen sein. Der Auftritt der Wolfsburger sprach aber eine andere und vor allem deutliche Sprache: in der Defensive indisponiert, in der Offensive nicht zugegen. Abgesehen von einem Verzweiflungsschuss von Naldo aus rund 30 Metern (25.) musste Neuer kein einziges Mal eingreifen.
Alaba legt auf, Müller vollstreckt - 2:0 und 3:0
Die Bayern machten die Musik - ganz nach Guardiolas Gusto. Seine Mannen griffen zumeist über den linken Flügel an und hatten nach diesem Muster noch der Pause zweimal Erfolg. Alaba bereitete jeweils mustergültig vor, Müller glänzte zweimal als Vollstrecker am zweiten Pfosten (20., 34.). Vor der Pause ließen Thiago (40.), Müller (41.) und Costa (43.) weitere Möglichkeiten liegen.
DFB-Pokal, 2. Runde, Dienstag
Kurz nach dem Seitenwechsel hatte Caligiuri die Chance, zu verkürzen und seinen Farben wieder Hoffnung einzuhauchen. Der 27-Jährige verfehlte das lange Eck aber bei seinem Versuch aus kurzer Distanz (47.). Dies war die erste Torchance des VfL, die diesen Namen verdient hatte. Wolfsburg war nun präsenter, Bayern aber noch immer Herr der Lage.
Gleichwohl schaltete der FCB in den Schongang. Er ging in der gegnerischen Hälfte nicht mehr ganz so schnörkellos und zielstrebig zu Werke und kam daher allenfalls sporadisch zu guten Chancen: Alonso (63.) und Thiago (78.) ließen gute Freistoß-Gelegenheiten aus, auch Robben verfehlte sein Ziel freistehend (82.).
Schürrle glückt der Ehrentreffer
Da die Münchner das Tempo drosselten, war Wolfsburg nun konkurrenzfähig. Daraus resultierten zunächst zwei hochkarätige Chancen, die Caliguiri (72.) und Schürrle (87.) leichtfertig ausließen, obwohl sie unbehelligt zum Abschluss gekommen waren. In der letzten Minute der regulären Spielzeit glückte den Niedersachsen zumindest noch der Ehrentreffer: Schürrle traf nach feinem Arnold-Zuspiel ins lange Eck - der Schlusspunkt (90.).
Damit ist der Titelverteidiger bereits in der zweiten Runde aus dem Wettbewerb ausgeschieden. Und der FCB führte seine Kircher-Serie fort und gewann auch das siebte DFB-Pokalspiel unter seiner Leitung. Der VfL richtet seinen Fokus nun auf die nächste Bundesliga-Begegnung: am Samstagabend (18.30 Uhr) gegen Bayer Leverkusen. Die Bayern treten bereits am Freitag (20.30 Uhr) bei Eintracht Frankfurt an.