Serbiens Trainer Mladen Krstajic, der zuletzt eine bittere wie späte 1:2-Pleite gegen die Schweiz zu verdauen hatte, sich hinterher zu unnötigen Aussagen hinreißen ließ und von der UEFA eine Strafe kassierte, baute seine Startelf für dieses brisante Gruppenfinale auf drei Stellen um: Der ehemalige 1860-Profi Rukavina und Bremens Veljkovic verteidigten für Ivanovic und Tosic. Außerdem begann Ljajic für Milivojevic.
Brasiliens Coach Tite indes beließ es erneut bei derselben Elf wie beim spät errungenen 2:0 über Costa Rica . Das bedeutete: Neymar stürmte griff hinter Gabriel Jesus mit an, außerdem agierten Stars wie Willian oder Coutinho mit nach vorn. Die Kapitänsbinde trug dieses Mal Miranda, nachdem sie zuvor einmal Marcelo und einmal Thiago Silva "gehört" hatte.
Brasilianischer Druck und erster Dämpfer
Als eingespielte Einheit präsentierte sich die Seleçao dann auch vom Anpfiff weg und drückte die vor dem Spiel noch selbstbewussten Serben um Kapitän Kolarov ("Das wichtigste Finale meiner Karriere") tief hinten rein. Coutinho (2.), Gabriel Jesus (4.) und auch Superstar Neymar mit mehreren Vorstößen näherten sich immer wieder gefährlich an.
Das brachte den Weißen Adlern allerdings auch Konterchancen ein. Zwei davon nutzten Tadic (6.) und Mitrovic (16.) beinahe zu erfolgreichen Abschlüssen. Die Lücken ergaben sich allerdings wohl auch deshalb, weil Brasilien zwischenzeitlich ein kleiner Schock ereilte: Denn Außenverteidiger Marcelo von Champions-League-Sieger Real Madrid schwankte plötzlich etwas, humpelte - und musste direkt durch Filipe Luis ausgetauscht werden (10.). Der Rücken machte nicht mehr mit, wie der Verband später mitteilen sollte.
Neymar und Gabriel Jesus lassen Führung liegen
Gruppe E - 3. Spieltag
Das führte alles erst einmal dazu, dass sich die Seleçao etwas sammeln musste (Torwart Alisson offenbarte zum Beispiel ungewohnte Unsicherheiten) - ehe eine neue Angriffswelle auf Serbien anrauschte: Neymar vergab aus spitzem Winkel das 1:0 (25.), während Gabriel Jesus allein auf weiter Flur an einem Block eines Abwehrspielers scheiterte (29.). Auf der anderen Seite näherten sich Tadic und Mitrovic an (34.).
Paulinho erspäht die Lücke
In der 36. Minute war es schließlich soweit, der Favorit ging in Führung und setzte sich damit nach dem zwischenzeitlichen Führungstor der Schweizer im Parallelspiel gegen Costa Rica wieder auf Rang 1 der Gruppe E: Ein feiner Schnittstellenpass von Coutinho fand den genau im richtigen Moment durchstartenden Paulinho. Der Mann vom FC Barcelona (neun Tore in der abgelaufenen Saison) kam an der Strafraumkante schließlich kurz vor dem herausstürmenden Stojkovic an den Ball und hob eben diesen über Serbiens Keeper hinweg. 1:0 Brasilien - und zugleich der hochverdiente Halbzeitstand, der Serbien für die zweiten 45 Minuten akut unter Druck setzte.
Serbien kämpft und nähert sich an
Durchaus angestachelt präsentierten sich die vor allem in den Zweikämpfen bissigen Weißen Adler dann auch nach dem Seitenwechsel, allerdings gelang vor dem gegnerischen Strafraum oft nichts Gefährliches. Sinnbildlich ein Vier-gegen-drei-Konter in der 53. Minute, der über Ljajic und Tadic viel zu schwach ausgespielt wurde. Nach einer scharfen Flanke von Ljajic kam außerdem etwas Pech dazu, dass Mirandas wilde Klärungstat tatsächlich klappte (56.).
Offensiv kam von Brasilien bis auf einen zackigen Gegenangriff über Coutinho und Neymar, der an Keeper Stojkovic scheiterte (57.), indes etwas zu wenig. Und weil im Parallelspiel die Schweiz von Costa Rica den Ausgleich kassierte, war auch wieder mehr Spannung drin.
Massiver Druck der Serben
Ab der 60. Minute sollte schließlich auch das Stadion richtig hochkochen - vor allem die serbischen Fans. Denn der vermeintliche Außenseiter brachte Brasilien akut ins Schwanken: Alisson und Thiago Silva retteten gerade so nach Rukavina-Flanke und Mitrovic-Kopfball (61.), Milinkovic-Savic verzog derweil einen aussichtsreichen Abschluss (63.), ehe Mitrovic einen Kopfball genau in die Arme von Alisson setzte (65.).
Befreiung durch Thiago Silva
Alles klar: Thiago Silva nickt Brasilien mit diesem 2:0 endgültig zum Gruppensieg. Getty Images
Doch wenn man seine Chancen nicht nutzt, bestraft einen der Gegner - so ein häufiges Leid im Fußball. Und eines, das auch die Serben in der 68. Minute ereilte: Von der linken Seite hob Neymar die Kugel via Eckball rein, wo am ersten Pfosten Thiago Silva lauerte, seinem Gegenspieler Milenkovic entwischte und eiskalt zum 2:0 einnickte. Die Vorentscheidung in diesem Spiel - und die Vorentscheidung in Sachen Gruppensieg vor der Schweiz ( 2:2 gegen Costa Rica ). Denn von den Serben kam in den Folgeminuten nichts mehr, der Wille war gebrochen - und es blieb beim 2:0 für die Seleçao, auch weil Neymar sein Tor im zweimaligen Duell mit Schlussmann Stojkovic verpasste (86. und 90.+3).
Im Achtelfinale trifft Brasilien als Gruppenerster nun am Montag (16 Uhr) in Samara auf Mexiko. Die Schweiz spielt am Dienstag (16 Uhr) indes in Sankt Petersburg gegen Schweden - und Serbien wie auch Costa Rica haben sich vorzeitig verabschiedet.