DFB-Pokal

Wandervogel zwischen den Welten

Paderborn: Alexander Löbe pendelte zwischen Bundesliga, türkischer Provinz und Regionalliga

Wandervogel zwischen den Welten

Mit wehenden Haaren: Alex Löbe auf Torejagd für Paderborn.

Mit wehenden Haaren: Alex Löbe auf Torejagd für Paderborn. Kicker

"Die Underdogs, die in den vergangenen Jahren weit gekommen sind, haben oft ihr Klassenziel verfehlt", verweist er, seit Jahren ein Wandervogel zwischen Bundesliga, türkischer Provinz und Regionalliga, auf die Beispiele Aachen und Lübeck, die vorige Saison als Finalist den Aufstieg verpassten bzw. als Halbfinalist abstiegen. Deshalb spricht er von einer "schwierigen Geschichte". Denn das Klassenziel in Paderborn heißt Zweite Liga.

Dafür hat der Verein Löbe verpflichtet. Nach 36 Toren in zwei Jahren Wattenscheid ist die Bilanz des Stürmers in neuer Umgebung bislang bescheiden: zwei Treffer nach 15 Spieltagen. "Die Quote ist nicht so toll, aber ich bin hier mehr defensiv eingebunden", verweist der vierfache Familienvater auf sein erweitertes Aufgabenfeld. Trainer Pavel Dotchev lobt seinen Angreifer: "Er arbeitet viel für die Mannschaft und ist ein hervorragender Fußballer." Was ihn auszeichnet? "Der Instinkt vor dem Tor, die Kopfballstärke und die Schnelligkeit", zählt Dotchev auf. Für die jüngeren im Team sei er Führungsspieler und Vorbild.

Vor elf Jahren, als Löbe selbst noch Jungprofi war, holte ihn Hannes Bongartz aus Unterhaching in die Bundesliga nach Wattenscheid. Scheinbar der Beginn einer hoffnungsvollen Karriere, doch nach drei Jahren sowie 43 Spielen (5 Tore) für Wattenscheid und Duisburg endete diese im Alter von 24 Jahren frühzeitig. Den Zweitliga-Stationen Lübeck und Gütersloh folgten Engagements bei Vorwärts Steyr in Österreich und für die türkischen Klubs Erzurumspor, Trabzonspor und Malatyaspor. "Nicht Istanbul, sondern anatolische Provinz", sagt Löbe. Drei Jahre (1999 - 2002), die ihn geprägt haben. "Dort geht es nicht allen so gut. Ich habe zu schätzen gelernt, was wir in Deutschland alles haben." Vor allem die türkische Gastfreundschaft habe ihn beeindruckt, so Löbe, der sich selbst als einen "unkomplizierten Typ, der überall schnell zurechtkommt" beschreibt. Türkisch hat er gelernt, "wenn auch nicht perfekt". Immerhin, als er noch in Wattenscheid mit den Altintop-Zwillingen spielte, verständigten sich die drei vor Ecken und Freistößen oft auf Türkisch, damit der Gegner nichts versteht.

"Alex sagt seine Meinung und eckt dadurch manchmal an." So charakterisiert ihn sein sportlicher Ziehvater Bongartz, der ihn einst nicht nur nach Wattenscheid, sondern auch nach Duisburg lotste. "Er ist ein außergewöhnlicher Typ, der das Extravagante sucht", sagt sein Ex-Trainer, der von ihm enttäuscht ist: "Vergangene Saison war er nicht mehr der Alex Löbe, den ich kenne, den man im Abstiegskampf braucht", heftet er ihm eine Mitschuld am Abstieg an.

Nun identifiziert Löbe sich voll mit Paderborn. Dort verdient er im Vergleich zu Wattenscheid angeblich das Vierfache im Monat. Nebenher studiert er im fünften Semester "International Management" an einer Privat-Uni mit Sitz in Essen. Mit dem Bachelor-Abschluss will er "für später" gerüstet sein, "irgendeine Kombination aus Fußball und Management", könnte er sich vorstellen. Zunächst soll aber der Aufstieg erreicht werden. Und Freiburg bezwungen werden, wie Löbe dann doch sagt: "Die wollen wir schlagen. In einem Spiel, noch dazu zu Hause, ist alles möglich."

Frank Linkesch