Frankfurts Trainer Thomas Schaaf musste gegenüber dem 2:2 im Auswärtsspiel gegen Schalke zweimal wechseln: Medojevic fehlte Gelb-Rot-gesperrt, Djakpa zog sich einen Kreuzbandriss und fehlt demnach noch lange. Oczikpa rückte hinten links in die Viererkette, Piazon sollte im Mittelfeld für frischen Wind sorgen.
Der Mainzer Coach Kasper Hjulmand drehte im Vergleich zum überraschenden 2:0-Heimsieg gegen Borussia Dortmund dreimal an der Personalschraube: Bungert, Malli und Djuricic rückten für Jara, Moritz und Allagui in die Startelf.
Derby-Kampf
Schaaf hatte ein "sehr intensives und sehr engagiertes Spiel von beiden" erwartet und zudem betont: "Keiner will dem anderen etwas gönnen." Mit dieser Vermutung sollte der Coach richtig liegen. Von Anpfiff weg schenkten sich die Kontrahenten im Mittelfeld keine Luft zum Atmen, gingen in den Zweikämpfen kompromisslos zu Werke und spulten ein immenses Laufpensum ab.
Doch auch das spielerische Element blieb nicht außen vor: Zwar verbuchte Djuricic für die Nullfünfer den ersten Abschluss von der Strafraumgrenze (6.), daraufhin hinterließen aber die Hausherren den frischeren und gefälligeren Eindruck. Seferovic profitierte von Brosinskis kurzer Abwehr, setzte das Leder aus 15 Metern aber knapp links vorbei (10.). In besserer Abschlussposition befand sich sieben Minuten später Inui, der nach einem Karius-Patzer mustergültig von Piazon eingesetzt wurde, aus elf Metern aber doppelt scheiterte (17.).
Der 5. Spieltag
Hofmann, Okazaki, Meier: Turbulente fünf Minuten
In der Folgezeit hielten sich die Akteure mit zahlreichen Nickligkeiten auf, wodurch der Spielfluss sichtlich litt. Leidenschaftliche Zweikämpfe im Mittelfeld waren allgegenwärtig, Strafraumszenen und Torchancen daher Mangelware. Die SGE verbuchte zwar Feldvorteile, agierte im letzten Drittel aber zu umständlich und kam daher seltener zum Abschluss. Mainz setzte dagegen lange auf ein Defensivkonzept - bis ein überfallartiger Konter zum ersten Mainzer Treffer führte: Brosinski schickte Hofmann im Zentrum gekonnt steil, der Russ davoneilte und an Trapp vorbei ins rechte Eck einnetzte (41.).
Der Frankfurter Verteidiger machte an diesem Abend keine Figur und war auch am 2:0 maßgeblich beteiligt. Nach einem langen Schlag von Brosinski ließ sich Russ an der rechten Seitenlinie von Okazaki derart beirren, dass er das Leder völlig außer Acht ließ. Der Japaner schnappte sich den Ball, zog ins Zentrum und spitzelte ihn durch die Beine von Trapp hindurch ins Tor (44.). Doch der Schlusspunkt des turbulenten ersten Durchgangs war einem Frankfurter vorbehalten: Nach herrlicher Kombination von Piazon und Hasebe steckte Letzterer am Sechzehner zum richtigen Zeitpunkt auf Meier durch, der frei vor Karius ins lange Eck vollendete (45.+1).
Nach Wiederanpfiff erhitzten sich die Gemüter, beinahe jede Freistoßentscheidung zog Diskussionen einiger Akteure nach sich. Vor allem die Frankfurter hielten sich vermehrt mit derartigen Gesprächen auf - und verloren das Zepter nach und nach an die Mainzer. Die Nullfünfer wirkten angesichts der Führung wesentlich kombinations- und ballsicherer als noch vor der Pause und warteten geduldig auf eine Lücke.
Die tat sich auf rechts auf, als Chandler aufgerückt war und der zuvor eingewechselte Jairo durchbrach. Seine Flanke verpasste der in der Mitte durchstartende Okazaki um Haaresbreite (62.). Nach zusätzlichen Kampf und Krampf rückte Referee Dr. Felix Brych in den Mittelpunkt: Nach Trapps Foul an Okazaki entschied der Schiedsrichter zunächst auf Strafstoß, nahm seine Entscheidung auf Hinweis seines Assistenten aber wieder zurück, weil Brosinski zuvor Oczipka gefoult hatte (72.).
Seferovic mit Köpfchen - Meier versiebt
Die Schlussviertelstunde war angebrochen, Frankfurt musste mehr riskieren. Doch die Hessen hatten den Faden völlig verloren und fanden gegen den FSV kein Mittel, um Torchancen zu generieren. Die Hoffnungen ruhten also einzig den Standardsituationen. Stendera brachte einen hohen Ball von der Mittellinie in den Strafraum, wo Seferovic mutterseelenallein und in einem hohen Bogen ins rechte obere Eck einköpfen konnte (82.). Der Ausgleich verlieh den Hausherren zusätzlichen Antrieb, plötzlich drängte die SGE auf den Dreier, verlor aber die Defensive ein wenig aus den Augen: Hofmann steuerte nach Junior Diaz' Steilpass frei auf Trapp zu, scheiterte aber an dessen Fußabwehr. Dabei verletzte sich der Keeper unglücklich am Knöchel und musste vorzeitig runter - Wiedwald kam (90.). Auch die Schaaf-Elf kam noch zu einem Hochkaräter, doch Meier hämmerte das Leder nach einer Seferovic-Hereingabe aus acht Metern freistehend über den Kasten (90.+3) - die letzte Gelegenheit turbulenter 90 Derby-Minuten.
Bereits am Freitag (20.30 Uhr) empfängt der 1. FSV Mainz 05 die TSG 1899 Hoffenheim. Am Sonntag (17.30 Uhr) reisen die Frankfurter in den hohen Norden zum Hamburger SV.