Luhukays Taktik geht voll auf
Leverkusens Trainer Roger Schmidt vertraute auf dieselbe Startelf vom 4:0-Erfolg gegen den FC Kopenhagen in der Champions League . Hertha-Coach Jos Luhukay musste nach dem 2:2 gegen Werder Bremen gleich auf vier verletzte Stammspieler verzichten und brachte Jarstein, Brooks, Lustenberger, van den Bergh und Ndjeng für Kraft (Wadenverhärtung), Pekarik (Bank), Langkamp (Außenbandteilanriss im Sprunggelenk), Haraguchi (Schultereckgelenksverletzung) und Ronny (Muskelfaserriss im Hüftbeuger).
Bayers Blitzstarter kamen zum ersten Mal in dieser Saison nicht zu einem frühen Führungstreffer, weil Luhukay eine entsprechende Taktik austüftelte: Der Niederländer stellte mit Lustenberger, Heitinga und Brooks drei Innenverteidiger auf, die bei gegnerischem Ballbesitz mit den schnellen Außenverteidigern Ndjeng und van den Bergh zu einer Fünfer-Abwehrkette wurde. Die fünf Feldspieler davor agierten mit aggressivem Pressing und störten den Spielaufbau der Werkself schon früh mit energischer Zweikampfführung. Diese Mischung zog den Hausherren, die ihre gefürchtete offensive Durchschlagskraft kaum entwickeln konnte, den Zahn.
Bitter: Jedvaj trifft ins eigene Tor
Der 2. Spieltag
Nach einer zerfahrenen Anfangsphase mit vielen Fehlpässen übernahm Leverkusen die Kontrolle, kam aber nur in Person von Bellarabi zu ersten guten Möglichkeiten. Der auffällige Wirbelwind brach das massierte Berliner Bollwerk ein ums andere Mal mit pfeilschnellen Dribblings auf, scheiterte dann aber am aufmerksamen Jarstein (17., 19.). Hertha lauerte derweil auf Konterangriffe und war schließlich nach einem solchen erfolgreich: Nach einem Fehlpass von Boenisch in der Vorwärtsbewegung schalteten die Hauptstädter sofort um. Schieber flankte von rechts in den Gefahrenbereich, wo Jedvaj vor dem einschussbereiten Schulz zu einer Rettungstat ansetzte und dabei das Spielgerät ins eigene Tor lenkte (24.).
Zum ersten Mal in dieser Saison musste Bayern nun einem Rückstand hinterherlaufen. Zwar trat die Werkself spielbestimmend auf, biss sich an gut sortierten Gästen aber reihenweise die Zähne aus. Berlin brachte immer wieder neun bis zehn Spieler hinter den Ball, stellte die Räume zu und fing Angriff um Angriff erfolgreich ab. Einzig Bellarabi strahlte Torgefahr aus (39., 43.). In der Schlussphase der ersten Hälfte verbuchte dann auch die Hertha endlich ihren ersten Torschuss - Schieber näherte sich mit einem Kopfball (41.) und einem Drehschuss (45.) an.
Jedvaj trifft - ins richtige Tor!
Sonderbewachung: Karim Bellarabi wird von Nico Schulz (l.) und Hashime Hosogai (r.) in die Zange genommen. Getty Images
Nach dem Seitenwechsel brachte Schmidt Brandt für Son. Auf einen zunächst zerfahrenen Wiederbeginn folgte dann ein genialer Angriffszug der Werkself: Castro trieb den Ball entschlossen durch das Mittelfeld und sah im Augenwinkel, dass Rechtsverteidiger Jedvaj in den Strafraum sprintete. Castro spielte also einen Steilpass in den Strafraum und fand Jedvaj, der Jarstein umkurvte und abzog. Der Torwart war zwar noch dran, konnte das 1:1 aber nicht verhindern (50.).
Der Ausgleichstreffer gab Bayer einen Schub, denn fortan trugen die Hausherren ihre Angriffe selbstbewusster vor. Doch statt der Führung - Calhanoglu zielte nur haarscharf vorbei (54.) - musste die Leverkusen wie aus dem Nichts den nächsten Rückstand hinnehmen: Schulz flankte von der Grundlinie von links nach innen, wo Leno schwach nach oben abwehrte. Schieber bedankte sich und köpfte aus drei Metern lässig ein (60.). Die Leverkusener Antwort folgte aber postwendend: Bei einer cleveren Freistoßvariante flankte Calhanoglu mit Schnitt an die Fünfmetergrenze, wo Spahic völlig ungedeckt stand und zum 2:2 einköpfte (62.).
Joker Brandt sticht - Bellarabi belohnt sich selbst
Nach einer kurzen Leerlaufphase legte Leverkusen als erstes den Schalter wieder auf Offensive um. Calhanoglu donnerte die Kugel an den Pfosten (73.). Eine Zeigerumdrehung später hatte Bellarabi nach einem unwiderstehlichen Solo erneut Aluminium-Pech, als er an den Pfosten hämmerte, doch das Glück kam schnell zurück, denn von dort landete das Spielgerät auf der Brust von Brandt, der sofort aus acht Metern einschoss (74.). Nun waren die Berliner gefordert. Die Werkself verteidigte mit enormen läuferischen Aufwand und spekulierte auf Konter. Kießling hatte die Entscheidung auf dem Fuß, wurde aber bei seinem Alleingang noch von Brooks abgegrätscht (79.). Wenig später fiel dann doch die Entscheidung: Calhanoglu flankte von der linken Strafraumkante in den Sechzehner, wo Bellarabi den Ball per Direktabnahme in die Maschen donnerte (86.). 4:2, der Endstand.
Nach der Länderspielpause genießt Leverkusen am Freitag (12. September, 20.30 Uhr) erneut Heimrecht und empfängt Werder Bremen. Hertha BSC hat tags darauf (15.30 Uhr) ein Heimspiel gegen Mainz.