Bayerns Trainer Pep Guardiola machte keine Anstalten und brachte auch nach dem 7:0-Kantersieg in Bremen eine bärenstarke Formation aufs Feld - trotz der perfekten Ausganslage und des schon vorab sicher scheinenden Gruppensiegs. Lahm kehrte so nach seiner Zerrung zurück, Rafinha räumte dafür die rechte Verteidigerbahn. Ansonsten ersetzte noch Dante van Buyten. Manuel Pellegrini konnte dagegen nicht verheimlichen, dass er das kommende Spitzenspiel in der Liga gegen Arsenal deutlich höher gewichtete, als einen unrealistisch erscheinenden hohen Erfolg in der Allianz-Arena. So veränderte der City-Coach sein Personal nach dem 1:1 in Southampton auf sieben Stellen: Hart, Richards, Lescott, Garcia, Navas, Silva und Dzeko standen demnach für Pantilimon, Zabaleta, Kompany, Yaya Touré (Gelbsperre), Nasri und die Top-Torjäger Negredo (fünf Treffer) und Aguero (sechs) von Beginn an auf dem satten Grün.
Rückkehr und Rekord
Emotional von der Situation berührt war City-Innenverteidiger Demichelis, der erstmals gegen seinen Ex-Verein (bis 2011) auflief. Der Argentinier freute sich auf die alten Kollegen und Mitarbeiter: "Es wird ein ganz besonderer Tag in meinem Leben." Sportliche Erwartungen hegte der Abwehrmann ebenfalls: "Wir müssen von dieser guten Mannschaft lernen." Von dieser verlangte dagegen FCB-Sportvorstand Matthias Sammer einen Sieg ohne Ausreden: "Keine Frage, keine Alibis, kein Garnichts." Grund: Mit einem Sieg würden die Münchner als erste deutsche Mannschaft mit dem AC Mailand (1992/93), Paris (1994/95), Spartak Moskau (1995/96), Barcelona (2002/03) und Real Madrid (2011/12) gleichziehen, die allesamt sechs Gruppensiege verbuchen konnten.
Dominanz pur
Mit der Warnung und dem Wissen im Kopf mähten die Hausherren direkt von Beginn an über die stärkere B-Elf der Gäste hinweg. Perfekte Passstafetten, die allerdings auch nicht großartig gestört wurden, fanden ihren Weg stets bis zum Strafraum. Kroos, Thiago, Götze und Ribery konnten bis dahin quasi nach Belieben schalten und walten. Die Quittung folgte prompt: Dante trieb den Ball ein, zwei Meter voran, erkannte dann den an der Abseitskante lauernden Müller. Der Angreifer wurde final mit einem perfekten langen Ball bedient und vollendete frei vor Schlussmann Hart eiskalt (5.). Einziger Makel: Müller stand knapp im Abseits. Die Engländer mimten auch sieben Minuten später den perfekten Sparringspartner, als eine Ecke den blanken Mandzukic fand, der Götze bediente. Der Ex-Dortmunder hatte freistehend keine Abschlussprobleme mehr. Auch hier allerdings handelte es sich um eine knappe Abseitsstellung.
Krönte mit seinem 2:0 den perfekten Münchner Start: Mario Götze. getty images
Gang zurück
Den Handballmodus, um den Gegner dadurch am eigenen Strafraum festzunageln, schalteten die Bayern anschließend etwas ab. So konnten die Himmelblauen einige Konter starten und sammelten durch mehr Ballkontakte mehr Spielsicherheit. Das zahlte sich aus: Eine Flanke von Navas fand am langen Pfosten Milner. Der legte per Kopf in die Zentrale auf den blanken Silva, der das Rund über die Linie drückte (28.). Der Freude wich allerdings jäh die Erkenntnis, dass der Gastgeber nur den Raum gewährte. Die Guardiola-Elf kehrte wacher zurück und erspielte sich weitere starke Gelegenheiten, die Götze und Müller jedoch liegen ließen (43. und 45. +1). Milner kassierte während der ersten 45 Minuten zudem eine Gelbe Karte, die ihn beim Hinspiel des Achtelfinals passen lässt (44.).
Spielbericht
Was ist denn hier los?
Die zweite Hälfte begann recht zäh: Beide Mannschaften agierten verhalten, warteten auf Fehler des Gegners. Lediglich Dzeko hatte einen guten Abschluss zu verzeichnen (51.). Gerade die Münchner wirkten irgendwie ideenlos, konnten die Abwehr der Engländer nicht mehr aushebeln. Ribery war lange Zeit nicht mehr gesehen. Aus diesem Dämmerzustand schlugen schließlich die Citizens eiskalt zu. Erst holte Milner gegen Dante einen zweifelhaften Elfmeter heraus, den Kapitän Kolarov trocken zum Ausgleich verwertete (59.). Dann schlug der ehemalige Citizen Boateng nach einer Navas-Hereingabe ein fatales Luftloch, das Milner sehenswert gar zur 3:2-Führung nutzte (62.). Die Bayern wurden mit den Treffern für ihr nun zahmes Auftreten gnadenlos bestraft.
Drehte das Spiel: James Milner. getty images
Ruhiger Ausklang im ruhigen Rund
Ein Tor trennte die Himmelblauen noch vom Gruppensieg - das Stadion war mittlerweile verstummt. Und sie hatten die Gelegenheit: Dante vertändelte den Ball fatal gegen Joker Negredo, der Torhüter Neuer aber nur anschießen konnte (80.). In den letzten Minuten fanden dann die Bayern wieder besser in den Kombinationsfluss und drängten die Engländer wieder stärker in deren Hälfte. Die Guardiola-Elf begnügte sich final mit der knappen Niederlage und damit der ersten Pflichtspielniederlage seit dem Supercup gegen Dortmund (2:4) im Vorfeld der Saison. Außerdem verpasste der FCB dadurch den deutschen Rekord mit sechs Siegen in sechs Champions-League-Gruppenspielen. Die Citizens landeten hingegen einen Achtungserfolg und fuhren auch im dritten Auswärtsspiel in der Königsklasse einen Dreier ein.
Der FC Bayern empfängt am Samstag (15.30 Uhr) den Bundesliga-Dino Hamburg, City hat in der Premier League am gleichen Tag (13.45 Uhr) den FC Arsenal im dortigen Topspiel vor der Brust.