Slomkas Heimstärke
HSV-Coach Mirko Slomka reagierte auf die 1:3-Pleite in Gladbach mit zwei Wechseln: Der verletzte Lasogga (muskuläre Probleme) und Rincon (Bank) wurden durch Jiracek und Badelj ersetzt. Zoua gab demnach den alleinigen Sturmtank im System der Rothosen. Leverkusens Trainer Sami Hyypiä wechselte nach dem 1:1 gegen Braunschweig gar noch einmal mehr als sein Gegenüber. Neben dem ebenfalls verletzten Toprak rückte Wollscheid in die Innenverteidigung, zudem bekamen Rolfes und Brandt Bewährungschancen für Can und Guardado (beide Bank). Kurz vor Anpfiff wurde dann aber noch bekannt, dass Wollscheid doch nicht kann - Can gab demnach den Aushilfsinnenverteidiger.
Hoffnungen ruhten bei den Hamburgern im Vorfeld auf der Tatsache, dass ein Heimspiel anstand. Denn Trainer Slomka feierte seinen letzten Auswärtsdreier als Übungsleiter am 26. April 2013 (!). Damals gewann sein Ex-Klub Hannover mit 3:2 in Fürth. Mit dem HSV hingegen ergatterte sich der 46-Jährige noch nicht einmal einen Punkt in der Fremde, in den bis dato vier Heimspielen aber immerhin acht Punkte.
Furioser Start und Calhanoglu
Die Partie begann zunächst mit zwei Minuten Abtasten, dann aber zeigten vor allem die Hausherren den Willen, hier flugs ein Tor zu erzielen. Mit einem relativ hohen Pressing versuchten die Rothosen, Fehler oder lange Bälle zu provozieren. In Ballbesitz konnte der Bundesliga-Dino zudem stets ruhig aufbauen, da die Werkself erst auf Höhe der Mittellinie attackierte. Für das enorme Herz wurden die natürlich auch nicht fehlpassfreien Hamburger dann belohnt: Die Rothosen bauten einen Angriff zunächst ruhig im Mittelfeld auf, dann ging es plötzlich schnell. Badelj spielte in die Spitze zu Calhanoglu, der van der Vaart als Wandspieler nutzte. Der Niederländer ließ abtropfen und ermöglichte dem talentierten Schützen so einen wahren Knaller, der unten links in der Ecke einschlug (4.). Schock für Bayer? Von wegen: Brandt, der sein Bundesliga-Startelfdebüt feierte, startete über rechts durch, legte dann in den Rückraum am Strafraum zum freien Kießling. Der zog flach ab und zwang den ehemaligen Bayer-Torhüter Adler zu einer starken Parade (6.).
Drehte nach seinem Hammer zum Jubelspurt ab: Hakan Calhanoglu (hier mit Heiko Westermann). Getty Images
Es folgten weitere Chancen. Zoua erreichte einen Pass von Calhanoglu nicht mehr (16.), dann scheiterte Mancienne durchaus knapp nach einer Ecke mit einem Fallrückzieher (20.). Und auch Leverkusen zeigte sich wieder: Kießling scheiterte hauchzart mit einem Kopfball neben das Tor (22.), Son fand in einem weiteren im guten Adler seinen Meister (36.). Zwischenzeitlich nahm sich die Begegnung zwar immer wieder kleinere Unterbrechungen - in einer davon musste Badelj verletzt für Rincon raus (33.) -, dann aber bot sich dem Publikum noch eine turbulente Schlussphase. Der Ex-Hamburger Son prüfte Adler mit einem Flachschuss vom linken Strafraumeck (45.), im Gegenzug scheiterte Calhanoglu mit einem schärferen Heber an Schlussmann Leno (45.+1). Eine Minute später verpasste zudem noch Jiracek den Abstauber nach van der Vaarts Distanzschuss. Eine absolut unterhaltsame Hälfte endete damit.
Der 29. Spieltag
Adlers Schnürung
Aus den Katakomben kam die Werkself durchaus bemüht und mit Biss, doch der erste Vorstoß von Castro (46.), eine gute Ecke von Son (47.) und eine starke Konterchance über Brandt (49.) scheiterten allesamt am letzten Willen beziehungsweise am letzten Laufweg oder Pass. Nach diesen Aktionen meldete sich dann auch wieder der HSV an - natürlich mit Calhanoglu, der von der Strafraumkante abschloss. Doch Torhüter Leno konnte das Leder zur Ecke lenken (54.). Als wieder etwas Ruhe einkehrte, schnürte Adler ein Geschenkpaket für seine ehemaligen Kollegen: Brandt schloss nach einem kurzen Sprint im Mittelfeld ab und direkt auf den Schlussmann. Adler kniete sich etwas nieder, um sicher zupacken zu können. Letztlich aber griff der HSV-Torwart daneben und lenkte das Spielgerät ins eigene linke Eck (58.). Dieser Treffer traf die Rothosen mitten ins Mark, die fortan nur behäbig agierten.
Die Werkself machte immer mehr Druck, der Dreier, er erschien in greifbarer Nähe. Doch oftmals fehlte der letzte Pass. Dennoch kam Son mal zu einem guten Abschluss (74.). Bayer-Coach Hyypiä brachte zudem in der Schlussphase mit Derdiyok für Bender einen zweiten Stürmer (80.). Zuvor musste Slomka bereits reagieren, brachte Tesche für van der Vaart (Schlag auf den Oberschenkel). Doch plötzlich schlug der Gastgeber zu und verwandelte die Imtech-Arena in ein vor Freude bebendes Rund: Rincon schickte den flinken Diekmeier über die rechte Seite, der konzentrierte sich und flankte nach innen. Dort deckte Donati nicht konsequent und ermöglichte Westermann einen Abschluss aus rund 15 Metern. Final schlug der Ball wuchtig und knapp neben dem nicht mehr reaktionsfähigen Leno ein (82.).
Can vergibt freistehend
Zu einer Großchance sollten die Leverkusener aber noch kommen: Nachdem Ryu das Leder im Strafraum durch die Beine gleiten ließ, kam der von München ausgeliehene und heutige Innenverteidiger Can frei vor dem Schlussmann an den Ball. Doch Adler rettete mit einer ganz starken Parade und merzte so seinen Patzer aus (90.+2). Der womöglich überlebenswichtige Dreier, er war damit für den HSV sicher. Derweil erlebte Trainer Hyypiä mit Bayer einen weiteren Rückschlag.
Nächsten Samstag (15.30 Uhr) muss der HSV zum Nordduell nach Hannover. Die Leverkusener empfangen tags darauf und zur gleichen Zeit Hertha BSC.