Stefan Ruthenbeck setzte nach dem 3:1 bei Union Berlin auf das allseits bekannte Credo "Never change a winning team" - obwohl mit Mössmer (Teilabriss im Sprunggelenk) nur ein Akteur im Kader fehlte. Vom System her blieb Aalens Trainer ebenfalls beim 4-3-3, zu diesem gegen die Eisernen zurückgekehrt wurde: "Der Gegner hatte dadurch Probleme im Zentrum." Probleme in der Abwehr (Liga-Höchstwert mit 30 Gegentoren) und beim Gewinnen (letzter Dreier: 26. Oktober, 6:1 in Düsseldorf) hatten dagegen im Vorfeld die 07er. Paderborns Coach André Breitenreiter reagierte auf das 1:1 gegen Aue wohl auch deshalb mit sechs (!) Wechseln: Wemmer (Außenbandriss im Sprunggelenk), Strohdiek, Hartherz, Zeitz, Kachunga und Top-Torjäger Saglik (neun Treffer) mussten für Heinloth, Bertels, Vrancic, Wurtz und Sané ihre Plätze räumen.
Fejzic schnürt das Geschenk
Den Anpfiff schienen jedoch beide Teams etwas zu verschlafen. Die Gäste konnten das Spielgerät minutenlang und unbedrängt in den eigenen Reihen führen, während die Aalener sehr abwartend agierten. Der erste Aufreger war dann zugleich ein absoluter Schock für die Heimelf: Hünemeier schoss Stürmer Reichwein den Ball unglücklich ins Gesicht, der benommen zu Boden sackte und kurz darauf durch Klauß ersetzt wurde (5.). Den Schock auszunutzen wussten prompt die Gäste, wenn auch mit gütiger Mithilfe von Torhüter Fejzic: Meha schloss nach Pass von Wurtz rechts im Strafraum aus spitzem Winkel ab. Das Spielgerät segelte recht langsam auf den Schlussmann zu, der sich das Leder auf die linke Schulter und von dort ins eigene Tor bugsierte (12.).
Stückwerk und Abwehrschwächen
Der eingewechselte Klauß hatte allerdings nur sechs Minuten später die Antwort parat: Brückner vertändelte an der rechten Eckfahne den Ball gegen Traut. Der Verteidiger zog nach innen, fand im Rückraum den Angreifer, der wuchtig abzog und Schlussmann Kruse keine Chance ließ (18.). Die Torraumszenen wurden nun mehr, auch wenn diese nur als Stückwerk betrachtet werden durften - beide Teams leisteten sich einfach zu viele Abspielfehler und begingen zu viele unnötige Fouls. Gegen Ende der ersten 45 Minuten offenbarten dann beide Mannschaften erneut eklatante Abwehrschwächen. Den Anfang machte der Gastgeber: Meha konnte das Leder unbedrängt am Fuß führen und den rechts in den Strafraum startenden Sané anspielen. Der hatte Zeit, um einmal den Kopf zu heben und bugsierte das Rund final flach ins lange Eck (39.).
Leandros Sonntagsschuss
Und wieder schlugen die Ostalbstädter schließlich zurück - dieses Mal nur drei Minuten später: Nach einem kurzen Querpass des freien Hofmann jagte Leandro das Leder mit links ins linke Kreuzeck. Traumtor! Mit dem 2:2 ging es letztlich auch in die Katakomben zum Pausentee. Mehr ärgerte sich definitiv der SCP. Die Ostwestfalen hatten mehr Ballbesitz, mehr Spielanteile, mehr Gelegenheiten. Eines haftet jedoch schon die gesamte Saison an der 07er-Weste: die Flut an Gegentoren (bis dato schon 32).
Spielberichte
Mehr Abwehrgedanken für den SCP
Mit wärmenden Getränken gestärkt starteten die Gäste erneut besser ins Spielgeschehen - und das mit dem besten Resultat, der mittlerweile dritten Führung an diesem Tage: Demme startete auf der rechten Bahn durch, flankte scharf nach innen. Hier rauschte zwar erst Sané vorbei, doch Wurtz zeigte sich gedankenschnell und drückte das Rund über die Linie (54.). Weil die Ostwestfalen sich nun mehr auf die Defensive konzentrierten, um endlich die Führung mal längerfristiger zu halten, verflachte das Spielniveau wieder zusehends. Foulspiele (unter anderem erhielt Hofmann seine 5. Gelbe Karte) paarten sich mit ungenauen Offensivbemühungen der Hausherren und Fernschüssen des SCP. Meha nagelte unter anderem einen Freistoß aus knapp 40 Metern durchaus knapp am rechten Pfosten vorbei (69.).
Fejzic vollendet den Doppelbock
Der Wille war den Ostwürttembergern nicht abzusprechen, das Können an diesem Tage allerdings schon. Gerade Fejzic erwischte einen rabenschwarzen Tag. Warum? Dafür sorgte Meha: Per direktem Eckball (!) überwand der Offensivspieler den Torhüter der Hausherren, der aus unerklärlichen Gründen zu früh zu Boden sank und so das Spielgerät über sich hinweghüpfen ließ (72.). Letztmals gelang einem Zweitligaspieler ein direktes Eckballtor am 29. März 2010: Markus Steinhöfer erzielte es beim 4:0 gegen den TSV 1860 München. Beim 4:2 für den SCP blieb es letztlich auch, die Partie bot nur noch Magerkost. Die 07er hievten sich durch den Dreier am VfR vorbei und gewannen erstmals wieder seit dem 12. Spieltag, dem damaligen 6:1 in Düsseldorf.
Aalen eröffnet bereits am Freitag (18.30 Uhr) gegen den SV Sandhausen die Rückrunde, während Paderborn zeitgleich in Kaiserslautern zu Gast ist.