Wintersport

Rydzek schreibt Geschichte

Viertes WM-Gold in Lahti

Rydzek schreibt Geschichte

Stürmte in die Geschichtsbücher: Johannes Rydzek.

Stürmte in die Geschichtsbücher: Johannes Rydzek. Getty Images

Johannes Rydzek lauschte ergriffen der deutschen Hymne und schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf über seinen Sturmlauf in die WM-Geschichtsbücher. Mit dem Triumph im Teamsprint an der Seite von Eric Frenzel holte der nunmehr sechsmalige Rekord-Champion als erster Nordischer Kombinierer viermal Gold bei einer Weltmeisterschaft - und krönte sich zugleich zum Ski-König der Titelkämpfe in Lahti. "Das ist alles so unreal, einfach unbegreiflich", sagte Rydzek. "Ich kann das gar nicht in Worte fassen."

Als der Oberstdorfer in einem dramatischen Finish den Norweger Magnus Krog auf Rang zwei verwiesen hatte, fiel er seinem Teamkollegen Frenzel im Ziel mit einem lauten Jubelschrei um den Hals. "Es war ganz schön spannend. Aber ich wusste, dass ich gut drauf bin", sagte Rydzek. "Es ist geil, mit Eric oben zu stehen."

Der erneute Gold-Coup seiner Schützlinge löste auch bei Bundestrainer Hermann Weinbuch Jubelstimmung aus. "Das werde ich nie mehr erleben. Ich bin sehr ergriffen. Es war so ein geiles Rennen", sagte Weinbuch. Für den Vater des Erfolges war es schon das 15. Gold bei WM und Olympia.

"Das ist der Wahnsinn"

Schon vor dem Final-Wochenende haben die DSV-Asse in Lahti damit das beste deutsche WM-Ergebnis der Geschichte eingefahren. Mit sechsmal Gold, dreimal Silber und zweimal Bronze wurde der WM-Rekord der DDR aus dem Jahr 1974 in Falun, als es fünfmal Gold und sechsmal Silber gab, übertroffen. "Das ist der Wahnsinn. Damit konnte man nicht rechnen", sagte DSV-Sportdirektorin Karin Orgeldinger sowohl zum Abschneiden des Oberstdorfers als auch der gesamten Mannschaft. "Ich hätte nie gedacht, dass die Bilanz von Falun noch einmal getoppt werden könnte."

Eric Frenzel und Johannes Rydzek

Goldene Zeiten: Eric Frenzel und Johannes Rydzek halten die Medaille in die Kamera. Getty Images

Den größten Anteil daran hatte Rydzek, der in dem spannenden Rennen die Nerven behielt. In der letzten Kurve setzte der 25-Jährige im Duell mit Krog zu einem gewagten Überholmanöver an, als vor dem Spitzenduo plötzlich ein überrundeter Läufer auftauchte. "Den Russen hatte ich nicht berechnet, der hätte vorher rausgenommen werden müssen", schilderte Rydzek die nicht ungefährliche Situation.

"Richie hat den Punch und die Power"

Die meisterte er großartig. "Richie ist so cool, der macht momentan alles richtig. Er hatte den Punch und die Power, das am Ende zu entscheiden", lobte der Bundestrainer. Nach dem Springen hatte das DSV-Duo noch 16 Sekunden hinter Frankreich auf Rang zwei gelegen. In der Loipe fand sich schnell eine Fünfergruppe, die erst auf der vorletzten Runde durch den Norweger Magnus Moan gesprengt wurde. Nur Frenzel konnte der Attacke folgen, so dass es zum Showdown um Gold kam.

"Ich hatte Angst wegen des Überrundeten, aber auf Johannes kann man vertrauen. Er hat das wieder weltmeisterlich gemacht", lobte Frenzel und zog nach zweimal Gold und einmal Silber eine zufriedene WM-Bilanz: "Ich bin sehr glücklich, mit so vielen Medaillen nach Hause zu fahren."

Wir sind in jedes Rennen gegangen, um Gold zu gewinnen. Aber das muss man erst mal schaffen.

Bundestrainer Hermann Weinbuch

Das galt noch mehr für Rydzek. "Die Tage waren so intensiv, jetzt freue ich mich auf Erholung auf der Couch", sagte er. "Um die Sau rauszulassen, gibt es später noch Zeit." Mit sechsmal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze führt er die ewige Bestenliste nun vor Frenzel (5/5/2) und dem Norweger Bjarte Engen Vik (5/3/0) an.

Frenzel hat mit nunmehr zwölf Medaillen gemeinsam mit Björn Kircheisen (1/8/3) das meiste Edelmetall bei Weltmeisterschaften gewonnen. Weinbuch bilanzierte daher stolz: "Wir sind in jedes Rennen gegangen, um Gold zu gewinnen. Aber das muss man erst mal schaffen."

dpa