Tennis

Djokovic nach 122 Wochen abgelöst: Murray Nr. 1!

Raonic kann zum Halbfinale am Samstag nicht antreten

Djokovic nach 122 Wochen abgelöst: Murray Nr. 1!

Novak Djokovic (l.) wird nach 122 Wochen an der Spitze der Weltrangliste von Andy Murray abgelöst.

Novak Djokovic (l.) wird nach 122 Wochen an der Spitze der Weltrangliste von Andy Murray abgelöst. Getty Images

Seit Samstagnachmittag steht es fest: Wimbledonsieger Murray ist die neue Nummer eins der Tennis-Welt - als erster Brite in der Geschichte der ATP-Weltrangliste (seit August 1973). Der 29-Jährige ist insgesamt der 26. Spieler, der diese Position innehat. In Paris profitierte er von der Halbfinalabsage des Kanadiers Raonic. Der Finaleinzug reicht Murray sicher, um am Montag auf Platz eins zu klettern. Der von Boris Becker trainierte Djokovic muss erstmals nach 122 Wochen in Serie die Führung abgeben - seit dem 7. Juli 2014 hatte er ganz oben gestanden, die viertlängste ununterbrochene Regentschaft seit Einführung der Computer-Weltrangliste.

"Ich konte heute morgen nicht aus dem Bett aufstehen", sagte Raonic, "es ist eine Röntenuntersuchung gemacht worden. Ich habe einen Muskelriss im rechten Oberschenkel." Im Finale trifft Murray am Sonntag auf den Amerikaner John Isner, der sich gegen Marin Cilic 6:4, 6:3 durchsetzte. Der Kroate hatte am Freitag im Viertelfinale Djokovic ausgeschaltet.

Dieser gratulierte Cilic nach dem verlorenen Match am Freitag artig zum Sieg, doch danach wollte der ehemalige Dominator nur noch weg. Der einst übermächtige Serbe war bei seiner 4:6, 6:7 (2:7)-Pleite im Viertelfinale gegen den Kroaten nur ein Schatten seiner selbst. Nach der Djokovic-Pleite gewann Murray sein Viertelfinal-Match gegen den Tschechen Tomas Berdych 7:6 (11:9), 7:5.

Ein Trio war länger vorn als Djokovic

Länger als Djokovic, der bereits von Juli 2011 bis Juli 2012 sowie von November 2012 bis Oktober 2013 das ATP-Ranking angeführt hatte, waren Roger Federer (234 Wochen von Februar 2004 bis August 2008), Jimmy Connors (160/Juli 1974 bis August 1977) und Ivan Lendl (157/September 1985 bis September 1988) Weltranglisten-Primus gewesen.

Gegen den früheren US-Open-Sieger Cilic wehrte Djokovic beim Stand von 5:6 im zweiten Satz zwei Matchbälle ab und rettete sich in den Tiebreak. Dort erspielte sich Cilic vier weitere Chancen und nutzte nach 1:44 Stunden sogleich die erste. Für Cilic war es nach 14 Niederlagen gegen Djokovic im 15. Duell der erste Sieg - von seiner gewohnten Dominanz war der Serbe allerdings meilenweit entfernt.

Bereits beim Turnier in Shanghai vor ein paar Wochen hatte Djokovic durch seine Ausraster tiefe Einblicke in seine Seele gewährt. Und die wirkt irgendwie zerrissen. Unter anderem hatte er auf dem Court sein Hemd malträtiert, einen Schläger zertrümmert und den Referee beschimpft.

Der 29-Jährige, der in diesem Jahr die Grand-Slam-Turniere in Melbourne und Paris gewonnen hat, steckt augenscheinlich in einer Sinnkrise, die nach der Komplettierung seines Karriere-Grand-Slams begann. Im Juni hatte er erstmals die French Open gewonnen und damit den letzten noch fehlenden Major-Titel geholt.

Causa Becker weiter offen

Ob ihm weiterhin auch Becker helfen wird, steht in den Sternen. "Ich habe ihn bis zum Ende dieser Saison verpflichtet", sagte Djokovic jüngst. Über 2017 habe man noch nicht gesprochen. "Und ich habe auch noch nicht darüber nachgedacht", fügte der sechsmalige Australian-Open-Gewinner an.

kon