Tennis

Raonic entreißt Federer das Finale

Lokalmatador Murray folgt Kanadier ins Endspiel

Raonic entreißt Federer das Finale

Losgelöst der eine, am Boden der andere: Milos Raonic (l.) hat Roger Federer aus "seinem" Turnier geworfen.

Losgelöst der eine, am Boden der andere: Milos Raonic (l.) hat Roger Federer aus "seinem" Turnier geworfen. Getty Images

Der zweite Fünfsatz-Krimi war dann einer zu viel. Nach einer erneuten Nervenprobe über 3:25 Stunden ist Roger Federer im Halbfinale von Wimbledon ausgeschieden. Der siebenmalige Titelträger aus der Schweiz unterlag dem kanadischen Aufschlagriesen Milos Raonic mit 3:6, 7:6 (7:3), 6:4, 5:7, 3:6 und erlebte eine bittere Premiere. Nach zehn erfolgreichen Halbfinals scheiterte er im All England Club zum allerersten Mal.

Raonic (25) zog dagegen als erster Kanadier in der 130-jährigen Turniergeschichte ins Endspiel ein. Das Match gegen Federer drehte Raonic, gleich wenn sein Sonderberater John McEnroe nicht in der Box saß. Der dreimalige Champion aus den USA kommentierte die Partie für die BBC, in Raonics Reihe hatte dafür Heidi Klum Platz genommen.

Finale bereits zum Greifen nahe

Federer kämpfte wie verbissen um seine Chance, erneut ins Finale des bedeutendsten Turniers der Welt einzuziehen. Nach dem Drei-Stunden-Thriller im Viertelfinale, als er gegen den Kroaten Marin Cilic unglaubliche drei Matchbälle abgewehrt hatte, gingen dem 34-Jährigen jedoch zunehmend die Kräfte aus. Dabei war der Sieg bereits zum Greifen nah. Im vierten Satz führte Federer beim Stand von 5:6 mit 40:0, ein weiterer Punkt hätte ihm zum Tiebreak gereicht. Zu diesem Zeitpunkt war er der deutlich bessere Spieler.

Sturz auf den heiligen Rasen: Roger Federer.

Sturz auf den heiligen Rasen: Roger Federer. Getty Images

Wie aus dem Nichts verlor er jedoch die Konzentration und den Satz und musste sich zu allem Überfluss auch noch am Oberschenkel behandeln lassen. Im entscheidenden Durchgang dann stürzte Federer auf den heiligen Rasen und gab daraufhin sogar seinen Aufschlag ab.

Raonic lässt sich nicht bitten

Raonic ließ sich die Steilvorlage nicht mehr nehmen, zum Entsetzen des Publikums, das Liebling Federer wie gewohnt antrieb. Die Zuschauer ahnten: Vielleicht war dies die letzte Chance für Federer, seinen 18. Grand-Slam-Titel zu gewinnen. Immerhin war Novak Djokovic, der ihn in den vergangenen beiden Jahren im Finale bezwungen hatte, schon in Runde drei gescheitert.

In Wimbledon spielte Federer nach langer Leidenszeit überraschend gut auf, solch eine Leistungssteigerung hatte er sich selbst am Anfang des Turniers kaum zugetraut. Nach einer Knie-Operation, einer Grippe und Rückenschmerzen hatte er seinen Start bei den French Open in Paris abgesagt, um in der Rasensaison die Wende herbeiführen zu können. Doch selbst bei den Vorbereitungsturnieren in Stuttgart und Halle verpasste er seinen ersten Titel der Saison und reiste mit Zweifeln in den Londoner Südwesten, wo sein letzter Titel nun bereits vier Jahre zurückliegt.

Murray komplett mühelos

Für Final-Debütant Raonic geht es ausgerechnet gegen Lokalmatador Andy Murray. Der Weltranglisten-Zweite hatte bei seinem Halbfinale gegen den Tschechen Tomas Berdych wenig Mühe - und brauchte nur drei Sätze. Durch das 6:3, 6:3, 6:3 hat der Schotte die Chance auf seinen zweiten Titel nach 2013 beim Grand-Slam-Turnier in London.

msc/sid

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