Tennis

Arriens' Rundumschlag: "Das alles war nicht akzeptabel"

Ex-Davis-Cup-Teamchef über sein Aus und Kohlschreiber

Arriens' Rundumschlag: "Das alles war nicht akzeptabel"

Verteidigt seine Linie in der Causa Philipp Kohlschreiber vehement: Carsten Arriens (r.).

Verteidigt seine Linie in der Causa Philipp Kohlschreiber vehement: Carsten Arriens (r.). imago

Ruhe im Deutschen Tennis Bund? Das bleibt ein frommer Wunsch. Rund eine Woche vor dem Erstrundenspiel im Davis Cup gegen Frankreich hat sich nun der geschasste Teamchef Carsten Arriens erstmals zu Wort gemeldet und die Verbandsspitze um Vizepräsident Dirk Hordorff heftig kritisiert. "Was geschehen ist, kann nicht im Sinne des deutschen Tennis sein", sagte Arriens im Interview der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstag).

Der 45-Jährige hatte Anfang des Monats seinen Posten räumen müssen, weil den Verantwortlichen sein Umgang mit dem von ihm im vergangenen Jahr suspendierten Philipp Kohlschreiber missfallen hatte. Während der Australian Open in Melbourne war es nicht zu einem Treffen zwischen Arriens und Kohlschreiber im Beisein von Hordorff gekommen. Dies hatte den DTB schließlich zur Trennung von Arriens bewogen.

Allerdings hatte der DTB am Dienstagabend in einer Pressemitteilung selbst eingeräumt, dass Arriens das Treffen nicht habe platzen lassen. In der von beiden Seiten abgestimmten Erklärung ist sogar von einer "Richtigstellung" die Rede. Arriens habe vielmehr bereits vor den Australian Open klar gemacht, dass er "keine Notwendigkeit sehe, dass ein Gespräch mit einem seiner Spieler von dritter Seite moderiert werde." Trotzdem setzte der Verband Arriens vor die Tür.

Die Botschaft des DTB laut Arriens: "Uns egal, wie sich die Spieler verhalten"

"Mir war es wichtig, klarzustellen, dass die Ereignisse in Melbourne, wie sie von anderen dargestellt wurden, unwahr sind", erklärte Arriens nun. Er habe seinerzeit mit dem Verzicht auf den schon unter seinem Vorgänger Patrik Kühnen umstrittenen Kohlschreiber dokumentieren wollen, "dass wir auch im Nationalteam Regeln haben. Dass es um Verlässlichkeit geht, Unterstützung, Wohlwollen." Dass der Verband auf eine Rückkehr Kohlschreibers gedrängt habe, sende aber die Botschaft: "Uns ist es egal, wie sich die Spieler verhalten - wenn sie gut genug sind, spielen sie."

Es habe immer wieder Schwierigkeiten mit Kohlschreiber gegeben, dieser habe Regeln missachtet und Bedingungen gestellt, erklärte Arriens. Dennoch habe er im November Kontakt zum Spieler aufgenommen, um ein Vier-Augen-Gespräch zustande zu bringen. "Ich wollte ihm die Möglichkeit geben, seine Sicht darzustellen", sagte Arriens, allerdings habe dieser "wenig Bereitschaft" gezeigt. "Mir hat sich der Eindruck aufgedrängt, dass er durch Präsidiumsmitglieder bestärkt wurde, nicht mit mir zu kommunizieren."

Unterstützung seitens des Verbandes habe er in all der Zeit nie gespürt. Die Gespräche hätten nie in einem "respektvollen Rahmen" stattgefunden. "Ich sollte organisieren, das Philipp wieder spielt - ohne Vorbedingungen. Er sollte auch das Betreuerteam mit auswählen. Das alles war für mich nicht akzeptabel."

Die Aussagen haben mehr die Qualität eines Romans als die eines Tatsachenberichtes.

Vize-Präsident Dirk Hordorff über Carsten Arriens' Interview

Das DTB-Präsidium wies die Vorwürfe zurück. "Die Aussagen haben mehr die Qualität eines Romans als die eines Tatsachenberichtes", sagte Vize-Präsident Dirk Hordorff der dpa. "Wenn jemand so kläglich an seinen Aufgaben gescheitert ist, sollte man nicht auch noch versuchen, dass öffentlich zu dokumentieren."

Auch DTB-Präsident Ulrich Klaus zeigte sich über die Äußerungen von Arriens verwundert, "weil wir Stillschweigen vereinbart hatten". Er wolle die Aussagen aber nicht weiter kommentieren, sagte Klaus. "Wir schauen nach vorne und da gibt es nichts Wichtigeres als den Davis Cup in der kommenden Woche." In Frankfurt trifft Deutschland unter dem neuen Teamchef Michael Kohlmann vom 6. bis 8. März auf Frankreich.

dpa