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Debakel für deutschen Vierer

Bahnrad-WM in Manchester: Welte/Glöß holen Bronze

Debakel für deutschen Vierer

Aushängeschild am Tiefpunkt

Aushängeschild am Tiefpunkt: Der deutsche Bahnrad-Vierer fährt nicht nach Peking. dpa

Robert Bartko (Potsdam), der bereits mit Platz 16 in der Einerverfolgung ein Debakel erlebte, Henning Bommel (Berlin), Daniel Becke und Patrick Gretsch (beide Erfurt) fuhren über die 4000-m-Distanz in enttäuschenden 4:06,941 Minuten nur auf den neunten Platz. Deutlich zu wenig, um die kleine Chance noch zu nutzen. "Es ist schon bitter, bei Olympia nicht dabei zu sein", befand Bartko. BDR-Generalsekretär Martin Wolf sprach von "einer absoluten Enttäuschung". Der Hallensprecher im Velodrome von Manchester brachte es auf den Punkt: "What a desaster for the Germans."

Der Weltmeistertitel hätte die deutsche Mannschaft sicher nach China gebracht, eine vordere Platzierung nur bei gleichzeitigen Patzern der Konkurrenz. Doch sowohl die Russen (4:04,310) als auch die Franzosen (4:04,577) schnitten als Fünfte und Sechste sogar besser ab. Anschauungsunterricht erhielten die Deutschen von Dänemark, das unter dem früheren DDR-Erfolgscoach Heiko Salzwedel in 3:57,734 nur um eine Sekunde am Weltrekord vorbeischrammte.

Es muss sofort einen Neuanfang geben. Wenn meine Meinung gefragt ist, stehe ich bereit.

Robert Bartko, Doppel-Olympiasieger von Sydney

"Wir müssen uns alle Gedanken machen. Vom Sportdirektor über den Trainer bis zu den Athleten sollte man sich nun zusammensetzen und die Probleme ansprechen", forderte Bartko nach der Blamage. Der 32-Jährige, 2000 in Sydney noch Doppel-Olympiasieger, muss seine Hoffnung auf eine Teilnahme an den Spielen von Peking damit begraben. Der Potsdamer hatte mit Platz 16 in der Einerverfolgung bereits ein Debakel erlebt und die Olympia-Qualifikation weit verfehlt: "Das ist das Schlimmste für mich." Einen Rücktritt schloss er dennoch aus: "Es muss sofort einen Neuanfang geben. Wenn meine Meinung gefragt ist, stehe ich bereit." Daniel Becke hingegen wollte sich noch nicht festlegen: "Ich muss mich erst sortieren, ehe ich weiß, wie es bei mir weitergeht."

Die schlechten Nachrichten rissen auch im Sprint nicht ab. Maximilian Levy (Cottbus) schied im Achtelfinale aus, Carsten Bergemann (Chemnitz) scheiterte in der ersten Runde und der frühere 1000-m-Weltmeister Stefan Nimke (Schwerin) kam nicht über die Qualifikation hinaus. "Das Ergebnis geht überhaupt nicht. Wir brauchen mehr Entschlossenheit. Die Sportler müssen sich besser mobilisieren können", meinte Bundestrainer Detlef Uibel.

Tieftraurig war auch Verena Joos nach der verpassten Olympia-Teilnahme in der Einerverfolgung. "Ich steigere meine persönliche Bestzeit um 1,8 Sekunden und werde trotzdem nur Zehnte. Ich habe das Gefühl, wir machen Schritte und die anderen Sprünge", haderte die Friesenheimerin.

Zum Trost für die Deutschen holten Miriam Welte (Kaiserslautern) und Dana Glöß (Berlin) Bronze im Teamsprint. Das Duo setzte sich in 27,859 Sekunden im "kleinen Finale" gegen die Französinnen Sandie Clair und Virginie Cueff durch und bescherte dem deutschen Team damit das zweite Edelmetall.

BDR-Sportdirektor Bremer bemühte das Prinzip Hoffnung: "1996 waren wir auch ganz unten. Drei Jahre später sind wir Weltmeister und 2000 Olympiasieger geworden." Großes Vorbild beim Neuaufbau dürften die Briten sein, die in Manchester ein zentralisiertes System geschaffen haben und auf dem Weg nach London 2012 Erfolge en masse einfahren. Im Finale der 4000-m-Mannschaftsverfolgung fuhr der britische Vierer in 3:56,322 Minuten neuen Weltrekord und unterbot damit die alte Bestmarke Australiens aus dem Olympia-Finale von 2004 um 0,288 Sekunden.