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Winterspiele 2022: Das Feuer kehrt nach Peking zurück

Erstmals Gastgeber von Sommer- wie Winterolympiade

Winterspiele 2022: Das Feuer kehrt nach Peking zurück

IOC-Präsident Dr. Thomas Bach präsentiert Peking als Gastgeber der Winterolympiade 2022.

IOC-Präsident Dr. Thomas Bach präsentiert Peking als Gastgeber der Winterolympiade 2022. Getty Images

"Man hat erfahren, dass man mit Präsentationen vermutlich verlieren, aber nicht gewinnen kann", kommentierte Michael Vesper, Vorstandschef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) den nicht unumstrittenen Zuschlag für Peking. Nach dem Scheitern der Münchner Bewerbung für 2022 am Bürgerwiderstand wirbt die DOSB-Führung in Malaysia nun um die Sommerspiele-Kandidatur von Hamburg für 2024.

Die Niederlage des Außenseiters aus Kasachstan, der sich schon vergeblich um die Spiele 2014 beworben hatte, ist auch ein Dämpfer für die Reformbestrebungen des IOC und seiner Agenda 2020.

Den 85 IOC-Mitgliedern fehlte bei ihrer Wahl der Mut, einem kleinen Land die großen Spiele zu geben. Stattdessen gingen sie mit dem Votum für die Hauptstadt des "Reichs der Mitte" auf Nummer sicher. Peking hatte 2008 die Sommer-Edition mit großem Aufwand perfekt organisiert. Außerdem steht China für politische und wirtschaftliche Stabilität. "Wir geben alle Garantien, die erforderlich sind", versicherte Vizeministerpräsidentin Liu Yandong.

Almaty half der starke Bewerbungsendspurt, ein überzeugendes, athletenfreundliches Konzept und eine fulminante finale Präsentation in Malaysias Hauptstadt nicht, um die benachbarte Sportgroßmacht noch auszustechen. "Wir sind eine goldene Gelegenheit zu zeigen, dass kleine Länder erfolgreiche Winterspiele organisieren können", hatte Kasachstans Ministerpräsident Karim Massimow vergeblich appelliert.

Die am Fuße des Thien-Than angesiedelte kasachische Millionenstadt hatte mit Low-Budget-Spielen und kurzen Wegen geworben. Bis 2017 sollten 80 Prozent aller Sportstätten unabhängig von Winter-Olympia fertig sein, alle Wettkampfstätten wären im Radius von nur 30 Kilometern vom Olympischen Dorf entfernt gewesen. Außerdem konnte Almaty etwas in die Waagschale werfen, woran es dem Rivalen mangelt: Schnee!

Hälfte der Spiele findet 190 Kilometer entfernt von Peking statt

Das Winterspiele-Konzept von Peking ist dagegen nicht nur auf viel Kunstschnee aufgebaut, sondern steht auch sonst im erheblichen Kontrast zu Almaty. Die alpinen Ski-Wettbewerbe, Bob, Rodeln und Skeleton sollen in dem zwischen Peking und Zhangjiakou gelegenen Yanqing stattfinden. Die Hälfte der rund 100 Olympiasiege wird in den Bergen im rund 190 Kilometer entfernten Zhangjiakou vergeben. Ein Hochgeschwindigkeitszug soll die Fahrtzeit dorthin auf 70 Minuten verkürzen; die nach Yanqing auf rund 20 Minuten.

Die neue Bahnverbindung wird ebenso Milliarden Euro kosten wie der Ausbau des Skigebiets von Yanqing. Sotschis verschwenderische Spiele von 2014 lassen grüßen! Dafür werden in Peking für die Hälfte der Eissportarten Bauten von den Sommerspielen 2008 genutzt. Aus dem Water-Cube, einst die olympische Schwimmarena, soll der Ice-Cube für Eishockey werden. Außerdem werden im berühmten "Vogelnest"-Stadion die Eröffnungs- und Schlussfeiern zelebriert werden.

Bach: "Sichere und historische Entscheidung"

"Es ist eine sichere und historische Entscheidung", sagte IOC-Präsident Thomas Bach. Sicher, weil China ein guter Organisator von Sportevents sei, und historisch, weil Peking die erste Stadt auf der Welt ist, die nach Sommer- auch Winterspiele ausrichtet. Immerhin fiel das Ergebnis knapper als erwartet aus, was ein Erfolg für Almaty ist. In einem glänzenden Schlussspurt hat es den chinesischen Sportriesen noch ins Wanken gebracht.

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping schrieb nach dem Wahlsieg an IOC-Chef Bach, dass es nun das Bestreben von 1,3 Milliarden Chinesen sei, "fantastische, außergewöhnliche und ausgezeichnete Winterspiele zu präsentieren". Begeistert war Chinas 2,29 Meter langer Basketball-Held Yao Ming: "Vermächtnis ist alles. Peking 2008 erlaubte uns, den olympischen Geist kennenzulernen. Und 2022 gibt uns die Chance, ihn weiterzutragen."

Menschenrechtler üben Kritik an Zuschlag für Peking

Dagegen halten Menschenrechtler die Wahl Pekings für "einen Schlag ins Gesicht. Das olympische Motto 'Höher, schneller, stärker' ist die perfekte Beschreibung für den Angriff der chinesischen Regierung auf die Zivilbevölkerung", sagte Sophie Richardson, die China-Direktorin von Human Rights Watch. Zudem wurde am Freitag auch vor verschärfter Verfolgung von Bürgerrechtlern und Unterdrückung von Minderheiten gewarnt. Für die Tibet Initiative Deutschland habe das IOC "die falsche Botschaft an die falschen Leute zur falschen Zeit gesendet".

Den Ausschlag für den Erfolg Pekings hat nach Ansicht Bachs die mit dem Spiele-Zuschlag verbundene Entwicklung eines großen Skigebiets in Yanqing gegeben. "Es ermöglicht 300 Millionen Menschen in China den Zugang zum Wintersport", sagte Bach. "Das war der kleine Unterschied."

dpa