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Leichtathletik in Berlin - Weitspringerin und EM-Hoffnung Malaika Mihambo: "Ich glänze lieber mit Leistung"

Weitspringerin und EM-Hoffnung Malaika Mihambo

"Ich glänze lieber mit Leistung"

Medaillenhoffnung in Berlin: Weitspringerin Malaika Mihambo.

Medaillenhoffnung in Berlin: Weitspringerin Malaika Mihambo. imago

Frau Mihambo, wie würden Sie sich selbst beschreiben?
Malaika Mihambo: Ich bin ein ausgeglichener Mensch – eher ruhig, bescheiden und freundlich.

Und das in einer Individualsportart wie der Leichtathletik, in der man sich behaupten muss ...
Mihambo: Ich finde, man kann sehr gut ruhig sein und Leistungssport machen. Im Wettkampf braucht man Konzentration, und das ist Ruhe kein schlechter Ansatz.

Sie gehören also nicht zu den extrovertierten Typen?
Mihambo: Nein, das ist nicht mein Ding. Es würde mich auch ablenken. Natürlich könnte ich das auch, so viel schauspielerisches Talent würde ich mir zutrauen. Aber ich glänze lieber mit Leistung als mit einem extrovertierten Auftreten.

Wie sind Sie zur Leichtathletik und dann zum Weitsprung gekommen?
Mihambo: Ich habe mit acht Jahren an einem Sommerferienprogramm der Gemeinde teilgenommen und dann mal beim TSV Oftersheim in die Leichtathletik reingeschnuppert. Sprint und Sprung lagen mir schon immer. Eine Weile habe ich auch Siebenkampf gemacht, aber mit 16 Jahren hat sich herauskristallisiert, dass ich nicht die Wurfstärkste war (schmunzelt). Ich konnte Hoch- und Weitsprung sehr gut, bin dann mehr oder weniger durch Zufall im Weitsprung-Kader gelandet. Wo ich mit 1,70 Meter auch besser aufgehoben war als bei den Hochspringerinnen.

"Hey, ich gehöre zu den Besten Deutschlands"

Man muss dann dabeibleiben – was fasziniert Sie an Ihrer Disziplin?
Mihambo: Zum einen ist das Gefühl zu fliegen echt toll. Und dann einfach der Gedanke: Wohin kann es gehen? Im Jugendalter war die Motivation auch: Hey, ich gehöre zu den Besten Deutschlands. Da möchte man sich irgendwann mit den Besten der Welt messen, auch mal an Olympischen Spielen teilnehmen beziehungsweise eine internationale Medaille gewinnen. Beides habe ich geschafft ...

... na, dann können Sie ja jetzt aufhören ...
Mihambo: (lacht) ... eben nicht. Jetzt schaue ich: Was habe ich noch drauf?

Der vergangene Sommer war von Verletzungen geprägt und hat Sie viel Wettkampfpraxis gekostet. Trotzdem haben Sie jetzt Ihre Bestleistung von 6,95 Metern im Jahr 2016 – auf 6,99 Meter steigern können. Wodurch?
Mihambo: Klar, die Wettkampfroutine hat gefehlt. Deshalb habe ich auch eine Hallen-Saison bestritten (Fünfte der Hallen-WM mit 6,64 m, d. Red.). Trotz konnte ich mich in Sachen Kraft und Schnelligkeit weiterentwickeln. Auch mein Anlauf wurde umgestellt. Außerdem mache ich noch mehr Mentaltraining als früher, arbeite seit diesem Jahr mit einem Coach zusammen. Ich denke, deshalb läuft es so gut wie noch nie.

Sie sind auch sozial engagiert, im Starkmacher e.V. in Mannheim. Ein Fulltime-Job, den Sie mit dem Hochleistungssport koordinieren müssen?
Mihambo: Nein, das ist momentan alles ehrenamtlich, ich kann mir die Zeit frei einteilen. Ich habe das Glück, dass ich derzeit von meinem Sport leben kann. Gleichzeitig ist diese Arbeit ein angenehmer Ausgleich.

Was macht dieser Verein?
Mihambo: Schwerpunkte sind die Stärkung Jugendlicher und junger Erwachsener auf ihrem Weg in die Zukunft. Zum Beispiel durch Schul-Projekte oder durch Unterstützung beim Gang in die Selbstständigkeit. Oder in neuen Berufszweigen wie Upcycling in Südafrika.

"Ich bin noch nie in diesem Stadion gesprungen"

Mit Blick auf die Heim-EM in Berlin – haben Sie Erinnerungen an das Olympiastadion?
Mihambo: Ich freue mich sehr auf Berlin, bin aber noch nie in diesem Stadion gesprungen. Ich kann mich nur an die Team-EM 2014 in Braunschweig erinnern. Das war super, vor heimischem Publikum zu springen. Man nimmt sich als Athlet selbst auch noch mal anders wahr – im Deutschlandtrikot vor Heimpublikum. Darauf freue ich mich.

Wie lauten Ihre sportlichen Ziele?
Mihambo: Ich versuche einfach, immer mein Bestes zu geben. Was dabei herauskommt, hängt ja auch davon ab, was die anderen springen. Deshalb konzentriere ich mich auf mich selbst, bemühe mich, das Optimale aus meinem Wettkampf herauszuholen. Ich setze mir keine konkreten Ziele wie "Du musst jetzt dieses oder jenes erreichen". Wenn ich mein Bestes gebe, dann reicht das auch für eine sehr gute Platzierung.

Sie liegen aktuell in Europa an Nummer zwei. Da darf man doch selbstbewusst sein.
Mihambo: Ja, klar.

Aber das Wort "Medaille" nehmen Sie nicht in den Mund?
Mihambo: Nein, das liegt ja nicht in meiner Hand. Ich kann nur schauen, dass ich mein Bestes gebe, und dann wird es auch für so etwas reichen können.

Interview: Sabine Vögele