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Gehirnerschütterungen en masse

NFL: Verletzungsproblematik

Gehirnerschütterungen en masse

"Football ist ein Vollkontakt-Sport": Sebastian Vollmer (Mitte) von den New England Patriots.

"Football ist ein Vollkontakt-Sport": Sebastian Vollmer (Mitte) von den New England Patriots. Getty Images

Unterstützung bekommt er von Markus Kuhn, Defensive Tackle der New York Giants. "Die Helme werden besser, es wird mehr darauf geachtet, wie getackelt wird. Aber letztlich ist es wie beim Boxer. Der sollte sich auch nicht beschweren, wenn er eine Gehirnerschütterung hat", sagte der 143 Kilo schwere Weinheimer. "Mich zwingt ja niemand dazu, dies zu machen."

Welker löst neue Debatte aus

Auch wenn die Profis die Problematik als "business as usual" abtun, rückt das Thema immer mehr in die Öffentlichkeit. "Wie viele Gehirnerschütterungen sind zu viel?", fragte "NBCSports" erst gerade. Auslöser war Wes Welker: Der Wide Receiver der Denver Broncos zog sich vor einer Woche in einem Testspiel eine Gehirnerschütterung zu - seine dritte innerhalb von neun Monaten. Und das, obwohl er seit seinen zwei Gehirnerschütterungen in der Vorsaison einen viel beworbenen "neuen und verbesserten" Helm trug. Welker konnte zwar selbständig das Feld verlassen, die Partie war für ihn aber vorbei.

Wes Welker

Gehirnerschütterungen fast wie am laufenden Band: Wes Welker (#83) von den Denver Broncos. Getty Images

Man müsse den Spieler vor sich selbst schützen, forderten einige danach. Broncos-Trainer John Fox stellte derweil klar, dass ein Karriereende des 33-Jährigen noch nicht diskutiert wurde. Er betonte, die Sicherheit des Spielers habe höchste Priorität. Bei Welker werde deshalb das Protokoll genau abgearbeitet, das bei Gehirnerschütterungen von der Liga vorgeschrieben ist. Es sieht vor, dass der Profi das Okay vom Teamarzt und von einem unabhängigen Experten bekommen muss, bevor er wieder eingesetzt werden darf.

Erschreckende Zahlen

Unter dem ligaunabhängigen Twitter-Account "NFLConcussions" werden sämtliche Gehirnerschütterungen dokumentiert. Derzeit sind es 68 - zum gleichen Zeitpunkt 2013 waren es 40. Das Wirtschafts-Magazin "Forbes" führt diesen Anstieg auf ein "gestiegenes Bewusstsein in Sachen Gehirnerschütterungen" bei Spielern, Teams und den Medien zurück. Die Dunkelziffer sei "zweifellos" höher - in der Pre-Season sind NFL-Teams nicht verpflichtet, Gehirnerschütterungen zu melden.

Doch gerade in der Saisonvorbereitung ist die Gangart rauer als im Rest der Saison. Mit knapp 100 Profis startet jedes der 32 NFL-Teams in die fünfwöchige Vorbereitungsphase - nur 53 von ihnen schaffen es in den vorläufigen Saisonkader. "Wir kämpfen sprichwörtlich um die Plätze. Das geht natürlich schon auf den Körper", sagt Kuhn. (dpa)