Tyson Fury hatte im Vorfeld bereits angekündigt, die ganze Breite des Rings nutzen zu wollen. Der Brite machte sein Versprechen auch wahr und war offensichtlich darum bemüht, Klitschko auf Distanz zu halten und wollte so seinen Größenvorteil zur Geltung bringen. Die Rechnung ging zunächst auf, denn der Kampf war offen; vielleicht sogar mit leichten Vorteilen für Fury. Der Titelverteidiger hatte sichtbar Probleme, auch weil er seinen linken Jab nicht durchbrachte und immer wieder Gefahr lief, in die blitzartigen Angriffe seines Gegners zu laufen.
Auffällig: Klitschko und Fury klammerten häufig und mussten vom Referee wieder getrennt werden. In der fünften Runde war bei Klitschko dann auch noch ein Cut unter dem linken Auge zu sehen. Die Probleme des Ukrainers, der im wahrsten Sinne des Wortes auf den größten Gegner seiner Karriere traf, wurden nicht weniger. Vielmehr wurden sie größer, denn Fury kontrollierte den Kampf und setzte immer wieder Nadelstiche. Das brachte auch das Publikum auf den Plan, das lautstark Klitschko anfeuerte.
Es half nichts. Fury blieb im Vorteil und im Klitschko-Lager machte sich allmählich die Erkenntnis breit, dass der Weltmeister ein K.-o. benötigte, um den Kampf zu gewinnen. Klitschko besann sich dann auch und machte ab Runde 9 mehr Druck, doch der 27-jährige Engländer hielt dagegen und landete immer wieder Treffer schmerzhafte Treffer, steckte aber auch ein. Zu Beginn der 12. Runde lag der Engländer immer noch vorne, Klitschko probierte noch einmal alles und landete auch einige schwere Treffer. Ob das am Ende reichen sollte, das mussten nun die Punktrichter entscheiden. Deren Urteil fiel in Düsseldorf einstimmig aus: Sieg nach Punkten für Tyson Fury.
Für Klitschko war es die fünfte Niederlage in seinem 68. Kampf. Der 39-Jährige Klitschko zeigte sich nach dem Kampf einsichtig. "Er hat verdient gewonnen. Mir hat die Schnelligkeit gefehlt, die Reichweite hat eine große Rolle gespielt", sagte Klitschko: "Ich habe alles versucht, konnte aber nicht. Ich habe einfach nicht getroffen. Ich konnte den Schlüssel einfach nicht finden." Abschließend kündigte er auch an, dass es "auf jeden Fall einen Rückkampf geben wird." Zuletzt hatte Klitschko am 10. April 2004 gegen Lamon Brewster einen Kampf verloren.
Überglücklich war indes Fury, der sich zuerst bei "Gott, Jesus und seinem Erlöser" bedankte: "Ich freue mich sehr, weil ich wegen der letzten Runde nicht sicher war, ob es reichen würde. Endlich ist es wahr geworden. Ich kann nicht glauben, dass mein Traum wahr geworden ist." Fury wandte sich dann auch an Ex-Weltmeister Lennox Lewis, der als englischer TV-Experte vor Ort war, und Klitschko, die er als "großartige Champions" betitelte. Anschließend kam der Showman in ihm durch, denn mitten im Ring sang er seiner Frau ein Ständchen. Über das Mikro und die Hallenlautsprecher ertönte "I don’t want to miss a Thing" von Aerosmith.