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Ryder-Cup-Bewerbung: Das Go der Gofus

Fußballer machen Reklame für den Ryder Cup

Ryder-Cup-Bewerbung: Das Go der Gofus

Stehen gemeinsam hinter der deutschen Bewerbung für den Ryder Cup: Gofus.

Stehen gemeinsam hinter der deutschen Bewerbung für den Ryder Cup: Gofus. gkfotodesign

Die T-Shirts gab es in drei Farben, in den Nationalfarben. Schwarz, Rot, Gelb-Gold. Die Botschaft, die auf der Vorderseite prangte: "RC@Faldo - 2022". Übersetzt soll dies heißen: Ryder Cup auf dem Faldo-Kurs im Jahr 2022. Die Bewerbungskampagne für die Ausrichtung des legendären Kontinentalvergleichs der besten Golfer aus Europa und Amerika, um die sich das A-ROSA-Resort am Scharmützelsee in Bad Saarow bewirbt, läuft schon seit einigen Monaten.

Nun hat der Endspurt begonnen, bei dem der deutsche Bewerber aus Brandenburg große Unterstützung der Gofus, der Golf spielenden Fußballer, bekommen hat. Beim Masters, dem Turnier zum Saisonabschluss, widmete die Gofus-Familie beide Tage der Bewerbung. Bei der Siegerehrung trugen rund 200 der ehemaligen und aktuellen Fußballer sowie der Freunde und Sponsoren die unterschiedlichen Hemden, um mit dieser farbenprächtigen Aktion Reklame zu machen. Das Motto: Go Deutschland 2022. Hier speziell das Go der Gofus für den Ryder Cup.

"Eine tolle Geste unserer Freunde", bedankte sich Vanessa Herbon, die Direktorin Golf und Sport im Resort am Scharmützelsee. Die ehemalige Golf-Nationalspielerin hofft auf den Zuschlag und unterstreicht die Bedeutung dieses berühmten Wettkampfs in dieser Sportart: "Es ist das Event im Golf. Die Welt würde nach Bad Saarow und Berlin-Brandenburg schauen, sollten wir den Zuschlag bekommen."

Die Fußballer jedenfalls rührten kräftig die Werbetrommel für ihren Heimatplatz, nicht weit von der polnischen Grenze entfernt. Gute Chancen, dass die in Wentworth bei London beheimatete Kommission, die die Entscheidung über den Austragungsort treffen wird, Deutschland und damit Bad Saarow den Zuschlag geben wird, sieht Detlef Hennies. "Deutschland ist absolut mal dran", sagt der frühere Fußball-Profi von Hannover 96, der sich in der Golf-Branche einen Namen gemacht hat und als Stellvertretender Chefredakteur des Golf-Magazins mit der Materie bestens vertraut ist. "Es wird einfach Zeit, dass diese Veranstaltung mal zu uns kommt."

Diesmal ist auch die "große" Politik mit an Bord

Fußballer beim Golf: Karl-Heinz Riedle.

Fußballer beim Golf: Karl-Heinz Riedle. gkfotodesign

Für Hennies wäre es "eine große Chance für den deutschen Golfsport". Er erhofft sich "durch das Instrument Ryder Cup" eine weitere positive Entwicklung, um Jugendliche zu gewinnen, speziell über den Schulsport. Doch der 55-Jährige erwähnt auch die wirtschaftlichen Aspekte: "Es wäre eine Attraktion für die gesamte Region." Untersuchungen haben ergeben, dass der 2010 in Wales ausgetragene Wettbewerb einen positiven Effekt für diese Region auf der britischen Insel hatte, indem etwa 100 Millionen Euro dorthin geflossen sind.

Einen ähnlichen Effekt erhoffen sich die Macher in Bad Saarow. "Bisher haben wir hauptsächlich deutsche Gäste. Wir sehen die große Chance, internationalen Tourismus hierher zu holen", sagt Horst Rahe, der Boss der A-ROSA-Unternehmensgruppe, die mit der Familie Haselstein (Eigentümerin des Resorts) die Finanzierung des Projekts übernimmt.

Mit dem Golf-Idol Bernhard Langer an der Spitze startete vor Jahren der Wittelsbacher Ausgleichsfond in Neuburg bei Ingolstadt, gefördert von der Automobilmarke Audi, den ersten Versuch, den Cup in die Bundesrepublik zu holen. Die damalige Bewerbung scheiterte, weil Bund und das Land Bayern nur Unterstützung auf ideeller Basis angeboten hatten. Frankreich erhielt für 2018 den Zuschlag.

Im Gegensatz zu damals geht Deutschland diesmal als Favorit ins Rennen, zumal in den letzten Tagen die Weichen gestellt worden sind. Die Bundesregierung sagte eine Steuerbefreiung zu, so dass dieses Golf-Ereignis in dieser Hinsicht gleichgestellt wird mit der Fußball-WM 2006 und dem in diesem Jahr in Berlin ausgetragenen Finale um die Champions League. "Ein großer Schub für unsere Kampagne", jubelte die A-Rosa-Chefin Herbon. Und Claus M. Kobold, der Präsident des Deutschen Golf-Verbands, der immerhin rund 650.000 Mitglieder zählt und somit der zehntgrößte Sportfachverband in Deutschland ist, sprach sogleich vom "glücklichsten Tag in meinem Golfleben."

Diese Zusage der Politik hatte noch gefehlt. Nun scheint alles bereit, zumal auch mit BMW und Allianz zwei wichtige Unternehmen, die sich auf der European Tour engagieren, als Partner gefunden wurden. Die Rivalen für Bad Saarow kommen aus Österreich, Italien und Spanien. Doch Experte Hennies macht bei den Konkurrenten jeweils anders gelagerte Abstriche: Österreich mit dem Klub Fontana bei Wien mache zwar einen guten Job, habe indes das Handicap, dass nur ein 18-Loch-Platz zur Verfügung stehe, einfach zu wenig, um dieses Großereignis stemmen zu können. Italien, das den Marco-Simone-Kurs in der Nähe von Rom ins Rennen schickt, verhalte sich eher sehr zurückhaltend und gelte daher als krasser Außenseiter.

Spanien: Im Nachteil trotz starker Bewerbung

Tolle Kulisse: Die A-ROSA-Anlage in Bad Saarow.

Tolle Kulisse: Die A-ROSA-Anlage in Bad Saarow. gkfotodesign

Und Spanien mit dem PGA Catalunya habe zwar einen starken Auftritt hingelegt mit Golf-As Sergio Garcia und Tennislegende Rafael Nadal, besitze aber das Manko, bereits 1997 einmal Ausrichter gewesen zu sein - in Valderrama, als erstmals auf europäischem Festland der Ryder Cup stattfand und so die Lebensleistung der Legende Severiano Ballesteros gewürdigt wurde. Hennies zum Stand der deutschen Initiative: "Um in der Fußballersprache zu sprechen: Wir führen 1:0 und es läuft die 85. Spielminute."

In den nächsten Tagen wird die endgültige Entscheidung getroffen. Publiziert wird sie indes erst Mitte Dezember, da sich in der Geschäftsführung des Europäischen Verbands personelle Veränderungen ergeben haben. In Bad Saarow warten sie gespannt auf die Nachricht von der Insel und hoffen auf ein Weihnachtsgeschenk.

Sollte das Okay kommen, so werden schon im nächsten Jahr die Bagger und Planierraupen anrücken, um den neuen Ryder-Cup-Platz zu bauen. Die Anlage am idyllischen Scharmützelsee, bislang mit drei attraktiven 18-Loch-Plätzen sehr beliebt, würde grundlegend verändert. Im Juli war Nick Faldo, der britische Star und Golfplatz-Architekt, vor Ort und hat seine Pläne vorgelegt. Der Weltklassespieler, von 1977 bis 1997 bei elf Ryder-Cups am Start: "Das Gelände ist bestens geeignet, um einen herausragenden Platz zu schaffen. Ich möchte Spielbahnen kreieren, die viel Strategie und Können verlangen."

Faldos Idee: Der Stan-Eby-Kurs wird weichen müssen. Auf diesem Gelände werden zehn neue Löcher für den neuen Ryder-Cup-Platz geschaffen. Acht Bahnen von "seinem" legendären Faldo-Platz, berühmt und berüchtigt wegen der unzähligen Bunker, bleiben erhalten. Alles soll großzügig angelegt werden, genug Platz reserviert werden für Zelte und Tribünen, um den gut 50.000 Besuchern, die an jedem Tag erwartet werden, einen guten Blick zu verschaffen.

Das Golf-Eldorado der Arosa-Kette würde also ein ganz neues Gesicht erhalten: das passende Layout für den Ryder-Cup. Dabei wird der Stan-Eby-Kurs, seit neun Jahren die Heimat der Gofus, ausradiert. Die Golfliebhaber aus dem Lager der Fußballer nehmen dies in Kauf und drücken den Freunden in Bad Saarow die Daumen. Norbert Dickel, der Präsident des Klubs, in seiner eigenen Art: "Wenn der Ryder-Cup hierher kommt, jubeln alle Gofus-Mitglieder und sind 2022 vor Ort."

Hans-Günter Klemm